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Kaviar und Schwarzwälder Kirschtorte

     

Im Oktober kündigte sich Heinz zum angeln an. Heinz ist der Vater einer Freundin und kommt nur selten in den Süden Deutschlands runter. Er wohnt nämlich ganz weit oben im Norden.

Dieses Mal wollte Heinz zum ersten Mal in Karlsruhe angeln und besorgte sich also eine Tageskarte für den Rhein. Zielfisch Rapfen! Meine Wenigkeit hatte nun also den Auftrag ein Guiding durchzuführen und auch noch einen aktuellen Beweis dass die Rapfen auch noch im Oktober beißen!

Heinz´s Tochter übernahm die Kinder….und ich dafür deren Papa. Ausgerechnet jetzt hatte der Rhein Rekordtiefstand, der Herbst begann und ich musste jetzt am schwer beangelbaren Oberrhein mit einem erfahrenen Fliegenfischer aus dem Norden den Rhein absuchen nach einem Rapfen! Einen Rapfen den wir geplant natürlich nie fangen würden!

Das war mir klar! Das Wasser zwischen den Buhnen war ruhig wie nie. Kein Rauben, kein Platschen! Nichts! Kilometer für Kilometer fischen wir die Buhnen ab…..doch der Rhein gab sich wie fischleer! Am alten Hafen wechselte ich auf einen Spinner. Widerstand an der Rute!! Ein Barsch? Nö…..ein 20 cm großer Rapfen! Immerhin entschneidert. Heinz zieht die Augenbraue hoch. Ansonsten fällt auch so langsam jede Bewegung schwer. Immerhin waren wir zu dem Zeitpunkt schon sechs Stunden spinnfischen!

„Weisst du was, Heinz!“, schlage ich vor“ morgen hole ich dich ab und wir fahren ins Kleinenztal im Schwarzwald zum Fliegenfischen! Kiloangeln!Da fangen wir was, garantiert!“

Heinz nickte ab.

Um 9 Uhr Morgens holte ich Heinz mit dem Auto ab.

Danach ging es ans Wasser…mit Fliegenrute und selbstgebundener Fliege.

„Mal sehen ob die auf meine selbstgebudnenen Fliegen beissen…!“ fragte Heinz und donnerte einen braunen Wooly Bugger ins Wasser. Bämm! Einschlag. Der erste Auswurf ein Erfolg! Eine schöne 600 g Forelle lag schon mal im Eimer. Nächster Einwurf ich: nichts passiert. Zweiter Einwurf und…Bämmmm! Meine Forelle war ebenfalls gesichert.

Schlag auf Schag haben wir binnen 30 min. alle Fische! Heinz schaut mich mit langem Gesicht an!

„Weißt du was?“, schlage ich vor,“ jetzt gehen wir nach Höfen in den Ochsen, da gibt es die beste und größte Schwarzwälder Kirschtorte die du je gegessen hast!“

Heinz nickt. Was hätte er auch sonst machen sollen? Obwohl……“ Eine Forelle noch…..eine Einzige!“, hörte ich ihn.

Bämmm!!! da hing sie auch schon…… Doch diesmal zog es kräftig!!!

Herrjee……!

„ Ich glaube jetzt hast du ne 20 Euro-Forelle dran!“, rief ich.

Heinz verzog das Gesicht! Als ich den Apparat im Kescher hatte, traute ich meinen Augen nicht. Eine 60 cm Forelle mit über 3 kg räkelte sich nun auf dem Holzsteg!

„Hast du jetzt trotzdem noch Geld für ein Stück Schwarzwälder Kirschtorte ?“, fragte ich vorsichtig.

Irgendwas gutes musste doch die Riesenforelle haben!

„Was machen wir denn jetzt mit dem Apparat? Den Oschi kann man ja nicht mal räuchern so groß ist der!“

Mit dunkler Miene gaben wir die Megaforelle zum Ausnehmen im Verkauf ab.

Doch plötzlich!!!

„ Oooooohhh…….Schauen Sie mal!“, die ältere Dame zeigt mir einen 2 Fäuste-großen orange-leuchtenden Forellenrogen!“ Wollen Sie den mitnehmen und Kaviar machen?“

Heinz schüttelte den Kopf! „Nimm du ihn mit!“

Ich freute mich wie ein Schneekönig! Forellenkaviar! Meine erster frischer, selbstgemachter Forellenkaviar! Kaviar – für mich allein, bis er mir zu den Ohren rauskommt!

Was für ein Fest!

„Die Fliege kannst behalten!“, meinte Heinz und drückte mir die braune, vom Meister selbstgebundene Superfliege in die Hand.

Und was lernen wir aus diesem Mist?

Dass mancher Angeltag ein kulinarischer Genuss ist!