Zu groß für den Kescher

Der 16. Mai gilt unter den Raubfischanglern ja als der inoffizielle Nationalfeiertag. Mittlerweile hat das sogar mein Mann verstanden, der mich am 16. Mai um 16 Uhr ans Wasser lies und sich um die Kinder kümmerte.

Während es morgens noch nass,kalt und bewölkt war, ging um 16 Uhr die Sonne am Himmel auf!

Ich beschloss mit dem Ruderboot lozufahren.

Erstmals ganz allein!

Das gute daran, wenn ein anderer (männlicher) Angler mit dabei ist (ich nenne jetzt keine Namen), ist die Tatsache dass man als Frau so gut wie nie rudern muss.

Somit wagte mich also heute also alleine auf den See, mitten unter die cirka 25 Angler die sich bereits auf dem dort eingefunden hatten!

Es wäre gelogen, wenn ich behaupten würde ich wäre ein guter Ruderer.

Mit sehr viel Mühe und Kraft eierte ich das Boot in einer guten halben Stunde hinüber zum andern Ufer.

Die zwei Boote in direkter Nähe waren voll besetzt mit mehreren Männern.

Blick Nummer eins trifft mich „ Noch ein Angler!“

Blick Nummer zwei: „Das ist ja ne Frau!“

Blick Nummer drei: „Nee, die hat wirklich ne Angel dabei!“

Kurzer „Angler-Smalltalk“ am Wasser:

„ Und geht was?“

„ Nö, bis jetzt nicht“

„ Bei uns auch nicht!“

„ Petri“

„ Petri Dank“

Nächstes Boot:

„Und schon was gefangen?“

„ Nö!“

„Wir auch nicht!“

So langsam verdichten sich die Boote an manchen Stellen…wenigstens weiß ich nun wo die ganzen Hot Spots sind!

Rudern ist anstrendend!

Als ich mit Mühe zwischen den drei Booten durchrudere, ruft mir plötzlich ein Angler vom Ufer aus zu:

„ Anglerverein Karlsruhe, Fischereikontrolle! Kommen Sie bitte ans Ufer!!“

Das soll jetzt wohl ein Witz sein, dachte ich mir!

Der See voller Boote und die Frau die sich einen abrudert wird rausgepfiffen!

Etwas angenervt rudere ich also zum Ufer.

„ Danke, Petri Heil“, das wars mit der Kontrolle. Das Boot steckt nun beim Ufer im Kies…und wer schubst es an?

Klar! Selbst ist die Frau! Mit etwas Anlauf schubse ich das Boot an und springe sportlich agil hinein, während mir beim Absprung das Wasser in den Gummistiefel läuft. Super! Aber aufgeben ist auch keine Lösung. Socken aus, Gummistiefel umdrehen und weiter geht’s.

Noch `ne Kontrolle wenn ich am andern Ufer bin muss wirklich nicht sein! Ich beschließe mit einem Spinner in Ufernähe vom Boot aus zu angeln.

Plötzlich ein Anbiss! Hecht!!! Ein Hecht denke ich mir….doch am Ende schaut mich ein 35 cm Rapfen an, der Radau machte wie ein 80er Hecht.

Fisch ist Fisch! Wenigstens gehe ich heute nicht Schneider nach Hause, denke ich mir so nebenbei.

Meine Angelkollegen auf den anderen Booten haben auch noch keinen Hecht gefangen.

Als ich in die Köderbox blicke, lächelt mich ein Wobbler an, den mir mein Angelfreund Achim mal geschenkt hat. Weiss im Zebradesign! Keine Ahnung was der fangen soll…aber ich beschloss dem Köder heute mal eine Chance zu geben, etwas an Wichtigkeit zu gewinnen.

Weit werfen lies sich der ca. 12 cm lange, fette Wobbler nicht….Von einem guten Köderlauf hätte ich jetzt auch nicht gerade gesprochen. Irgendwie eierte der Wobbler gewissermaßen an der Oberfläche herum. Bämmmmmm!!!

Plötzlich reißt es meine Rute nach unten.

Verdammt!!! Was war denn das? Als ich die Rutenspitze nach oben ziehe, zieht das Monster das gerade angebissen hat, meine halbe Rolle Schnur ab, obwohl die Bremse so gut wie zu ist.

In wenigen Sekunden stehe ich im Zentrum aller Augen der Bootsangler. Rutenspitze unten, Rutenspitze oben, Rolle schnurrt….Rolle fiept…..Rutenspitze an der Seite. Ein silberner Rücken!!!

Verdammt! Ein Rapfen!!

Dabei dachte ich immer, Stillwasserrapfen seien nicht so kampfstark!

Der Schweiß klebt mir auf der Stirn! Jeder Minute kommt mir vor wie eine Stunde. „Bloß nicht den Fisch verlieren, Sandra!“, sage ich mir immer wieder.

Schließlich ist er in Sichtweite! Verdammt!!! Vor mir kämpft ein 80+ Rapfen der für den meinen Bootskescher eine gute Nummer zu klein ist. Panik!

Mein Boot bewegt sich mit dem Rapfen mit und eiert wahllos mal nach links, dann wieder nach rechts.

„ Sollen wir helfen?“, ruft einer vonn drei Angler die gespannt die Situation beobachten!

Doch wie sollen die hier in 2 Minuten herrudern um den Fisch zu keschern? Und der Rapfen in meinem Bootskescher würde problemlos rausspringen mit seiner Größe und Kraft…Da musst jetzt durch!

Ich beschließe den 5 kg schweren Kämpfer mit der Hand zu landen, ungeachtet der Tatsache dass er mir gleich den Wobbler mitsamt dem Drilling in die Hand haut oder ich beim Landungsversuch ins Wasser falle.

Bingo! Da war er…84 cm geballte Kraft! Und ich war wider erwarten trocken und unverletzt!

Meine Knie zitterten noch gute 30 min.

Von mir aus könnte mich der nächste Kontrolleur jetzt rauswinken.

Ich wär jetzt soweit 😉

Was lernen wir aus diesem Mist,

dass auch in Stillgewässern mit Monsterrapfen zu rechnen ist!

Schreibe einen Kommentar