Schneider Hoch 14- Die Winter-Chronik des ultimativen Scheiterns am Rhein!

schneiderNein- ich wollte eigentlich nicht darüber schreiben, aber ich tue es jetzt trotzdem- der folgende Text ist allen da draußen gewidmet, denen es gerade genauso geht wie mir. Von Beileidsbezeugungen ist bitte Abstand zu halten:

Anfang Januar bettelte mein kleiner Sohn zu Hause, dass er mal wieder mit Mama eine >Lachsforelle< mit einem Maiskorn angeln will. Also machte sich Mama mit dem 5jährigen auf zum 50 km-entfernten Forellenteich. Als wir um die Mittagszeit ankamen, standen geschlagene 30 Angler in Reih und Glied um den Teich….alle mit leeren Eimern. Das Maiskorn meines Sohnes wollte auch keine Forelle haben! Mama probierte es also mit einem aromatisierten, roten Maiskorn….mit Forellenteig in gelb, grün, rosa, weiss…..mit Gummifischen….mit Spinnern….mit Wobblern…..doch auch Mama angelte in 3 h keinen Fisch.

Nein!!! Mama war der absolute Versager am Forellenteich!!! Aber dafür war der russiche Hobbyangler rechts von uns permanent nur am drillen! Irgendwann schickte er seinen Helfer sogar weg, einen neuen Eimer zu holen!

Frustriert blickte ich hinüber…. eine Pose, 3 Schrotbleie…. und Bienenmaden!

Eigentlich wollte ich nur eine Forelle angeln! Sollte ich nun wirklich eine Dose Bienenmaden kaufen und ne Pose rauskramen? Wegen einer Forelle?

Ich entschied mich dagegen….und so verging eine weitere Stunde in der mein Nachbar 10 und ich keine Forelle angelte! Als dann bei allem Frust von links unten noch ein „Mama ich hab Hunger, muss Pippi, mir ist kalt und wann gehen wir?“ ertönte, packten wir zwei schließlich unsere Sachen.

Schneider!!! Am Forellenteich!!!

Wochenlang versuchte ich im Januar einen Fisch zu landen. Erfolglos! Nein- nicht einmal ein Fehlbiss konnte ich verzeichnen. Weder auf dem Boot- noch vom Ufer aus.Weder mit Wobbler, mit Gummi noch mit Drop-Shot!

Der Wasserstand katastrophal niedrig, unberechenbares Wetter, Kälte!

Eines Donnerstags-Früh, das Wasser stieg binnen kurzer Zeit von 4,20 m auf 6,70 m-versuchte ich schließlich (mal wieder) mit Angelfreund Gunther mein Glück am Goldkanal.

Und wie üblich- ging ich mal wieder Schneider nach Hause. Obwohl Gunther (- wie üblich-) felsenfest davon überzeugt war, dass heute etwas beißen würde.

Der einzige wahre Trost als Angler, ist und bleibt das geteilte Leid mit dem Mitangler der auch nichts fängt.

„Weißt du was?“, ich fahr jetzt weiter in den Schwarzwald und hole mir ne Forelle aus dem Forellenteich, meinte ich zum Abschluss zu Gunther. Völlig verständnislos blickte dieser mich an! „Dann kannst du auch gleich in die Metro gehen und eine kaufen!“, konterte er.

Nein- konnte ich nicht! Denn ich hatte heute morgen meinem Mann versprochen dass es Fisch zum Abendessen gibt- und zwar selbst geangelten… und wenn ich an den Forellenteich fahre und für einen Fisch eine Dose Bienenmaden kaufen muss!

Ja…. so war das! Und nun schlug die Stunde der Wahrheit, in der ich mich erneut der Herausforderung stellen musste am Forellenteich eine Forelle zu angeln!

Mit meiner kompletten Köderbox, einer vormontierten Posenangel und einer Spinnrute schlug ich also im Kleinenztal auf! Das einzige was ich vergessen hatte, war dass es im Schwarzwald kälter ist als unten am Oberrheingraben. Die Autos die mir entgegenkamen waren teilweise mit Schnee bedeckt. Egal! In 30 min. – so mein Ziel- wäre ich ja wieder im warmen Auto mit meinem versprochenen Abendessen.

Als ich den Laden betrete, schaut mich die Dame hinterm Tresen mit großen Augen an und fragt mich sicherheitshalber nochmals ob ich denn „angeln“ wolle….Den See hatte ich nämlich bei Temperaturen um den Gefrierpunkt für mich allein!

„Bienenmaden hätte ich noch gerne!“, sagte ich.

„Wir haben leider keine Maden im Moment! Da kaum einer zum angeln kommt bei dem Wetter…“

So stand ich da…. mutterseelenallein am leeren Forellensee…ohne Maden. Die Rutenringe nach 2 Auswürfen eingefroren…die Finger blau!

Kein Räubern an der Oberfläche….nur noch wenige ab und an plätschernde „Restforellen“, die das letzte Wochenende überlebt hatten.

Doch die schwammen alle in Sichtweite um meine Wobbler drumrum als gäbe es sie gar nicht!

Schließlich versuchte ich es mit einem grellen Crankbait.

Bumm! Da hing sie! Die kleinste Forelle die ich je an einem Forellenteich geangelt habe! Egal! Fisch ist Fisch! Der Kescher steif und eingefroren, landete ich das Exemplar das kaum Widerstand zeigte, um festzustellen dass der arme Fisch noch vom Vorgänger eine abgerissene Montage im Schlund hängen hatte!

Zumindest war mir jetzt klar, warum sie nicht so gut genährt war wie der Rest.Traurig setzte ich mich erst mal auf die Bank. Der Fisch tat mir so unendlich leid, dass ich meine Sachen packte und beschloß heute keinen Fisch zu braten. Wäre ich dieser arme Fisch gewesen…ich hätte mich auch auf das Crankbait gestürzt- im Suizidalversuch.

Dann lieber wieder schneidern am Illinger Baggersee.

Die Folgewochen fror ich 2 x 6 Stunden am Rhein, 1 x 5 Stunden am Schmugglermeer und 3 x 3 Stunden am Illinger Baggersee, 1 Stunde am Goldkanal….Endergebnis: Schneider!!!

Am 13.02. machte ich mich zum Endspurt vor der Hechtschonzeit auf die Socken an den überfluteten Rhein bei „Au am Rhein“. Diesmal entschied ich mich für die Taktik „alles oder nichts“ und wanderte mit meiner neuen „ 200-G-Wurfgewicht Shimanorute“ und meiner Box Großköder ans Wasser.

Das Wasser floß über die Straße.

Egal- dachte ich. Im Angelfieber tappte ich mit den Gummistiefeln durch das strömende Wasser.

Köder ran, Rute hoch…….und schwupps, schwappte eine Welle eisiges Wasser in meine Gummistiefel.

Ohne Auswurf, mit nassen Füßen machte ich mich wieder auf den Heimweg, um festzustellen dass barfuß schlecht autozufahren ist.

Am 14.02. bettelte ich zu Hause erneut um 3 Stunden angelfrei! „Ich bin mir sicher, Schatz“, meinte ich zu meinem Mann, „heute beißt mein Last-Minute-Meterhecht“.

So stand ich schließlich um 9.30 Uhr wieder am Rhein! Warf zum ersten mal meine 200-g-Wurfgewichtrute mit dem 200 g-Großköder aus….um festzustellen dass die Rute, zu schwer und zu lang für einen Angelzwerg wie mich war!

Die Rute eierte nach hinten, der Köder irgendwie zur Seite….und als ich die Schnur loslies, flog mir das Wurfgeschoß um die Ohren und landete im Baum.

2 Minuten später kamen meine 2 Angelkollegen von den Rheinhunters.

„ …dafür brauchst du eine Jerkrute….und ne Baitbastrolle!“- so der Tipp des Tages. Stimmt!

Die Frage ist nur wie ich meinem Mann erkläre, dass ich ne neue Rolle und ne neue Rute brauche wo ich sogar am Forellensee schneidere.

Mit dem Last-Minute-Hecht wurde es auch nichts! Mit der Rute warte ich bis zum Geburtstag.

Aber dafür….dafür……gönnte ich mir bei Topwater Production ein 18-Euro teures Stickbait. Schließlich hatte ich seit Wochen mal wieder einen Fisch rauben gesehen. Und das war ein Rapfen!

Und der würde garantiert auf das Stickbait beißen….und dank der messerscharfen Drillinge- war ich mir sicher- würde es dann kein Fehlbiss geben!

Augeregt stehe ich am Ufer an einem Mündungsbereich.

Der Rapfen ist präsent- und raubt!

Auswurf des Stickbaits!—–Der Köder hängt irgendwo fest zwischen Steinen……ruckeln…schnalzen lassen….nach rechts…nach links laufen……Abriss!

 

 

Was lernen wir aus diesem Mist?

Dass Angeln manchmal auch ernüchternd ist.

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