Unterwegs mit dem Berufsfischer

…Ja genau! Ich war mit dem Berufsfischer unterwegs!! Der Zufall hat es gewollt…und ich habe spontan den Finger erhoben, als die Frage kam ob ich mal mit aufs Wasser raus möchte.

Nun war es also soweit. Um 4 Uhr nachts klingelt mein Wecker- dabei war ich zuvor, vor Aufregung schon zweimal wach geworden. Um 5.30 Uhr fahre ich durch einen verlassenen Wald am Rheinufer in der Nähe vom Kernkraftwerk Phillipsburg.

Der Fischer hat schon alles vorbereitet. Warm angezogen bin ich schonmal!!2 Pullis, 3 Jacken, eine Mütze, 2 Hosen, gefütterte Gummistiefel und beheizbare Handschuhe! Das Michelinmännchen wirkt wie eine Gazelle neben mir.

Skeptisch werde ich begutäugt: „Hm…. Also du brauchst noch dicke Gummihandschuhe…und dann noch…und außerdem…..“

Nach 5 Minuten stecke ich zusätzlich (!) noch in einer dicken Gummihose, einem dicken Gummianorak und langen, blauen, dicken Gummihandschuhen.

Dann geht es los!!

Aufgeregt male ich mir im Kopf aus, wie der Fischer gleich 20-30 Meterzander mit dem ersten Stellnetz herauszieht.

Meine Aufgabe am heutigen Tag: Die Netze mit losbinden und rausziehen und Weißfische abschlagen! Der Bewegungsradius von einem Meter passt perfekt zu meinem  5-lagigen Outfit mit dem ich auch im Winter Canadas der Kälte getrotzt hätte.

Aufgabe der Fischers: Weißfische rausholen!! Eine Kundin hat hunderte Kilos an Weißfischen bestellt!

Der erste Einzug : 1 Zander!

Das zweite Netz : Schneider. Kommt mir irgendwie vom Ufernageln her bekannt vor!

Netz Nummer vier bleibt am Boden hängen. Eine gute viertel Stunde sind wir beschäftigt das Netz zu lösen….am Ende reißt es. Frust! Immerhin sind die Netze teuer. Kommt mir irgendwie auch bekannt vor!

Plötzlich hängt ein silbriger Fisch im Netz. Größe und Farbe…. Ich bin mir sicher: Ein Barsch! Fast 40-50 cm hat der Gute! Doch dann werde ich im Licht der Stirnlampe eines Besseren belehrt: Ein Monster-Rotauge!

Nach 3 Stunden sehe ich Brassen, Güstern, Nasen… doch der Weißfischkübel ist nicht einmal zu ¼ voll!

Dafür fangen wir Zander! Der Berufsfischer wundert sich….Warum ausgerechnet dann wenn man Weißfische braucht?! Ein Satz der mir irgendwie bekannt vorkommt.

Dummerweise beißt bei mir kein Zander wenn ich Weißfische angeln will….

Die Fahrt geht weiter. Permanent werden die Netze von Ästen befreit. Das Astproblem- kenne ich auch irgendwoher.

Wir fahren zum letzten Netz! Die letzten Netze fingen eher wenig.

Immerhin sehe ich keinen einzigen Kormoran…vielleicht hätte der gewusst wo die Weißfische sind?!

Als wir das Netz hochziehen, zappelt ein Traum von Zander darin. Schüttelt sich…..und upps…weg war er! Verdammt- kenne ich doch auch irgendwoher!

Der kapitale Barsch der als nächstes zum Vorschein kommt, macht es dem Zander nach!

Verflixt! Binnen Sekunden wird eine Illusion von mir zerstört: Der Berufsfischer hat gerade 2 kapitale Fische verloren! Und das Tragische daran- der muss von den Fischen leben.

Auf dem letzten Meter, dann doch ein Happy End!

„Ein Hecht??? Ich glaube da ist ein Hecht dran!“, ertönt es von rechts als wir die Netze hochziehen.

Doch dann werden wir eines Besseren belehrt!  Ein Meter-Wels!! Es ist das erste Mal dass ich einen lebenden Wels sehe!

Voller Euphorie starte ich um 9 Uhr in meinen Arbeitstag!

Ich sehe auch ohne Gummianzug immer noch aus wie das Michelinmännchen, bin müde, rieche nach Fisch und bin überall ein wenig nass und dreckig. Aber das lächle ich heute alles weg….weil es einfach schön war.

 

Und was lernen wir aus diesem Mist?

Dass  Fische fangen auch für den Berufsfischer nicht einfach ist.

Auch wenn der Job nicht jedem gefällt,

hat man als Berufsfische vielleicht den schönsten Job der Welt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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