Mein erster Döbel

 

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Wer zur Zeit meint, er müsste 1 Stunde vor Sonnenaufgang am Wasser stehen, sollte am besten gar nicht erst ins Bett gehen.

Auf jeden Fall, bin ich im Bett gewesen, als mich Tjaark Sonntagmorgens um 4:30 Uhr im Pfinztal abholte.

Zielfisch Zander. Dummerweise war es um die Uhrzeit schon so gut wie hell!

Ich: „ Sag mal Tjaark! Kann es sein, dass wir zu spät sind um auf Zander angeln zu gehen?“

Tjaark: „ Sieht so aus! Vielleicht sollten wir es gleich auf Forellen probieren!“

Eigentlich hätte ein Zander der Trost dafür sein sollen, dass ich mich um diese unchristliche Uhrzeit aus dem Bett gequält habe.  Doch nun war es Tjaarks 12er-Pack Schokocroissants im Auto.

Mit der Fliegenrute versuchten wir unser Glück am Wasser. Kein Rauben, keine Aktivität am Wasser. Der Wasserstand : enorm tief- aber ideal zum Fliegenfischen. Zumindest wenn man eine Wathose anhat. Und die hatte ich selbstverständlich wieder vergessen.

In meiner geistigen Übernachtung übersah ich zu allem Übel auch, dass ich die 9er-Rolle mit einer 9er-Schnur für die 5er-Fliegenrute mitgenommen habe! Auswerfen?? Ein einziges Desaster!

Ich beschloss kurzerhand auf die Spinnrute umzusteigen.

Nach 3 Stunden hatte jeder cirka 5-6 untermaßige Forellen wieder abgehakt.

„Da vorne!“,meinte Tjaark, „da stehen drei!“ Doch beißen wollten die Forellen selbstverständlich nicht.

Naja, dachte ich…..bevor ich mit meinem Spinner die drei verscheuche, werfe ich doch einfach mal in die andere Richtung. Ich war mir sicher- irgendwo zwischen den Steinen, lauerte eine maßige  Forelle. Bämm!!!Da zappelte sie endlich. Als ich die Flanke des Fisches sah, war ich mir sicher: Hier hat gerade mein Abendessen angebissen.

Als ich meine Forelle landete, stellte ich fest, dass ich gerade meinen ersten Döbel gefangen hatte.

Da hat man längst veressen was Döbel waren oder sind und wenn man auf einen ganz andern Fisch aus ist… schupps da ist er!

Döbel? War das nicht der Fisch mit dem tollen Fleisch und den vielen Gräten? Oder waren es nur viele Gräten? Oder nur das tolle Fleisch? Während ich überlegte, dankte ich der Murg für meine Entschneiderung und beschloss, dass der Döbel schmecken muss! Mein erster Rapfen schmeckte schließlich auch hervorragend.

Unser „Hot Spot“ wurde zwischenzeitlich immer hotter und so langsam kochte auch der Frust des Forellen-Schneiderns in uns hoch. Der berühmte „letzte Auswurf“ von Tjaark uferte langsam aber sicher in eine „letzte Stunde“ des Auswerfens aus. Mit Ausnahme der Schokocroissants, bekamen die Fische so ziemlich jeden erdenklichen Köder zu Gesicht.

Doch noch nicht einmal eine Gruppe Döbel in Sichtweite konnte sich zu einem weiteren Anbiss bewegen lassen. Weder per Fliege noch per Spinner.

Frustriert ging es nach 7 Stunden Angeln wieder nach Hause! Als ich den Fisch filetierte, war mir sonnenklar: Egal wie gut der Döbel schmeckt, er hat Gräten….viele Gräten…..er ist voller Gräten!

Habe ich eigentlich schon einmal erwähnt, dass mein Mann keine Gräten im Fisch mag?

Nein? Dann möchte ich die Menschheit da draußen jetzt feierlich darüber informieren dass ich von den geschätzten 165 Zwischenmuskelgräten cirka 161 mit der Grätenzange entfernt habe.

Übrig blieb ein zartes Döbelfleisch, das schmeckte wie eine Forelle die (leicht) im Schlamm gebadet hat. Oder um es etwas gehobener auszudrücken „eine leicht erdige Geschmacksnote“ hatte.

Meinem Mann  schmeckte der Döbel!

„…und so viele Gräten waren ja gar nicht drin wie du vermutet hast!“, meinte er, „den kannst du mal wieder angeln!“

Klar! Ich frage mich nur was mehr Zeit kostet. Einen Döbel zum Anbiss zu bewegen oder einer der grätenreichsten Fische dieser Welt zu entgräten? Auf jeden Fall kostet das Döbel-Entgräten die Hälfte der Erholung die man beim Angeln am Wasser erfährt. Dann lieber Schokocroissants 😉

 

Was lernen wir aus diesem Mist?

Dass ein Schokocroissant besser wie ein Döbel ist.

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