Raubfischfütterung im Schmugglermeer

barsch leberfisch

Es war kalt am Donnerstag! Bitterkalt! Eigentlich hätte ich 1 Stunde vor Sonnenaufgang an den Rhein gehen können und meine nachgekauften Wobbler versenken….aber diesmal hatte ich eine wichtigere Mission!

Die Mission hieß: Bastelköder Version 2.0.

Version 1 hatte ja schon einen meinen PB-Riesenhecht gefangen…..aber Version 2- da war ich mir sicher- würde mir den Fisch meines Lebens bringen.

Da Blut ja bekanntlich Hechte anzieht und man in England angeblich mit Schnitzel einen Esox fangen kann, kam mir die glorreiche Idee einen Köder aus blutreicher Leber zu basteln.

Das Material dazu holte ich die Woche zuvor bei meinem Vater ab, der mir als Jäger problemlos eine riesige Wildschweinleber besorgen konnte.

Nach dem Frühstück begann ich also in feinster Handarbeit aus meiner Wildschweinleber einen blutigen Köder zu nähen. Da ich nicht gerade die ruhigsten Hände habe, dauerte die Aktion ungefähr eine dreiviertel Stunde. Das Ergebnis was nicht nur optisch beeindruckend, sondern hatte im Freiversuch auch eine durchaus ansprechende Laufeigenschaft.

Sollte die Aktion scheitern hatte ich noch jede menge andere Waffen dabei! Neue Riesenwobbler zum schleppen, neue Gummiköder….u.v.m.

Es war das erste Mal dass ich alles dabei hatte- den Angelschein, die Köderbox, die Angel….ja sogar an eine Ersatzangel und an eine Flasche Wasser zu trinken habe ich gedacht!

Um 8.30 Uhr ging es mit meinem Angelkumpane raus aufs Schmugglermeer.

Um 8.45 Uhr fiel mir auf dass ich wohl doch etwas vergessen hatte: meine warme Hose. 🙁

Während meine Lippen die Farbe schon von rot auf blau wechselten reichte man (n) mir seine Decke. In dieser eingemümmelt warf ich rechts und links vom Boot zwei Schleppköder aus.

Beachtung fand keiner- dafür blickte ich vor lauter Kälte und Ruten nicht mehr im geringsten wo sich welcher Köder und welche Schnur gerade befand.

Ich entschloss mich also doch bei einer Rute zu bleiben! Und die bekam nun meinen ultimativen Leber-Köder!

Ich war mir sicher: Ein Auswurf und das Ding wird binnen Sekunden nach dem Aufkommen auf dem Wasser mit einer unbarmherzigen Hechtattacke genommen!

„ Pass auf- dass kein Wels beisst! Die mögen Leber!“, wurde ich gewarnt.

Egal! Mit meiner Sportex würde ich heute auch einen Riesen-Wels ausdrillen!

Auswurf!!! Und………

Mein Leberfisch löste sich durch die Wucht des Auswurfs von der Montage und landete auf dem Grund.des Sees.

Langsam kurbelte ich die Schnur ein.

„ Nein….. nein…..bitte nein…..!“- mehr hatte ich nicht mehr zu sagen. Ich hätte weinen können.

Das wars! 45 min pseudochirurgische Näharbeit….Da lag mein Megaköder nun im Wasser!

„ Die Fische freuen sich bestimmt darüber! Wetten dass die Leber schon gegessen ist?“, frozelte es mit einem süffisantem Lächeln von der andern Bootsseite.

Wäre das Boot kein Boot sondern ein Auto gewesen- ich hätte meinen Mitangler gebeten augenblicklich anzuhalten damit ich ein Runde brüllend um den Block laufen kann.

„ Komm´- probier mal den! Den Sebile-Wobbler – der wurde zum Köder des Jahres gekürt!“, meinte mein Gegenüber und reichte mir einen dicken Wobbler im Firetiger-Design.

Das Ding lief tatsächlich wie eine eins, sank langsam und ohne Tauchschaufel in die Tiefe und lies mich meinen Köderverlust (fast) wieder vergessen.

„Bämm!“. Ein Anbiss??? Doch statt dem erwarteten Fisch bewegte sich dann doch das Boot.

Mist- ich hing mit dem fremden Wobbler an einem Ast im 12 Meter tiefen Wasser!

Ruckeln, schnalzen lassen bei offenem Rollbügel, mit dem Boot drüberfahren… nichts brachte was!!!

Ein weiteres zupfen und ziehen- Ratsch—– das wars nun auch mit dem „Köder des Jahres“!

Mein Mineralwasser bildete mittlerweile Eiskristalle.

Plötzlich schwimmt ein Fisch in 6 Meter Entfernung an der Oberfläche! Die Bauchseite nach oben gedreht!

„ Ein Fisch!“, schreie ich.

„ …der ist tot!“, ertönt die nüchterne Antwort!

Langsam rudern wir zu dem Totgesagten, der als er direkt vor dem Boot schwimmt noch einmal mit letzter Kraft zaghaft mit einer Flosse schlägt.

Die mir auf den ersten Blick unbekannte Fischart scheint bestimmt von einem Kormoran massiv attackiert worden zu sein. Als ich mir den Fisch von Nahem anschaue, schlägt er dreimal kräftig mit der Schwanzflosse und schießt mit maximaler Geschwindigkeit auf und davon in die Tiefen des Schmugglermeers.

Das war´s!

An einem Tag an dem selbst totgesagte Fische wieder zum Leben erwachen um das Weite vor mir zu suchen….an einem solchen Tag ist es besser eine Tasse Tee trinken zu gehen.

Ich verabschiedete mich also vom Schmugglermeer.

Freitag nähte ich einen zweiten – verbesserten Leberfisch und zog ihn 2 Stunden alleine durch sämtliche Hecht-Hot Spots in Karlsruhe und Umgebung. Erfolglos!

Samstag-Früh gab ich gemeinsam mit Angelfreund Gunther dem Illinger Baggersee nochmal eine Chance. Nein—- ich lies mich besser gesagt überzeugen. Denn Gunther fasste sich in einer selbstsicheren Aussage kurz: „ wir werden heute garantiiiiiertttt einen Fisch fangen“ und „ duuuu wirst es schon sehen!“…. und „ ich habe da ein richtigggg guuuutes Gefühl!“…… Da war ich aber noch skeptisch- denn den Spruch habe ich schon mal von ihm gehört- letzten Sonntag- und da stand ich vom Regen durchgeweicht bis auf die Knochen dann Schneider da. Und er auch!

Nein- der entscheidende Satz war „…Nimm deinen neuen Leberköder mit!“

Leberköder-Version 2.0 war nämlich nun stabilisiert durch ein Zitronennetz und auswerfbar mit guten Laufeigenschaften!

Version 2.0 fand Samstagmorgen jedoch keinen Anreiz bei den Fischen.

Und während Gunther mich daran erinnerte dass ich auf die Sportex aufpassen soll—-und den Gummiköder vor der Steinpackung rechtzeitig hochziehen soll….verlor er am Ende selbst ne ¾ Packung Köder im Gewässer. Obwohl ich nur halb soweit auswarf wie er, Fehler beim absinken und einkurbeln des Köders machte…..plötzlich ein „Tock“.

„ Mein erster Zander!“- dachte ich ( schließlich war es noch kurz vor Sonnenaufgang) und konzentrierte mich höllisch vor lauter Vorfreude darauf die Schnur auf Spannung zu halten.

„ Kescher!!!! Ich hab n Fisch dran!“- brülle ich.

Gunther blickt mich fragend an. Als ich erneut den Kescher verlange, folgt ein „ Im Ernst???“.

Dann sprintet er zum Kescher und legt ihn zur Landung ins Wasser.

Das „Tock“ – war ein Barsch.

Hauptsache ein Fisch!—–Vor Freude springe ich im Dreieck.

„ Was glaubst du wie viele das noch beißen, wenn es jetzt richtig losgeht?!“, meint Gunther.

Als ich das Wasser verlies, wusste ich es. Gar keiner mehr!

Aber Gunther hat zumindest gehalten was er versprochen hat.

Und ich ging mit 2 Fischen nach Hause…. meinem Barsch und meinem Leberfisch.

Und was lernen wir aus diesem Mist?

Dass mit nem Leberfisch –-noch nicht—- optimal zu angeln ist.

––>Ich arbeite dran 😉

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