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Schneiderurlaub in Dänemark

Oh Mann! Wie lange hatte ich den Moment herbeigesehnt, dass meine Familie einmal Urlaub an einem Angelgewässer machen möchte.

Die Hoffnung hatte ich zwischenzeitlich schon fast aufgegeben und gleichzeitig darauf gehofft, irgendwann einmal allein Richtung Skandinavien zu fahren, wenn ich für meine Kinder mal uncool werden würde.

Doch die beste Familie der Welt, kam dieses Jahr auf die geniale Idee nach Dänemark an die Flensburger Fjörde zu fahren! Genau! Ostsee, Ferienhaus in Wassernähe, eine Jahreskarte für schlappe 30 Euro und glückliche Kinder die im Sand spielen, während ich vermutlich meinen ersten Dorsch angle!

An der Grenze kurz vor Flensburg lief ich voll motiviert im Angelladen ein. Freudestrahlend bat ich den ersten Verkäufer um Hilfe bei der Köderauswahl für Fische, die ich bisher nur von der Fischtheke her kannte.

Grummelig drückt mir der für badische Verhältnisse unterkühlte Kerl eine Tüte quietschorangener Gummifische in die Hand. „Möhrchen! Ist gut für Dorsch“….dann läuft er weiter….“Meerforellenblinker. Hier ist die Karte, 42,60 Euro!“

Das Verkaufsgespräch war damit beendet- Dabei hatte ich mich extra bemüht hochdeutsch zu sprechen, was mir schwerer fällt als mich in englisch zu unterhalten.

Die Fische in der Karte sind mit den Schonzeiten und Mindestmaßen auf dänisch hinterlegt! Nach einer Stunde habe ich dank Google alle Arten übersetzt…. !

Am nächsten Tag wage ich den ersten Schritt in mein neues Jagdrevier! Mit meinen Wathosen wate ich circa vier Meter ins Wasser. Weiter komme ich nicht. Das Wasser steht mir bei 1,60 m Körpergröße bis zur Oberkante meiner Wathose!

Der Angler neben mir ist gute 1,90 m groß und steht mit seinen Wathosen gute 20 Meter weit im Wasser und fischt derweil die tiefsten Stellen ab! Beim 2. Auswurf ist der erste meiner drei Meerforellenblinker weg! Flasches Wasser= Viel Kraut!

In diesem Moment wird mir klar, warum es im Norden so viele große Menschen gibt. Die Kleinen sind damals evolutionsbedingt vermutlich alle verhungert!

Was lerne ich aus diesem Mist?

Dass Angeln in den  Flensburger Fjörden nur was für große Angler ist!

Die folgenden Tage gestalten sich als genauso frustrierend. Am vorletzten Tag, habe ich nur noch ein „Möhrchen“ und überlege mir gut ob ich auch dieses im Kraut der Flensburger Fjörde hängen lassen möchte! Der Familienrat entschließt sich nach Sonderburg zu fahren! Die Angel im Gepäck.

Die eine Seite des Hafens ist mit Angelverbotsschildern bestückt. Auf der andern Seite sind die besten Plätze belegt. Während meine Kinder auf einem Spielplatz toben entdecke ich plötzlich eine freiwerdende Steinbuhne! Innerhalb von Sekunden springe ich wie eine Gazelle über die Böschung an die Spitze! Türkisblaues Wasser, Sonne und das Rauschen des Meeres bescheren mir einen wunderschönen Moment. Mein letztes „Möhrchen“ kommt auf dem Wasser auf und sinkt auf einen krautfreien (!) Untergrund. Da war ich! Angekommen im El Dorado der Angler! Sonderburg!

Circa zwei Minuten lang bin ich der vielleicht glücklichste Mensch der Welt dem nichts, aber auch gar nichts zu fehlen scheint! In der dritten Minute steht plötzlich ein Däne neben mir und stellt sich mit seiner Spinnrute direkt vor meine Nase.

Auswerfen ist fast unmöglich. Nach dem er merkt dass ich deutsch bin, bekomme ich ein „ Nur fünf Auswürfe, dann bin wieder weg!“ zu hören. Während ich gerade realisiere dass ich mein letztes „Möhrchen“ verloren habe, beißt doch tatsächlich ein Fisch auf den rostigen Blinker meines dänischen Angelnachbars. „Fisch!!Sie haben einen Fisch!!“, rufe ich aufgeregt als wäre es mein eigener. Ein silberner Rücken kommt zum Vorschein! „Dorsch?“, frage ich. „Nein! Köhler!“, antwortet der Däne als sich der circa 70 cm lange Fisch vor seinen Füßen abhakt. Weg ist er…Weg wie mein letzter Köder.

Immerhin habe ich nun die Gewissheit dass es in Dänemark tatsächlich Fische gibt! Auf dem Heimweg kaufe ich bei einem Fischhändler ein Dorschfilet…..damit ich wenigstens weiß wie frischer Fisch aus Dänemark schmeckt!

Was lernen wir aus diesem Mist?

Dass auch in Dänemark angeln nicht immer mit Fische fangen gleichzusetzen ist.