Angeln am FKK-Strand im Schwabenland

zaberfeld

Heute morgen stand ich um 4 Uhr auf und setzte mich um 5:03 Uhr  mit meiner kompletten Angelausrüstung in den ersten Zug nach Sulzfeld zu den ganzen an-und betrunkenen Fahrgästen, welche die letzte Straßenbahn Richtung Kraichgau verpasst hatten.
Frühstücks-Konversation vom Feinsten:
„Ey Alder! Guck mal – hat die n Gewehr in dem Rohr?“
„Weiß nedd- meinsch?“
„Ey- dess is bestimmt n Musikinstrument!“
„Ahh….hajo!“
„Dess is bestimmt so ne Riesenflöte… Wie heißen die Dinger nochmal?“
„ Weiss nicht! Lass mich schlafen!“
Mein „kleiner“ Bruder macht gerade seinen Vorbereitungslehrgang zur Fischereiprüfung. Bis jetzt war er nur am Forellenteich angeln. Außer heute!
Um 6:03 Uhr holte er mich nämlich vom Bahnhof ab um mit mir zum Bäcker nach Zaberfeld zu fahren, um eine Tageskarte für die Ehmetsklinge zu kaufen – und (auf Wunsch) als mein privater Kescherträger zu fungieren.
Die Frage ob er einen Eimer für die Fische mitnehmen soll, habe ich vorsichtshalber mal verneint
(auch wenn ich insgeheim darauf gehofft habe dass die schwäbischen Fische beißfreudiger sind, als die badischen).
„ Ein Laugencroissant und eine Tageskarte für die Ehmetsklinge bitte!“ – und nach 2 min. hatte ich die erwünschte Freikarte  für meinen ersten Angeltag an der Ehmetsklinge.
Leider darf  der See nur von einem Uferstück- nicht aber von allen Seiten befischt werden.
Egal. Pünktlich zum Sonnenaufgang standen wir am Wasser.
Die ersten Auswürfe-erfolglos. 4 Friedfischangler teilten sich den Uferbereich mit uns.
„ Meinst da kommen noch mehr?“, fragte mein Bruder.
„ Nö!“, sagte ich. Heute ist Samstag- da arbeitet man im Schwabenland!
Eine viertel Stunde später wurde ich eines besseren belehrt!
Plötzlich stellte sich eine Schar von Anglern rechts und links neben uns. Boilies, Maden, Liegestühle….. Überall wimmelte es plötzlich an Friedfischanglern. Bis 9 Uhr stand ich mit meiner Spinnrute im 1-Meterabstand  zwischen 2 Karpfenanglern und betete bei jedem Auswurf  nur noch, dass ich beim einholen keinen Feederkorb  am Haken habe.
Raubt da was? Nee- war nur n Futterball! Und da ? Nee, war auch nur n Futterball.
Plötzlich ein brummen. Piiiiiep. Wieder ein brummen!
„ Was ist das?“, fragte mich mein Bruder, und zeigte auf ein schuhschachtelgroßes Plastikboot, das ich fast mit meinem Wobbler getroffen hätte.
Ein ferngesteuertes Boot brachte mit viel Gepiepe und Gebrumme den Futterkorb aus. Auswerfen war gestern!
Sprachlos schaute ich das Spektakel an. Ob man so ein Boot auch dafür nehmen könnte einen Wobbler am Ende des Sees- auf der Seite die ich nicht befischen darf- auszubringen???
„Guten Morgen! Seekontrolle!“, wurde ich plötzlich aus meiner Vison herausgerissen.
Angeblich- so der Herr, hat es hier Welse, Zander, Forellen (!!) und Hechte. Aha!!!
„Und wie viel zahlt man hier an Jahresgebühr wenn ich nach meiner Fischerprüfung in den Angelverein will?“, fragte mein Bruderherz.
„ Mit Aufnahmegebühr für die 3 Seen….ca. 800 Euro!“
Gesichtsabsturz!!
„Da kann ich mir ja den Zander für ein ganzes Jahr in der Metro kaufen!“, meinte mein Bruder geschockt zu mir, als der nette Herr weiterging.
Hm…den Zander wird er wohl auch so in der Metro kaufen müssen wenn er so erfolgreich auf Zander angelt wie ich, dachte ich mir und stieg (erfolglos) auf Dropshot um.
Eines habe ich zumindest gelernt: Im Schwabenland geht man wohl doch Samstags angeln und hat trotz aller Geizigkeit-Gerüchten wohl tatsächlich 800 Euro für eine Jahreslizenz an einem mittelprächtigen See übrig.
Aber vielleicht ist ja genau das die Ursache vom Problem! Vielleicht schickt die schwäbische Hausfrau ihren Mann jeden Tag ans Wasser – einschließlich Samstag- weil er die 800 Euro wieder mit Fischen reinholen muss- komme was mag ?!
So langsam wird mir die Sache zu heiß. Die Friedfischer schauen mich an, als wäre ich der Kormoran in Person.
Schweigend sitzen sie mit ihren Bieren auf den Ansitzstühlen. Alles schweigt- nur ich spreche.
Bei jedem Auswurf  meines Gummifisches werde ich angeschaut als hätte ich gerade den Fisch ihres Lebens vom Futterplatz vertrieben.
Dabei bin ich mir sicher- das Futterboot hat bestimmt meinen Meterhecht verscheucht den ich gerade fast an der Angel gehabt hätte. 😉
Um 10 Uhr laufe ich an den zahlreichen Anglern vorbei und schaue in die Setzkescher.
Fazit: 1 Rotauge.
„ Es kann nicht immer ein Fangtag sein- manchmal ist auch nur Angeltag!“, meinte der glückliche Fänger. „ Wisst ihr! Heute ist hier Königsfischen!“
Na prima- und ich mittendrin!
Als ich den letzten freien Platz um die Ecke anvisiere, gröhlt es hinter mir her:
„ Ab da vorne ist aber FKK-Bereich!!!“
Gröhlen. Dann prostet man(n) sich zu.
Plötzlich ein Spinnfischer-der Einzigste. Herzlich als wollte er mir sagen: „Du bist hier nicht allein!“, lächelt mich ein Mann mit einem Gummifisch an der Rute an.
Gefangen hat er auch nichts.
Als ich die letzten 3 Meter der erlaubten Angelstrecke begutachte, werde ich gemustert wie die „Neuzugezogene auf dem Dorf“.
Die Blicke sahen aus nach „ …die wird doch wohl nicht mit ihrer Spinnrute jetzt meine Friedfische vertreiben?“.
Ich komme mir kurz vor wie in der 2. Klasse, als mich beim Brennball keiner in der Mannschaft haben wollte, weil ich die Langsamste war.
Dann wende ich um.
Upps… was liegt denn da? Ein Schraubschlüssel.
Verdammt! Das war´s! Das Sammler-Omen hat wieder zugeschlagen.
Ein „letzter Auswurf“ an der Ecke vom  Seehotel.
„ Ging was?“, fragt ein Angler neben uns den andern!
„ Ja du!!! Soooo ein Fisch….. 2 Meter vor unseren Füßen!!! Ich sag´s dir!“
Mein Bruder blickt mich fragend an! Welcher Fisch???
Um 12 Uhr kündige ich meinem Mann die Rückreise an!
„Wie lief´s ?“
„ Michael hat 800 Euro gespart! Und ich habe n´ Schraubschlüssel gefunden! Außerdem wird er zum angeln demnächst nach Karlsruhe kommen- ach ja…. und ich habe keinen Köder verloren! Heute Abend koche ich dir als Dankeschön fürs Angelndürfen was vegetarisches wenn ich nicht um 17 Uhr vorm Herd einschlafe!“
Hat sich doch gelohnt, oder? 😉

Was lernen wir aus diesem Mist?
Das Angeln in Zaberfeld teuer ist.

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