Die Superfliege am Mirabellenbaum

Samstag-Mittag 14 Uhr. Die Sonne brennt. Der mittlere Oberrhein heizt seinen Bewohnern mit 30 Grad Celcius im Schatten ein.

Mein Mann beschließt mit den Kindern ins Freibad zu gehen.

Und ich? Soll ich die Chance nutzen um bei 30 Grad Celcius, in Watstiefel…in der prallen Sonne angeln zu gehen? Oder sollte ich mich besser mit 2000 andern Menschen ins Freibad stellen und mich am Ende des Tages fragen, ob ich heute vielleicht den Fisch meines Lebens gefangen hätte ?

Die Frage hatte sich quasi im Ansatz erübrigt!

Da stand ich, also….mitten im Bach…mit der Fliegenrute und meiner Superfliege, die schon drei Forellen landen durfte dieses Jahr.

Das Wasser auf Rekordtiefstand. Ich überlegte eine Weile, begutachtete die Brennesselfelder am Ufer und beschloss spontan den Weg durch das Gewässer zu nehmen!

Absolute Ruhe prägte das Flüsslein. Lediglich ein paar Enten platschten in naher Entfernung. Von Fischen – keine Spur!

Immer wieder beangelte ich Kurven, Schattenplätze und tiefe Gumpen. Erfolglos! Kein Nachläufer, keine Attacke!

Nach 2 Stunden verlor ich langsam die Geduld. Nur eines gab mir Hoffnung: Die Sicherheit- wäre eine Fisch da, würde er auf meine Superfliege reagieren!

Meine Superfliege: Sie kam auf dem Wasser auf und wurde in der Regel unmittelbar danach attackiert:

Meine Superfliege.

Sie war selbstgebunden und daher nicht käuflich:

Meine Superfliege.

Sie hing am Baum? Kein Problem….selbst in einer halbstündigen, spektakulären Rettungsaktion mit Teleskopgreifzangen und Zwiebelnetzen….Ihre Rettung war oberstes Gebot:

Meine Superfliege.

Ja- es verbanden uns drei kapitale Bachforellen! Eine unbeschreibliche Fliegenfischerliebe. Mein treuer Begleiter: ….meine Superfliege!

Plötzlich entdeckte ich beim waten einen Mirabellenbaum. Die Äste hingen verführerisch an einen- vom Gewässer aus erreichbaren Schattenplatz.

Ich genehmigte mir eine kleine Kostprobe….am Ende war mein Bauch voll mit jenen süßen Früchten von denen der ganze Baum vollhing.

Einen Moment übelegte ich….dann opferte ich meine Plastiktüte in meiner Angeltasche und füllte sie. Wenn ich schon ohne Fisch nach Hause komme, dann wenigstens mit einer Tüte Mirabellen!

Doch wohin im Wasser mit der Fliegenrute? Ich klemmte die Rute hinten zwischen dem Rucksack und dem Watkescher hochkant ein.

Als ich den letzten Ast auf Zehenspitzen herabziehe, reißt mich die Strömung etwas um. Um mein Gleichgewicht zu halten, lasse ich den Ast los, der ruckartig meine Rute tangiert und dabei das Vorfach um sich wickelt.

Da hing sie….am Mirabellenbaum:

Meine Superfliege.

Alle Versuche einer Notrettung scheitern mit dem Ergebnis dass ich nass bin und die Fliege am Ende ohne Vorfach am Mirabellenbaum hängt.

Mit der Schwimmschnur versuche ich ein Lasso zu formen, welches den kleinen Mirabellenzweig einfängt. Bingo!!! Mit einem Ruck ziehe ich die Schnur nach unten.

Auf meinen Kopf regnet es Mirabellen.

Die Spitze des Zweiges bricht ab- mitsamt der Fliege….und schwimmt nun im reissenden Flüsschen. Auf, weg….und davon.

Meine Superfliege!!!

🙁 Geschockt blicke ich ihr hinterher.

Meine Superfliege!

Was für ein schwarzer Tag. Schneider….die Superfliege verloren….die Watstiefel voller Wasser, die Hose nass- aber immerhin mit 12 Mirabellen in der Tüte!

Was lernen wir aus diesem Mist?

Dass gleichzeitig Sammeln und Angeln nicht immer einfach ist.