Auf Jagd nach der Springforelle

wolfach kinzig

Als wäre ich ein abstinenter Alkoholiker im Schnapsladen, auf Null-Diät in der Konditorei oder ein Hund in der Metzgerei.

…so ähnlich fühlt man sich als Angler(in) wenn man im Schwarzwald Urlaub macht.

Überall ruft einer in einer fast schon schizophrenen Art und Weise dir zu „Nein- du nicht!“

Das Gefühl vom letzten Jahr saß mir noch tief in den Knochen….doch diesen Urlaub habe ich gut recherchiert! Sehr gut!!!

Es gibt nämlich tatsächlich eine Möglichkeit in der Kinzig zu angeln! Man braucht nämlich eine „Wolfacher Gästekarte“…. und dafür braucht man eine Ferienwohnung in Wolfach.

Lange Rede, kurzer Sinn…. am ersten Samstag in den Pfingstferien buchte ich mich mit meiner Familie auf dem Bauerhof in Wolfach ein.

Glücklich hielt ich die Wolfacher Gästekarte in den Händen! Dummerweise hatte die Tourismuszentrale, wo meine Wochenkarte für die Kinzig hinterlegt war, bis einschließlich Pfingstmontag (!) geschlossen.

Frustriert ging ich aufs Zimmer. 3 Tage Kinzig….3 Tage Wolfach…3 Tage von der Wochenkarte nicht nutzen können…. 🙁

„Entschuldigung“, meinte mein Mann zu dem Hofbesitzer, „ ich habe gesehen dass Sie da vorne ein Forellenzuchtbecken haben….“

„Ja“, erwiderte der Mann.

„ Nun“, meinte meiner, „darf meine Frau da mal angeln? Wissen Sie, wenn sie nicht angeln darf dann…..“

Weiter kam er nicht.

Der Hofbesitzer schaute zuerst ihn, dann mich erschrocken an.

„ Die Forellen beißen hier sogar wenn sie den Finger reinhalten! Ich glaube ihre Frau versteht bestimmt etwas anderes unter angeln“, erklärte er.

Na prima!, dachte ich.

Jetzt wirst du schon behandelt wie ein ein Junkie auf Entzug.

Nach dem Motto: „Entschuldigung….hätten Sie evtl.etwas Morphin für meine Frau, damit sie die kommenden Tage übersteht?“

Zu Hause ging derweil die Hecht- und Zanderzeit los. Ohne mich….und so trudelten stündlich irgendwelche Nachrichten ein als „ Jemand Lust mit an den Rheinhafen zu gehen?“ oder

„ Weißt du ob der Rheinhafen bei 7,50 Meter beangelt werden darf?“ und dann kamen auch schon die ersten Fangbilder auf mein Handy….

Tapfer hielt ich durch.

Dienstags hielt ich meine Angelkarte schließlich in den Händen.

2 Stunden lief ich voller Vorfreude an dem schmucken Flüßchen entlang….die erste Hälfte ein klassisches Fliegengewässer aber nur maximal 40 cm tief.

Die zweite Hälfte, eingezäunt von einer ca. 10 Meter hohen Mauer….unerreichbar!!

Doch wer mich kennt, weiß….ich geb nicht auf…..

Irgendwo entdeckte ich eine Treppe, hinab zum Fluß. Mein Angelplatz beschränkte sich nun auf einen Quadratmeter zischen Busch, Mauer und Kinzig.

Auswurf…..nix!

Zweiter Auswurf… nix!

Das Auswerfen an sich- eine Katastrophe! Mit Pendelwurf den Köder weiter als 2 Meter zu platzieren….unmöglich.

Bämm!…. plötzlich ein Einschlag!

Naja…ein „Einschlägchen“….

Meine erste Kinzigforelle! Leider 23 cm.

Kurz darauf folgt Forelle Nummer 2,3,4,5 und 6. Keine größer als 20 cm.

Am Folgetag wiederholt es sich. Wieder 6 Forellen, wieder keine Maaßige! Mittwoch regnet es in Strömen.

Egal- denke ich und ziehe erneut los….Die Kinzig eine braune Brühe sehe ich keine Hoffnung irgendeinen der Sichtjäger an die Angel zu bekommen. Außerdem weiß ich nun warum in der kinzig Einzel-Schonhaken empfohlen werden… es gibt keine Maaßigen Forellen.

„Ha!!! Eine Anglerin!“ ruft ein Einheimischer herunter zu mir, „ gibt es hier wirklich Fische drin?“

Die Fragen sind überall dieselben.

Plötzlich…1 Meter vor meinen Füßen springt eine gute 60 cm-Forelle hoch!!

2 Sekunden später erneut!

Sofort zeihe ich meinen Köder durch……Fehlanzeige!

1 Stunde versuche ich mich an einem kompletten Arsenal an Ködern mit Einzelschonhaken, Fliegenrute mit Streamer und Trockenfliege…. doch meine Springforelle interessiert es nicht die Bohne. Kurz bevor meine „Angelzeit“ zu Ende ist, springt sie noch einmal hoch für mich…..als wollte sie mir zum Abschied nochmal die Zunge herausstrecken.

Am Folgetag fing es wieder an zu regnen….Nun- dachte ich- wahrscheinlich ist die Springforelle so groß geworden weil sie nur bei Regen jagt, wo kein Angler angelt!

Keiner….außer mir!

Den Donnertsag und Freitag verbrachte ich also jede freie Minute an derselben Stelle z.B. wenn die Kinder in Wolfach ein Eis essen waren, damit die Springforelle zu überlisten.

Nein…ich habe es nicht geschafft! Und es war gut so. Die Springforelle hat es verdient.

Den letzten Wurf machte ich schließlich am letzten Tag an der Fliegenstrecke.

Zwischen ein paar Bäumen kämpfte ich mich ins Wasser vor und ….Bämm…da hing sie….meine erste maßige Kinzigforelle!

Am letzten Tag.

Glücklich und stolz kam ich nach Hause!

Mein 5-jähriger Sohn blickte mich vorwurfsvoll an „ Mama! Ich will auch eine angeln!“

Na gut, dachte ich und ging mit ihm nach Genehmigung zum Forellenzuchtbecken!

Spinner rein….. „…und jetzt kurbeln“, sagt ich, als er schon hysterisch schrie: „Keeeeescheeeeer!!!!!“

Stolz landete er seine erste Urlaubsforelle, drückte mir den kescher in die Hand und rannte quer über den Spielplatz zu den andern Jungs:

„ Raphaaaaeeel! Simon!!!!!!!Justin!!!! Ich hab grad sooooooooooooo ne Forelle geangelt! Sooooo ein Fisch…….soooooo groß……mit dem ersten Auswurf! Meine Mama …die….die hat dafür viel länger bebraucht“

Was lernt man wenn man zur Kinzig reist?

Dass – wenn überhaupt- nur eine untermaßige Forelle beißt.

Und auf die Schnelle-

schon gar nicht erst die große Springforelle.

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