Monthly Archives: November 2015

Orientierungslos mit beheizbaren Innensohlen

1In Karlsruhe bei der Einfahrt zum Rheinhafen braucht man am Wochenende manchmal Platzkarten. Gefangen habe ich dort im Laufe meiner Anglerkarriere genau 1 Barsch und der war kleiner als meine Handfläche!

Nun ja…letztes Wochenende als der Kälteeinbruch über Karlsruhe kam, das Wasser stieg, der Vollmond nahte und der Beissanzeiger grünes Licht gab….war klar dass es heute ans Wasser gehen müsste.

Morgens um 6 Uhr heizte ich bereits den Akku meiner neuen beheizbaren Schuhsohlen vom Aldi auf! 40-50 Grad sollten die dann warm sein…und das über mehrere Stunden!

Gibt es was besseres für Gummistiefel?

Und da ich ja grundsätzlich für jede neue Angelstelle zu haben bin, schloss ich mich (mit meinen beheizbaren Sohlen)  Holger und Andreas von den Rheinhunters an. Die wollten nämlich auf die andere Seite der Rheinhafenmündung laufen. Nein—–nicht fahren—– dahin muss man laufen, und das geschlagene  25 min. zum Teil über wackelige Steinböschungen!

Ohne Plan, wackelte ich den beiden also mit meiner Rutentasche über Stock und Stein hinterher. Wie beim Schulsport war ich auch hier mal wieder die Letzte.

Das Wetter- eiskaltttttttttttt. Klirrende Kälte zog über den Rhein.

Davon abgesehen dass der Akku am Gummistiefel leuchtet, durfte dieser ja nicht mit Wasser in Berührung kommen. Ich entschloss mich also den Akku zu entfernen und zu frieren.

„Schau mal, Holger- da ist der Gunther auf der andern Seite!“, sagte Andreas.

“ Ist das der Gunther den ich auch kenne? Seid ihr sicher?“, frage ich nach

“ Ja!“, meint Holger, “ der hat doch ne Sportex, siehst du das nicht?“

Irgendwie ist es bei Anglern und Ruten so ähnlich Frauen mit Handtaschen.  Nur heißt es da nicht „ich hab ihn an der Sportex „, sondern “ ich habe sie an der Chanel-Tasche erkannt“.

Als ich auf die andere Uferseite winke, drillt Gunther gerade einen riesigen Fisch.

„Ganz schön groß- der hat n Hecht dran!“- so die Männer.

Hm…war ja klar, dass ich wieder auf der falschen Uferseite war. Gunthers Rute…. nein…Verzeihung…Sportex….. biegt sich im 90 Grad-Winkel….alle Angler blicken auf den Wahnsinnsdrill! Und dann ist der Fisch plötzlich weg….

“ Der schwimmt wieder…“- so die Männer.

Ich beschließe die Drop-Shotmontage gegen Wobbler auszutauschen. Wenn Gunther n Hecht fängt mit nem Gummi …dann kriege ich auch einen mit nem Wobbler, denke ich mir.

Nach 2 verlorenen Ködern waren meine Finger zehnmal so kalt wie meine Füße. Rumms….da hing bei Andreas ein Zander am Gummi!

Bei Holger biss auch einer- nur leider ein untermaßiger. Nur bei mir…biss wieder nichts.

„Was war vorhin mit dem Hecht?“ schicke ich ne Kurznachricht an Gunter.

Eine Antwort bekomme ich nicht mehr- der Akku meines Handys ist alle!

Da ich als einzige keine Kopflampe dabei hatte und keinen zeitlichen All-You-can-tackle-Freischein- machte ich mich vor Einbruch der Dunkelheit (schneider) auf den Rückweg.

Über die Steinbuhnen, links…an dem ENBW-Gebäude vorbei, über den Einlauf……und geradeaus…..oder war es links?

Ohne Handy kann ich weder Holger anrufen noch Google-Maps um Rat fragen.

Ich beschließe geradeaus zu gehen….an Seen und Auenwäldern vorbei….irgendwo auf dem Rheindamm im Nirgendwo. Nach 40 min. Fußmarsch wird meine Angelausrüstung richtig schwer… und vor allem….es wird dunkel!

Kurz vor dem Rheinstrandbad-Parkplatz bin ich mir sicher- das war der falsche Weg.

Völlig orientierungslos laufe ich den gesamten Wald ab… immerhin mit (dank Akkus) warmen Fußsohlen.

Ich beschließe zurück zu laufen als ich irgendwann einen mir bekannten Weg entdecke.

Wie heißt es so schön: Wer orientierungslos ist, sieht mehr von der Welt.

Völlig erschöpft  erreiche ich das Auto! Als ich das Handy in das Ladekabel stecke, erreicht mich zuerst Gunthers Antwort:

“ Hecht???Eine Plastiktüte!“, kommt als Antwort „aber gekonnt gedrillt dass jeder dachte es sei ein Fisch :-)!

 

 

Was lernen wir aus diesem Mist?Dass manchal eine Sportex von einer Shimano-Rute – nicht aber eine Plastiktüte von einem Hecht zu unterscheiden ist.

 

 

 

 

Macho-Alarm oder 37 Fische auf einen Streich

ano_auffädelnLetzte Woche habe ich mir mal wieder Zeit genommen zum angeln, die ich eigentlich nicht hatte….Auf jeden Fall stand ich um die Mittagszeit am Knielinger See und begann auf Barsche zu fischen.50 Meter links fischte ein älterer Herr – ebenfalls auf Barsch!

Während meine Barsche meine Spinner verschmähten zubbelte es bei ihm schon zum zweiten Mal an der Rute!

„ Sie müssen blaue Gummifische nehmen!“ bekomme ich den Tipp von meinem Nebenangler. „ Die beißen seit 2 Wochen nur auf blaue Gummifische – genau da vorne an der Kante!!“

Na gut! Gesagt- getan. Erfolglos ziehe ich 45 min. meine blaue Ködersammlung durch das Wasser. Nichts geschieht! Plötzlich taucht ein zweiter, jüngerer Angler auf.

„ Halloooo! Na? Was gefangen?“

„Nö!“, antworte ich.

„ Schau mal!“, sagt plötzlich mein erfolgreicher Nebenangler und huscht mit der Köderbox zu dem Nachkömmling.

„Das….. und die…… und den Wobbler hier habe ich gekauft…wie du es mir gesagt hast….aber gefangen habe ich mit keinem was“

Stutzig betrachte ich das Gespräch.

Mal im Ernst! Ein Angler der in ner halben Stunde 2 kapitale Barsche landet, muss sich Ködertipps holen von einem der ca. halb so alt ist???

Nach 15 min. spinnangeln zu dritt ist „Meister Ködertipp“ schon schwer frustriert:

„Die Barsche sind weg- die kommen erst in 2 Stunden wieder! Ich lauf mal n bissl um den See!“

Angler 1 kontert spontan gegen: „ Nö- die schwimmen hier. Ich hab sie doch gesehen! Die haben nur gerade keinen Hunger! Abwarten! Geduld ist gefragt! Da vorne wo die Frau reinwirft…da sitzen sie!“

Na-prima, denke ich….ich fische hier gerade an einem Hot Spot, weiß nichts davon und es beißt trotzdem nichts!

„ Ja! Klar! Das ist auch die beste Stelle vom See“, faucht Meister Ködertipp rüber.

Aha! Daher weht der Wind? Ich stehe hier auf seinem Platz und der Maestro hat Angst dass ich vor ihm einen Fisch fange…..Von wegen „um den See laufen“! Wie angewurzelt steht er da und starrt mich mit ernster Miene an, als wäre ich vor seinen Augen in seine anvisierte Parklücke gefahren.

„ Das kannst du hier vergessen!Die kommen erst wieder in ner Stunde!“, giftet er mich an.

„Kein Problem!“, sage ich, „ich habe Zeit. Es geht ja beim angeln nicht nur ums Fische fangen…!“

Plötzlich steht der Kerl 20 cm rechts von mir und wirft die Rute tatsächlich quer vor meiner Nase rüber!

„ Ich zeig dir jetzt mal wie man Fische fängt, Darling!“

Geschockt blicke ich ihn an, dann den älternen Angler links. Dieser nickt mir zu, mit der herzlichen Empfehlung „ Mädel! Von dem kannst was lernen! Der hat´s drauf!“

Wollte ich das überhaupt (noch)?

Gespannt schaute ich 10 min seinen Auswürfen zu- selbst auswerfen konnte ich ja nun nimmer! Kein besonderer Gummifisch, ein normaler Jighaken und keine besondere Technik!

Naja- ok- der Köder landete punktgenau da wo er ihn haben wollte und nicht wie bei mir 1-5 Meter daneben 😉

„ Baby! Normalerweise hätte ich jetzt schon 10 Barsche gelandet wenn da welche wären!“, posaunt er während er den Köder einholt.

Ich nicke und verkneife mir ein Kommentar.

„13 Rapfen und 24 Barsche habe ich erst kürzlich hier rausgeholt!Und das ist Standard, Darling!“

Klar, denke ich…. und bestimmt hast du Glocken die bis zu den Kniekehlen reichen!

Wieder nicke ich mit einem freundlichen Lächeln.

Narzisten ändert man schließlich nicht damit indem man ihnen Contra gibt (Regel Nummer 1).Und da man sie generell gar nicht ändern kann (Regel Nummer 2) beschließe ich nach dem Kommentar:

„Süße….pass mal auf. gleich zubbelt es an der Rute- sowas hast noch nicht gesehen. Dann zeig ich dir mal wie das so läuft mit dem angeln…“, meine Sachen zu packen!

Geschockt blicken mich die 2 Angler an. Nummer eins fragte sich wohl warum ich (im Gegensatz zu ihm) die Story über 37 Fische  pro Tag nicht glauben wollte. Und der Meister persönlich konnte es nicht fassen dass er (!!!) gerade 50% seines Publikums verloren hat!

„Wie??? Du gehst schon???“, schaut er mich fast schockiert an!

„ Ja, klar…. ich habe von vorhin noch 10 Zander, 5 Hechte und 62 Barsche um die 40 cm im Kofferraum liegen und die müssen eben irgendwann noch ausgenommen werden!“

Verflixt! Mist! Jetzt hatte ich Regel Nummer 3 gebrochen („ Nie über eigene Erfolge sprechen!“).

Dabei hätte er eigentlich echt ne Scherpe verdient. So eine mit der Aufschrift „ 37 auf einen Streich“. So wie beim tapferen Schneiderlein! Wobei tapfer und Schneiderlein war ich heute auch ;-).

Ladies Day- Think Pink!

ladiesday

Unglaublich aber wahr, am Samstag fand im Schwabenland ein Angel-Guiding nur für Frauen statt!

War natürlich klar dass ich da mit dabei sein musste!

Im Vorfeld herrschte vielerorts Spannung, Neugierde und sehr, sehr viel Spekulation:

Was mein Mann dachte was beim „Ladies Day“ passiert:

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Ein Haufen (wie ich) durchgeknallte Frauen treffen sich am See sich gegenseitig das Leid über die nicht-angelnden Partner zu klagen. Der Guide arbeitet nebenbei als Stripper bei den Chippendales, das Auto stinkt (mal wieder) nach Hecht…und die ganze nächste Woche muss er Fisch essen!

Was meine Freundinnen dachten was beim Ladies Day passiert:

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10 starke, attraktive Angler stehen oberkörperfrei am See, tragen mir meine Sachen hinterher und angeln dann die Fische für mich heraus während ich mit einer Kaffeetasse auf eine Picknickdecke setze.

Was die männlichen Angler dachten….nein hofften….. was beim Ladies Day passiert:

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15 attraktive Frauen in unterschiedlichen Haut- und Haarfarben….stehen in High Heels und Bikini am Ufer eines Sees. Plötzlich beisst ein Barsch von 8-10 cm! Alle Frauen kreischen! „Hilfe ein Fisch beisst- ich kann ihn nicht alleine halten!“. Der Guide muss zur Hilfe eilen…. und als er den Fisch sicher landet ….. Nein…. ich will den Blog an dieser Stelle nicht ausufern lassen…. Noch nicht 😉

Was ich dachte was beim Ladies Day passiert:

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15 Frauen treffen sich am See zum angeln. Keine neidet dem andern den Fisch. 1 Guide bringt mir einen neuen Knoten bei…eine neue Montage….einen Trick bei der Köderführung…..Am Ende des Tages habe ich einen oder zwei (?) Fische…schließlich geht das Spektakel von 9-16 Uhr! Und das Beste: Ich kriege Unterstützung und Hilfe ohne mir davor, währenddessen und danach die komplette Fanggalerie („ Hey- der Rapfen hat mich fast ins Wasser gezogen beim Drill!) ansehen zu müssen!

Freitag dann ein Kurzbesuch bei Gunther einen Bootssitz anschaun. Der liebe Gunther leiht mir gerade sein Boot aufm Schmugglermeer!

„ Mit deeeer Schnur???? Mit deeeeer Rolle???? Mit deeeem Knoten????….willst du da morgen hin?“, so die Aussage beim Anblick meiner Angelrute.

Binnen 30 min. wurde meine Rolle entspult und mit der weltbesten Angelschnur ausgestattet. Das Flurovorfach mit dem kompliziertesten und weltbesten Angelknoten verbunden. Meine Rolle…ähm….sagen wir mal…. „wieder nutzbar“ gemacht und meine Köderbox mit den weltbesten Jigköpfen und Gummifischen ausgestattet.

Normalerweise lasse ich mir ja nicht so gerne was sagen…aber von jemandem der in der halben Zeit wie ich ca. 20 x so viele Fische fängt….. schon….ab und zu 😉

Am Samstag machte ich mich also mit meiner- für meine Verhätnisse- weltbesten Ausstattung auf den Weg zum Frauenguiding!

Doch die Realität sah anders aus als ich…oder irgendwer es hätte erahnen können!

5 Männer- davon 2 Guides für 5 Frauen! Ein Empfang mit nem viertel Liter Sekt pro Frau – den ich als einzige nicht trank.

Dann gab es als Begrüssungsgeschenk ne rosa (!)Angel…. mit ner passenden rosa (!) Rolle…. und ner noch passenderen rosa (!!!) Angeltasche.

„ Oooohhhh…… wie schön!“, die Frauen.

„ Richtig stylisch!“, so die Männer.

Ich überlegte ein wenig was ich sagen sollte. Stelle ich mich allen ernstes in Tarnfarben an das Wasser um dann ne am Blank grell-pinke Rute auszuwerfen?

Anscheinend war ich auch hier wieder die einzige.

Dann ging es ans Spirulina-Montage basteln. Zielfisch Forelle- am Forellensee! Hm…. na gut…..Forellen esse ich gerne.

Nach 1 Stunde saß die Mannschaft noch immer in der Gaststätte.

Wäre ich ein Bulle gewesen, hätte ich mit den Hufen im Sand gescherrt! Ich wollte endlich ans Wasser….Guides waren schließlich genug da.

Geangelt haben wir mit (weißem! Rosa war bestimmt alle!) Forellenteig und Bienenmaden nichts.

Ich begann ( mal wieder) zu basteln…. Klemmbleie an das Vorfach zu machen um die Schnur tiefer zu führen…. nichts ging!!!

Nebenan die Männer : „Schau mal mein letzter Hecht“, „Guck mal mein Wels den ich gefangen habe!“

Jetzt ging das Geprahle doch noch los!

„ Also….bei meinem Hecht den ich vor 3 Tagen gefangen habe…..und bei meinem Riesenwels der gebissen hat…..“, konterte ich als Antwort…..

Ok- nun stand ich allein da. Interessierte nämlich keinen! Wahrscheinlich hätte ich dem einen oder andern auf die Schulter „tätscheln“ müssen – mache ich aber nicht (bei jedem)….

In regelmäßigen Abständen folgte ein “ oohh…ich hatte gerade schon wieder n Biss!“ von den Guides.

Nach 1 Stunde landete mein sinkendes Spirulina schließlich im Baum gegenüber!

Dann gab es leckere Räucherforelle zu essen. Endlich sehe ich mal Fisch!

Die Frauen ordern noch Kaffee, dann gibt es einen netten Plausch unter Gleichgesinnten… dieser wird dann aber wieder vom Guide unterbrochen:„ Also für Hecht ist Flurocarbon das Beste!“ und am Rhein „ kann man prima mit dem Spirulina und Forellenteig fischen“.

Na- dachte ich. Komm du mal an den Rhein! Der ist kein Forellensee.

„ 5 Männer- 5 Frauen und wir angeln keinen Fisch am Forellensee???“, frage ich einen der Guides. Der angelte jetzt fleißig mit und gab (vergeblich) alles!

Die folgende Zeit wurde angeln mit Drop-Shot geübt.

Hm…kannte ich schon. Mein Guide angelte mit einem Carolina-Rig das ich immerhin mal ansehen konnte.

Gebissen hat auch nichts.

Dann Gewässerwechsel! Nichts ging!

Zuletzt zog ich noch einen pinkfarbenen Twister- passend zur Rute und Rolle auf. Doch auch die Fische standen nicht so recht auf pink!

 

 

Und was lernen wir aus diesem Mist?

Dass auch wenn die Veranstaltung „Ladies Day“ heißt- der Fisch nicht automatisch auf rosa Köder beißt.