Es kam…wie es kommen musste – oder „Möchte-Gern-Angelurlaub im Schwarzwald“

AWaldsee
Es ist Urlaubszeit….auch für mich. Leider nur eine Woche…..:-(
Hätte ich ein Haus in Norwegen gemietet, hätte ich wohl eine Ehekrise ausgelöst.
Aber auch im Schwarzwald kann man ja bekanntlich toll angeln. Forellen – meine Lieblingsgenossen, welche ich leider weder in der Alb noch in der Murg schaffe an den Haken zu bekommen.
2/3 aller Angler, die ich kenne, haben schon einmal eine Bachforelle gefangen und gegessen. Meine Wenigkeit gehört nicht dazu. Noch nicht….
Mein Koffer war diesmal nur zur Hälfte mit Kleidung gefüllt. Völlig absehbar war mir klar, dass mir nach 3 Tagen Urlaub auf dem Bauernhof die Klamotten ausgehen würden – aber dafür hatte ich nun (fast) alles dabei was mich zu meiner ersten Bachforelle führt: Blinker, Schonhaken, Spinnrute, Fliegenrute, Streamer, Crankbaits….etc.
Als Urlaubsziel hatte ich „Fischerbach“ ausgewählt. Irgendwie gefiel mir der Name. Und im Kinzigtal soll man ja gut Forellen angeln können.
Letzten Samstag war Anreise:
Zu meinem Erstaunen musste ich feststellen dass Fischerbach nur einen Bach hat – und der ist momentan gerade aufgrund des Wassermangels nur noch ein kleines Rinnsal.
Auf dem Hof angekommen wurde ich erst einmal mit dem hofeigenen Karpfensee konfrontiert. Nein- kein Mini-Teich! Ein kleiner See…mit eigenem Ruderboot zum Karpfen-Füttern!

Es kam wie es kommen musste…. am Abend saß ich nicht an der Kinzig…sondern mit meinem Sohn in einer Schwimmweste im Ruderboot und verfütterte Toastbrot.

Am nächsten Tag erkundigte ich mich nach einer Tageskarte für die Kinzig. Gibt es nicht – wenn nur für Übernachtungsgäste in Wolfach. Dummerweise war meine Herberge nicht in Wolfach sondern in Fischbach (wo es keinen Bach mehr gab).

Vor Ort erhielt ich den Tipp nach Haslach an den Waldsee zu gehen. Für 15 Euro gibt es hier wohl Tageskarten. Fanglimit 4 Fische. Spielplatz und Restaurant gleich nebenan. Perfekt, dachte ich…..Dummerweise waren nur Naturköder zugelassen und die konnte man nur im 30 km entfernten Angelladen kaufen und heute war Sonntag!

Es kam wie es kommen musste…. ich saß also im Außenbereich des Restaurants und schaute 1 Stunde lang bei einem Bitter Lemon neidisch auf die 3 Herren die gerade ihre Ruten zusammenbauten.

Wie ein raubender Tiger schlich ich mich um die Angler herum. Dann traute ich mich endlich die  entscheidende Angler-Small-Talk-Frage zu stellen : „Und – geht was?“
„Ein Karpfen und ‘ne kleine Forelle. Viel geht hier nicht“
Ich hakte nach: „Gibt es hier irgendwo ein empfehlenswertes Gewässer, wo ich eine Tageskarte herbekomme?“
„Nein – hier direkt nicht, da musst du ein wenig fahren. Eigentlich – mal ganz unter uns- ist der Rhein am besten!“

Es kam also wie es kommen musste… ich fuhr ins Kinzigtal zum angeln und wurde von Einheimischen als Insider-Tipp nach Hause geschickt.

Aber vorher war mir klar, würde ich noch 5 Tage lang in einer Schwimmweste die Karpfen aus Fischerbach dickfüttern 😉

Die verzweifelte Suche nach einer Tageskarte fürhrte mich schließlich nach Oberharmersbach. Für 15 Euro gibt es dort für Touristen Tageskarten für die „Harm“. Der Bach der ein wenig an die Alb in Karlsruhe erinnert, schien den Recherchen nach ein hervorragendes Forellengewässer zu sein. Da mein Mann ohnehin gerne in Oberharmersbach auf dem „Wichtelpfad“  wandern wollte, schien der Tag perfekt zu werden. Aufgeregt blickte ich aus dem Fenster und schaute mir die teils sehr tiefen Gumpen und Wehre der Harm an. Wundervolle Stellen zum angeln…..leider nicht für mich. “ Die Strecke beginnt hinter dem gelben Haus und endet beim Schwimmbad“, entgegnete mir die junge Dame an der der Touristenninformation.
Die Strecke direkt an der Durchfahrtsstraße von Oberharmersbach war durchschnittlich 10-15 cm tief. Ideal um untermaasige Forellen zu fangen.
Wollte ich das? Nö….eigentlich nicht.

Es kam also wie es kommen musste… ich wanderte auf dem Wichtelpfad mit (der an dem Harmabschnitt vormbeiführte der nicht beangelt werden darf) und beobachtete vom Ufer aus 2 Bachforellen die hinter einem Stein auf Beute warteten.

Am Abend fütterte ich wieder die Karpfen.

Den Ausflug zum „Forellenflüsterer“ in Alpirsbach  der Forellen streicheln kann-ersparte ich mir zu guter Letzt.
So langsam kam ich mir in Punkto „Angeln“ vor, wie ein Alkoholiker auf Entzug – im Schnapsladen.
Ich entschied mich fürs Besucherbergwerk in Haslach.

Es kam wie es kommen musste….vor dem Bergwerk war ein kleiner See…..und dort platschte es ohne Ende- vor meinen Augen.

Am Tag der Abreise beschlossen wir….das heißt ich, wo mittlerweile ungenießbar war……auf dem Heimweg einen Abstecher zur Schwarzbachtalsperre zu machen.
Genau 90 min hatte ich zur Verfügung. 15 min. lang machte ich meine Angel startklar- 15 min. kämpfte ich mich vom Ufer die Steinböschung hinab. 15 min. entwirrte ich die Perücke die beim ersten Auswurf entstand, 15 min. montierte ich wieder alles neu nachdem die Perücke nicht  zu entwirren war. Dann merkte ich bei 30 Grad Sonnenschein dass ich mein Wasser im Auto vergessen hatte- mein Mann der den Schlüssel hatte winkte mir von der andern Uferseite aus zu. Wegstrecke hin….weitere 15 min. , Wegstrecke zurück nochmals 15 min.

Es kam wie es kommen musste….. ich fuhr ohne Fisch und Anbiss mit meiner Familie wieder nach Hause.

Um 17 Uhr gab mir der beste Ehemann von allen schließlich „angelfrei“.

Um 17.30 Uhr stand ich bereits am Rhein….Ich…..mit meinen neuen und noch originalverpacken, schweineteuren Illex und  meinem Rappala-X-Rap-Subsurface-Wobbler die ich beide, weil sie so teuer waren, immer für einen besonderen Anlass aufgehoben hatte.
Nach 60 min war ich schlagartig so erholt wie ich es selbst nach 1 Woche Urlaub nicht war.Gebissen hat trotzdem nichts.
Ich entschied mich schließlich zum Abschluß noch einen großen 6er Blinker am Stahlvorfach durchzuziehen. “ Ratsch“ das ruckelte es!
…und zubbelte….und zog……!
Ein Hecht war es nicht, da war ich mir sicher.
Ich traute meinen Augen nicht! Ein Rapfen! Biss das Biest mit seinem Minimaul doch tatsächlich auf einen 6er Blinker. Einen Moment lang fragte ich mich noch wie der Drilling überhaupt in ein Rapfenmaul passen kann….dann erübrigte sich die Frage. Die Antwort lautete nämlich “ gar nicht“. Bevor es zum Drill kam schwamm der Fisch wieder im Rhein.

Es kam wie es kommen musste….der erste Fisch biss diese Woche also zu Hause!

Ich stieg somit um auf Stickbaits und ging auf Rapfenjagd.
Ratsch! Und mein Stickbait wurde beim Auftreffen auf der Oberfläche von einem temperamentvollen Rapfen attackiert.
Dummerweise hatte sich das Stickbait beim Auswurf mit dem Vorfach verheddert…..ein ordentliches Haken des Fisches war damit unmöglich……und somit schwamm auch Nummer Zwei wieder im Rhein.

Nach dem Motto alle guten Dinge sind drei, packte ich wieder meinen Blinker aus. Diesmal einen Kleinen!
Nach 20 min ein Ruck in der Rute! Sofort zappelt es am Haken!
Der Anschlag saß,der Fisch war gehakt…….zum Vorschein kam…..ein Barsch mit 10 cm.
Als ich den kleinen Schniepel vom Haken löse, bemerke ich dass die Angelzeit in Baden Württemberg in 5 min. vorrüber ist..

Es kam also wie es kommen musste, ich ging glücklich – wenn auch ohne Fisch – nach Hause.

Was lernen wir aus diesem Mist?
dass im Kinzigtal inWolfach die richtige Anglerbleibe ist.
Und aus praktischer Sicht?
Vergiss die Würmer und Maden für den Waldsee nicht!
Angeln ist eine der schlimmsten Süchte,
deren Befriedigung trägt aber essbare Früchte-
und wer hätte es gedacht-
die einz´ge Sucht die glücklich macht.
Und verlierst du einen (oder zwei) Fische- so merke:
Dann gewinnst du an Erfahrungsstärke.

😉

In diesem Sinne wünscht mir Petri Heil für heute Abend.

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