Monthly Archives: Oktober 2015

Rotauge auf Wobbler und andere Kuriositäten

hecht

 

In der letzten Zeit läuft gerade nichts wie es soll. Seit Wochen jage ich zu unmenschlichen Uhrzeiten den Zandern hinterher und hatte bislang noch nicht mal eine einzige Attacke.

Die Barsche machen auch einen großen Bogen um mich.

Die Rapfen sind seit 3 Wochen wie von der Bild- nein Oberfläche verschwunden…. und dann beißt

endlich mein erster Fisch am Schmugglermeer in Eggenstein: Freudig über den Silberrücken am Wobbler erwartete ich zuerst einen Barsch…. sah dann einen kleinen Rapfen…..und staunte bei näherem Betrachten nicht schlecht dass doch tatsächlich ein Rotauge auf meinen Wobbler gebissen hat!

Irgendwas läuft also gerade nicht ganz rund….Ich meine…wenn Friedfische zu Raubfischen werden und die Raubfische meine neu aufgefüllte Köderbox verschmähen…..da läuft doch irgendetwas schief. Oder?

Am Abend dann das Desaster!

Auf Jungfernfahrt absolvierte ich meine erste Bootstour auf dem Schmugglermeer. Wie üblich tat sich nichts! Kein Räuber lies sich an der Oberfläche blicken, geschweige denn unter Wasser zu einem Angriff bewegen.

Mittlerweile begann es schon zu dämmern. Und beim halb-blinden Auswurf auf dem Wasser hing mein Gummifisch nun auch noch an einem Ast fest! Bott rüber- Boot hinüber- Rute rechts- Rute links….. der Gummifisch hing und bewegte sich weder durch zubbeln noch durch ruckeln mit der Rute. Sch…eibenkleister! Ausgerechnet jetzt in der letzten viertel Stunde musste ich noch meinen Köder mitsamt dem Vorfach verlieren! Nach 10 min. vergeblichem Rütteln entschloss ich mich die Schnur abzuschneiden!

Plötzlich zog der vermeintliche „Ast“ Schnur ab! Ja…… Verdammt, ja! Da hing er! Der Riesenwels den ich mit meiner Welsrute schon so oft aufspüren wollte und nie fand…… Ausgerechnet jetzt wo ich mit meiner ollen Hechtrute und geflochtener Schnur auf dem Boot unterwegs war!

Panik!!! Entweder die Schnur hält und der Wels zieht das Boot samt Insassen über das ganze Schmugglermeer….. oder die Schnur hält nicht ! Der Wels beginnt sich zu regen…..schwimmt ein kleines Stück los….irgendwo drunter durch…. Ratsch! Das wars mit der Schnur! Und mit meinem Wels! 🙁

Heute früh stand ich kurz nach 6 Uhr mit Angelkollege Holger wieder am Rhein…..doch auch hier rührte sich kein Raubfisch von der Stelle.Gegen halb Acht verabschiedete ich mich zur Arbeit um danach noch ein paar Latten am Boot festzuschrauben. Und wo ich schon mal da war, gab es dann auch gleich eine Rundfahrt auf dem Wasser. Das Wetter unbeständig- ein Mix aus Sonne- bewölkt und Nieselregen. Meine Köder wurden allesamt verschmäht.

Aber….wie heißt es so schön…. der beste Köder ist Zeit! Und wie hat kürzlich ein lieber Angler zu mir gesagt ? „Man kann überall besser Fische fangen als auf dem Sofa!“

Nach 2 Stunden erfolgloser Spinnfischerei war mein Köder-Repertoire erschöpft! Ob es an den zahlreichen Jungfischen lag?

Mein Magen knurrte….alles was ich dabei hatte war eine Himbeer-Buttermilch, die lecker klang aber sowas von widerlich schmeckte, dass ich mich entschloss lieber zu hungern.

Vielleicht, dachte ich, war der Hecht ja auch so „schleckig“ wie man im badischen sagt.

Einen Trumpf hatte ich noch…..: Meinen exclusiven Bastelköder!

Was interessieren mich Jungfische? In Deutschland gibt es auch genug zu essen- und die Menschen essen auch noch wenn sie satt sind…. zumindest wenn es etwas exclusives und lecker-aussehendes zum essen gibt. Und das war mein Bastelköder:

Einen Twister den ich mit Federn beklebt und mit Wackelaugen aufgepimpt und auf ein selbstgebundenes Stahlvorfach aufgefädelt hatte!

Wäre ich ein Fisch- ich hätte draufgebissen!

Bastel-Twister raus! Rums! Die Rutenspitze lag auf dem Wasser!

Bitte nein!!! Nicht schon wieder ein Wels, dachte ich!

Kein Plätschern, kein Zappeln! Kein Hechtsprung! Kein Tock!

Mit andern Worten- kein Rapfen, kein Barsch, kein Zander! Kein Hecht!

Gefühlt- ein nassser Sandsack!

Ich zog- und zog….und kämpfte schweißgebadet mit dem Koloss von Fisch der sich nun 1 Meter vom Boot entfernt zeigte:

Ein gut genährter Hecht!!! Knapp 80 cm hatte der Gute….

80 cm pures Angler(innen)glück!

 

 

Was lernen wir aus diesem Mist?

Dass ein bissl Kreativität nicht immer das schlechteste ist!

Desaster am Schmugglermeer

aueNa Prima! Da fährt man in den übelst stinkenden Neopren-Wathosen nach der Arbeit zum Schnugglermeer um ein vollgelaufenes Boot wieder nutzbar zu machen und dann sowas!

„ Baumfällarbeiten! Durchfahrt verboten“

Und das am einzigen Zufahrtsweg! Nach 10 min. grübeln, beschließe ich 2 Kilometer durch den Auenwald zwischen Alb und Schmugglermeer zu laufen und die gesperrte Stelle zu umlaufen!

Nach 10 min. Fußmarsch in den badischen Urwald bin ich umgeben von Totholz, Efeu, meterhohen Brennesseln und blauen Blümchen die sich über den Boden verteilen als wäre es gerade Frühling geworden! Danach wird der Boden schlammig. Wo einst mal Wasser floss versinke ich nun im Schlamm….Bloss nicht steckenbleiben! Hier findet dich kein Schwein, denke ich und umlaufen mit ca. 1 km Umweg jede einzelne Matschgrube… bis ich mich irgendwann verlaufen habe. Keine Alb, kein Rhein, kein Schmugglermeer mehr sichtbar….Überall Matsch! Jeder Schritt birgt das Risiko im Schlamm steckenzubleiben….Irgendwie hangle ich mich über Totholz und herumliegende Steine. Vor mir: Wildschweinspuren! Prima, denke ich! Womöglich kommt jetzt gleich noch eine Bache um die Ecke! Oder ein Jäger der mich für ein Wildschein hält und mich abschießt…..? Oh Mann! Nach 20 min. Herumirren im Wald entdecke ich endlich wieder ein Teilstück der Alb.Nach weiteren 30 min. strammem Fußmarsch mit Gepäck erreiche ich schließlich das Schmugglermeer. Fix und Fertig laufe ich zum Bootsplatz vor!

Als das Boot auf Hochglanz poliert ist, schaue ich auf die Uhr: In 60 min. muss ich zu Hause sein und die Kinder abholen! Eigentlich wäre ich bettreif gewesen, so fertig war ich bereits.

Ich beschließe zur Albmündung zu laufen. Die Albmündung ist schließlich gerade max. ein Meter tief… Irgendwie, dachte ich, würde ich schon drüber kommen mit meiner Neopren-Wathose… und könnte dann statt durch den Auenwald hindernisfrei über den Damm zurück zum Auto laufen!

Langsam wagte ich einen Schritt in das Wasser. Einen zweiten….. Dann war es passiert! Die Stiefel 30 cm im Schlamm des Gewässers versunken! Sch….einbenkleister!

Gefühlte 30 min. versuchte ich mich aus dem Wasser zurück ans Ufer zu kämpfen! Keine Chance! Je mehr ich am einen Schuh zog, desto mehr versank der andere im Schlamm!

Ich brauchte einen Notfallplan! Schließlich hatte ich nicht vor mein Lebensende in der Alb zu finden…Glücklicherweise hatte ich das Handy in der Brusttasche.

Die einzigen die mich hier finden würden; waren Angler….Sollte ich jetzt wirklich Freitag-Mittags mich zu Affen machen indem ich die 5 Angler die ich kenne anrief, ob sie mir helfen würden mich aus dem Wasser herauszuziehen? Laut brüllte ich herum und fluchte wie ein Rohrspatz über meine eigene Dähmlichkeit.

Na gut- ich beschloss den ersten Angler anzurufen….

„Du musst aus den Wathosen raus! Wenn es nicht klappt musst du die Feuerwehr holen! Du bist da nicht die einzige!“ so die Anweisung.

Na prima! Ausgerechnet jetzt wo das Wasser eiskalt war! Feuerwehr ging gar nicht! Dann lieber nacktbaden bei 5 Grad Wassertemperatur.

In einer mühsamen Aktion schälte ich mich aus der Wathose heraus. Schei….benkleister- war das Wasser kalt! Meine weiße Bluse besudelt mit Schlamm und Matsch! Die Füße dunkelbraun vom Dreck, versuchte ich die Wathose aus dem Wasser zu ziehen und landete schließlich mitsamt der Hose auf dem Rücken im feuchten Schlamm.

Immerhin musste ich jetzt den letzten Kilometer durch den Auenwald nicht barfuß in Unterhose und nasser Bluse zurücklegen. Noch ein wenig Make up und nen Karpfen hätte man mich fast für den Karpfenkalender ablichten können! Naja…. fast….

Als ich endlich am Parkplatz ankomme fährt der LKW mit den Baumstämmen vorbei!

Die Strecke ist nun wieder frei….!

Was lernen wir aus diesem Mist?

Dass waten im Schlamm nicht clever ist!

 

 

Angeln mit Mama

silas

Sonntag-Morgen 6 Uhr, der Wecker klingelt!  Wäre ich bei Big Brother, würden sich jetzt wahrscheinlich Millionen von Zuschauern fragen, wie bescheuert ein Mensch sein muss, freiwillig (!) um diese Uhrzeit in Gummistiefeln in die dunkle Kälte zu gehen!
Einem Angler habe ich das relativ schnell in 4 Worten erklärt: „Ich will einen Zande!“.
Und nein, ich habe noch nicht aufgegeben! Heute – 1  Stunde vor Sonnenaufgang – war ich am Rhein bei Daxlanden mit Angelkollege Holger verabredet, denn ich hatte von meinen Mann bis 8 Uhr „angelfrei“ bekommen!

Riesige Nebelschwaden ziehen über das Wasser. Am Rhein selbst ist alles zappenduster. Doch mit der Nebel-Kombi sieht das ganze aus wie ein Hintergrundbild aus „The Fog“ oder einem Alfred Hitchock-Film. So ein inspirierender Sonnenaufgang im Sommer weckt ja regelrechte Glücksgefühle in mir- aber das? Hmmm… Irgendwie  war das Ganze gruselig!
Gebissen hat auch nichts- aber immerhin hat was geraubt! Fische waren also drin im Rhein!

Zu Hause angekommen empfing mich die Familie am Frühstückstisch:

Mein Mann (mit langem Gesicht):
„ Und? Wieder Schneider? Dann gibt es heute keinen Fisch zu essen?“

Meine Tochter:
„Hast du wieder nichts gefangen, Mama?“

Mein Sohn:
„Oh Mama! Mensch! Warum hast du nichts gefangen?“

„Na prima“, denke ich! Wie erklärt man einem 4-Jährigen warum die Zander nicht bei der Mama beißen?
„ Weil sie keinen Hunger hatten !“, antworte ich.

Mein Sohn träppelt mir hinterher: „Du, Mama! Ich weiß wie man ganz einfach Fische fängt! Du muss nur ein Maiskorn an den Haken machen und dann beißt eine Lachsforelle!“

Einen Moment lang überlege ich, ob es vor 3 Monaten wirklich richtig war, den Kleinen mit an den Forellensee zu nehmen, dann werde ich auch schon wieder unterbrochen:

„ …und Mama! Wenn du mich an den Forellensee fährst, dann angle ich dir eine Lachsforelle- dann musst du niiiieee wieder selbst angeln!“

Na prima! Warum eigentlich nicht? Nach dem Frühstück packen wir die Angelsachen ein und fahren zu zweit in den Schwarzwald.

Gegen Mittag steht  mein kleiner „Chef“ mit der Stipprute am Ufer des Forellenparks Kleinenztal.

Nach 45 min. interessiert sich noch keine einzige Lachsforelle für sein Maiskorn. Auch nicht für ein Aromatisiertes in rot!

„ Mama- ich will wieder nach Hause! Angeln ist langweilig“, ertönt es plötzlich von unten hoch. Mittlerweile ist es 13 Uhr und der Forellenpark hat sich sichtlich geleert—- auch an Fischen.

Ich entscheide mich die Spinnrute zu montieren. Einen Spinner drauf und los geht’s! Mein Kleiner  kurbelt fleißig die Rolle, während ich die Rute festhalte.  Der Spinner zieht an ca.10 Forellen in Sichtweite (!) vorbei- die sich nicht die Bohne für den Kunstköder interessieren.
Die folgenden Auswürfe gestalten sich ähnlich.
Na prima! Nicht mal beim Kiloangeln wollen die Fische heute beißen- dachte ich mir.
Stellenwechsel, Köderwechsel, Stellenwechsel…. dann endlich ein ersehnter Ruck in der Rute!
Mein Kleiner kurbelt und keschert den Fisch.
„Siehst du Mama! War doch ganz einfach! Einfach Köder rein- kurbeln-keschern- fertig!“
Stolz klopfe ich meinem Sohn auf die Schulter! „Ganz die Mama!“
„Und Mama….wenn du nächstes Mal wieder nichts fängst, dann zeige ich dir nochmal wie das geht. Soooo oft bis du es kannst!“

Was lernen wir aus diesem Mist?
Dass unsere Tiefkühltruhe bald voller Forellen ist!

Frau am Haken

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Um 5 Uhr morgens klingelte heute der Wecker. Mein Mann hatte beschlossen dass er gerne einmal Zander essen würde. Wie passend! Denn ich hatte mir seit 2 Jahren fest vorgenommen meinen ersten kapitalen Zander zu angeln.

Viele Angler aus Elbe und Co. fragen sich ja immer wie es sein kann, dass man am mittleren Oberrhein so schlecht Zander fängt. Ganz einfach: Unser Wasser ist mittlerweile so klar dass man teilweise den Grund des Rheins sieht. Zander lieben trübes Wasser und rauben bei uns daher hauptsächlich nachts. Dummerweise haben wir auch noch ein Nachtangelverbot! Effektiv bleibt einem also nur 1 h vor Sonnenaufgang und 1 h nach Sonnenuntergang um erfolgreich einen Zander zu stellen.

Ja klar- ich kann offiziell „auf Wels angeln“….und es gibt auch diverse illegale Köder. Wer aber seinen Zander legal und ohne einen Rechtsverstoß haben will der steht eben morgens um kurz vor sieben am Rhein und muss sich spurten.

Die Angel schon am Vortag gerichtet. Die Kopflampe schon auf die Stirn gesetzt. Verdammt- der Wobbler hat nen aufgebogenen Drilling! Schnell noch auswechseln!

Ratz-Fatz den Wobbler dran montiert und ……“oooh…..wo ist mein kaputter Drilling?“. Egal! Die Zeit rennt. Gemeinsam mit Angelkollege Holger geht’s schnurstracks runter zum Rhein….Erster Auswurf Holger! Erster Auswurf meine Wenigkeit….Autsch!!!!

Verdammt- einer der Drillinge hängt im Haar!

„ Ähm…Holger!“…. Nee, dachte ich, das kannst jetzt wirklich nicht bringen und pfrimmelte dezent, 6 Meter weiter den Drilling aus dem Haar. Naja- sagen wir es mal so- ich habe es erfolglos versucht bis auch Drilling Nummer zwei am Hinterteil meiner Mähne hing.

„ Ähm…Holger! Ähm….ich hab den Wobbler im Haar!“

Ich glaube ich muss jetzt nicht erwähnen dass es ungefähr 25 % der übriggebliebenen, effektiven Zanderzeit gekostet hat bis der Wobbler wieder einsatzbereit aus meinem Haarschopf entfernt war.

Jetzt weiß ich wieder, warum ich normalerweise eine Mütze beim angeln trage!

Die restlichen 45 min. ging auch nicht wirklich viel. Kein Räubern an der Oberfläche, kein Fehlbiss, kein Köderfisch- nichts. Der Rhein erweckte den Anschein als wäre er fischleer!

So langsam froren mir bei 3 Grad Celcius meine Griffel ein.

Ich entschied mich also Handschuhe zu holen und den Spot zu wechseln.

Schon seit langem liebäugle ich mit einer Stelle am Rhein bei Eggenstein, die laut Karte nur per langem Fußmarsch erreichbar ist.

Ich war mir sicher- das hier war garantiert ein Insider-Tipp!

Nach einem ca. 3 km langem Fußmarsch durch die Auenwälder über den Pfinzentlastungskanal, zwischen Schilf hindurch und über Baumstämme hinüber, sah ich in weiter Entfernung schließlich die besagte Stelle am Rhein. Ich war mir sicher!!! Diesen Weg nimmt kein „normaler“ Angler auf sich um an einen Rheinabschnitt zu kommen. In meinen Kopf fing ich schon die größten Rapfen und die fettesten Barsche!Nochmal über einen Baum….nochmal durch Gebüsch. Wenn dich hier einer umlegt findet man dich nicht mal bei der Seeputzete wieder- denn dort lag sogar noch Müll der letzten 10 Jahre herum! Da war ich! Nach einer guten halben Stunde strammem Fußmarsch in der Eiskälte!

Vor dem Rhein- ein Weg: Woher die Reifenspur wohl kam….?

Ok- ich lasse die Frage offen. Gefangen habe ich nichts!

Ich entschloss mich also im zuge meiner Rückwanderung noch einen Abstecher zum Schmugglermeer zu machen- immerhin raubte da was ( selbstverständlich auf der andern Seite wo ich war) gerade etwas. Gebissen hat aber nichts.

Und hey— ich habe meine ganze Köderbox durchgezogen, und die kann sich verdammt nochmal echt sehen lassen zur Zeit!

Ein letzter Auswurf am Pfinzentlastungskanal! Upps…..ich glaube der Drilling hängt am Rückteil meiner Jacke! Jetzt wurde es defintiv Zeit zu gehen!

Gegen 12 Uhr wanderte ich zurück zum Auto. Gummistiefel aus- Schuhe an.

Autsch!!! Jetzt wusste ich wo mein kaputter Drilling von heute früh gelandet ist.

Ausnahmsweise – muss ich heute mal sagen, war der heiße Tee und die Badewanne im Anschluss entspannender.

Und was lernen wir aus diesem Mist im nachinein?

Wenn du nur dich selber hakst- lass es heute besser sein.

Von Streckenpfosten, Rapfen und Wühltischschätzen

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Donnerstag-Morgens kurz vor 7 Uhr, als der Früstückstisch gedeckt war, kam eine SMS meines Angelkollegen Holger: „Du glaubst nicht was gerade passiert ist….“. Darauffolgend: 2 Fotos von 2 riesigen Zandern, einen mit 77 cm!.

Schlagartig verging mir der Hunger. Das konnte definitiv nicht sein: Zwei kapitale Zander in 10 Minuten! Und ich….Ich angle schon seit 2 Jahren und kriege wenn überhaupt nur Schniepel-Zander an den Haken! Ich entschloss mich also spontan kurz an den Rhein zu fahren und die 2 Prachtfische anzuschaun! Selbstverständlich zog ich auch noch meinen Köder durchs Wasser uns selbstverständlich biss bei mir wie üblich keiner von den Räubern. Um 8 Uhr beschloss ich schließlich weiterzufahren Richtung Pionierhafen. Immerhin war ich fest entschlossen heute noch‘n Hecht oder Barsch zu haken! Bei mir eigentlich die beste Voraussetzung dafür, dass ich nichts fangen werde- und wenn- genau den Zielfisch auf den ich es gar nicht abgesehen hatte.

Meine Köderbox war immerhin wieder randvoll – ich erspare mir an dieser Stelle den Betrag zu nennen zu dem ich sie aufgeüllt habe- aber jetzt war alles drin was mein Anglerherz begehrt, alles bis auf mein duchsichtiges Spro-Stickbait (meinen Lieblingsköder!) Den gab es nirgends mehr zu kaufen, nicht einmal im Internet. Jeden Onlinehändler habe ich abgeforstet. Jeden!

Die Barsche und Hechte wollten nicht beißen- auch nicht auf meine nagelneuen, kaptitalen Köder. Und ohne mein Lieblingsstickbait (ein Rapfenmagnet) glaubte ich auch nicht an einen kapitialen ASP.

Gummi,Blinker, Wobbler- nichts ging! Ich montierte also ein grünes, schweres Stickbait auf meine Angel. Dann plötzlich der aggressive Schlag in der Rute!

Einen Moment erschrak ich. Was für ein Oschi der da an der Rute zappelte, als wollte er sie ins Wasser ziehen! Bingo! Mein Rapfen! Der Tag war gerettet.

Am Nachmittag machte ich einen kurzen Abstecher zum M&R Angelshop. Eigentlich brauchte ich nur ein paar Stinger-Haken. Aber so wie auch Frauen in den Schuhladen gehen und nur Hausschuhe brauchen, aber mit 3 Paar Schuhen ( von denen sie 2 nie anziehen werden) wieder rauskommen – so ging es auch mir ( mal wieder).

Da war er- der Verursacher meines Kaufrausches: „der Wobblerwühltisch!“. Krampfhaft versuchte ich dran vorbei zugehen- ehrlich!

Naja- dachte ich. Schauen kannst du ja mal!

Plötzlich landete mein Kinn gefühlt auf dem Boden. Da lag er- nein zwei (!!!) meiner nicht auffindbaren Spro-Stickbaits!!!!! Und die gab es auch noch in einer länglichen Form!… und noch in blau!!! Hätte ich ein Monatsgehalt wie Christian Wulff, hätte ich vorne an der Theke gesagt:

„Einmal den kompletten Wühltisch bitte!“

Ich habe mich aber aufgrund meiner finanziellen Lage mit weniger begnügt.

Ab morgen bin ich auf jeden Fall pleite…. Mein Taschengeld ist aufgebraucht….und das am 10. des Monats!

Ich hatte mich daher gestern mal zur Seeputzete beim Angelverein angemeldet – da kann ich wenigstens keine Wobbler verlieren- und keine mehr kaufen.

Die Aktion heute früh war sehr lehrreich- ich glaube wir haben den Müll einer Kleinstadt in Eggenstein eingesammelt. Während ich in der freien Natur von dem ein oder andern vergangenen Moment am Wasser träumte, entdeckte ich doch tarsächlich eine Sonnenblume ( wir haben Oktober!!). Der Müllkönig ( wenn schon kein Anglerkönig) war bestimmt ich.. immerhin hatte ich einen Streckenpfosten (!) am Pfinzentlastungskanal gefunden…..ok…ich habe meinen Fang…nein Fund… nicht dem Angelverein gemeldet….aber ich rede mir mal ein das war ein kapitaler Müllfund. Ob mein Streckenpfosten der Grund war, dass ich ne extragroße Portion Gulaschsuppe bekommen habe? Wer weiß…Und das Beste- ich habe einen richtig schönen Wobbler gefunden! Und der passt nicht mal in meine mittlerweile überfüllte Köderbox! Wieder ein Grund angeln zu gehen…

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Was lernen wir aus diesem Mist?

Dass die Seeputzete immer gut für eine Überraschung ist.

Autoschlüssel und Barsch- statt Zander

barschDiese Woche mal wieder echt turbulent! Ich glaube ich habe  auf jeden verlorenen Köder einen Fisch gefangen. Und es waren Köder die mir wirklich am Herzen lagen!

Die Fische liegen im Magen- naja… nicht alle 😉

Dienstag konnte ich zwei Rapfen landen- beide auf meine Stickbaits ( auf Topwater geht derzeit gar nichts) die nun irgendwo zwischen den Steinschüttungen des Rheins klemmen. Dabei war mein Zielfisch ein Hecht 🙁

Freitagabends beschloss ich meinen einzig freien Abend im Thermalbad zu verbringen. Man muss ja nicht  täglich am Wasser sein. Angeln ist auch wirklich nicht sooo essentiell. Das ist ungefähr so wie bei Rauchern- die haben grundsätzlich auch kein Problem mit dem Rauchen aufzuhören. Und Alkoholiker, die brauchen den Alkohol auch nicht wirklich. Wenn man will können auch sie sofort aufhören zu trinken.

Außerdem: Achims Karpfen fraßen gerade eh nicht! Die statistischen Erfolgschancen auf einen Fisch waren also gering.

Und so wie bei allen Suchtkranken denen man nach dem erfolgreichen Entzug eine Zigarette anbietet, erging es auch mir….Ein Hechtfilet brutzelte gerade in der Pfanne….in meiner Köderbox ware zwei (wichtige) Fächer leer und obwohl ich mir vorgenommen hatte einen Tag Angelentzug durchzuführen, piepte Freitag das Handy:

„Lust heute Abend mit an den Rhein auf Zander zu gehen?“

Da waren sie: Die 11 magischen Worte per WhatsApp, die meinen Plan binnen 3 Sekunden zunichte machten.

18 Uhr knotete ich also am Rhein das Flurtocarbon an meine geflochtene Schnur.

Gummifisch ran und los ging es.

Nach 20 min. zubbelte es wild an der Rute. Ein Barsch! Immerhin 24 cm.

Schon verrückt- je weniger du einen Fisch fangen willst, desto besser scheint es zu klappen.

Glücklich über meinen Barsch, konzentrierte ich mich nun auf die Zander.

“ Boahh! Guck mal, die hat einen Fisch gefangen!“

Zwei Kinder zwischen 8 und 10 Jahren saßen plötzlich hinter mir am Ufer.

“ Ohhhhhh….guck mal wie weit die wirft!“

Für einen Moment fühlte ich mich echt verdammt talentiert….immerhin bin ich seit einem Jahr (erfolglos) dabei meine Wurftechnik zu überarbeiten und schon froh wenn ich meinen Köder halb so weit werfen kann wie die ganzen, erfahrenen Langzeitangler die mit einem Auswurf aus dem Handgelenk und einem souveränen Pfeifen der Rutenspitze, den Köder locker bis kurz vor der andern Rheinseite positionieren.

Als die zwei sich verabschieden geht es weiter am Rheinufer. Buhne für Buhne ziehe ich bei Dämmerung die Köder durch. Und prompt hängt Nummer 1 auch schon in der Steinpackung. Zubbeln, ziehen…. Ratsch! Das wars!

Fluchend wie ein Rohrspatz setze ich mich ans Ufer und erneuere die Montage.

Weiter geht´s!  Ein Ruck? Ich schlage an! Mist! War kein Fisch. Der Köder hängt am Ast. Zubbeln, ziehen, ruckeln….. von allen Seiten. Ratsch! Das wars! Mein neuer Wobbler….weg!!!Für immer!!!

Weiter geht´s!

Mittlerweile ist es sehr dunkel. Noch 20 min. bis zum baden-württembergischen Angelende! Zeitdruck!

Als ich die Angel auswerfen will, stelle ich fest dass ich beim weiterlaufen im Dunkeln den Rollbügel nicht geschlossen habe. Mein Köder liegt nun irgendwo an der Steinpackung des dunklen Rheins. Mist!

Mein Angelkollege leuchtet mir den Weg von der Schnur bis zum Wobbler.

Weiter geht´s.

Als ich auswerfen will piekt mich zweimal etwas  an der Taille. Schnaken? Nö- sollte jetzt zu Ende sein!

Beim dritten mal haue ich das Mistvieh tot! Autsch!!!

Wie er auch immer dahin gekommen ist: Der Drilling eines andern Wobblers hängt an meinem Pulli.

Plötzlich die Ansage von rechts: “ Ich will ja nicht drängeln aber…. wir haben nur noch 8 Minuten“

Weiter geht´s !  Über den Verlust der Köder und das Loch im Pulli (und in meiner Flanke) kann ich später trauern….

„Oh…. ich hänge auch im Baum“, ertönt es von rechts.

Ein Platscher!

“ Verdammt! Das war ein Zander!“

Lange Gesichter. Ende des Angeltages!

Immerhin war der Barsch der Trostpreis.

Und was sind schon Wobbler?

Es gibt wichtigere Gegenstände die man verlieren kann….sein Handy, sein Autoschlüssel….. Apropo: Wo ist eigentlich mein Autoschlüssel?

Hatte ich den nicht in meinen Jackentasche getan???

Panisch durchsuche ich meine Tasche! Nichts!

Autoschlüssel, Wohnungsschlüssel, Briefkastenschlüssel, Balkonschlüssel, Haustürschlüssel, Fahrradschlüssel…. meine halbe Existenz an einem Schlüsselring! – Weg!

Der Rhein hüllt sich in tiefster Dunkelheit!

Panik!

Mit der Kopflampe suchen wir dir Steinbuhnen ab. Angelkollege Holger ist sich sicher das war an der Stelle mit dem Fluro-Abriss.

In meinem Kopf ein Horrorszenario wie ich gleich meinen Mann anrufen muss:

„Schaaaaatz! Ich stehe hier am Rhein. … Nein, es geht mir gut….Nein ich habe diesmal kein Auto in den Rheinauen versenkt….Ja ich habe wieder 2 Köder verloren…. Nein, ich habe keinen Zander….Nein, ich hatte diesmal keinen Auffahrunfall……Ich habe nur alle Schlüssel verloren und komme nicht mehr mit dem Auto nach Hause…. Schatz? Bist du noch da????? “

Holger bückt sich. Hebt meinen Schlüsselbund hoch.

Über einen 2-Meter-Zander hätte ich mich nicht mehr gefreut!

 

Was lernen wir aus diesem Mist?

Dass eine offene Tasche ein schlechter Schlüsselplatz beim Angeln ist.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

In stiller Trauer

 

rapfen

In stiller Trauer verabschiede ich mich diese Woche von meinen treuen Begleitern:

Spro Stickbait, lila

*22.05.2015

† 3.10.2015

Irgendwo am Rheinhafen abgelegt ,vergessen und nicht wieder gefunden.

In Erinnerung an seine Dienste im Fang von 3 Rapfen und 1 Barsch.

 

Little Bounder Sparkling Grün von Topwaterproduction

*17.06.2015

† 3.10.2015

Im Rhein an einem Ast hängengeblieben.

In Erinnerung an seine Dienste beim Fang von 1 Hecht und 1 Rapfen.

 

Ein Keitech Easy Shiner Gummifisch incl. Jighaken

*24.08.2015

† 2.10.20

Im Rhein, zwischen den Steinen verloren.

In Erinnerung an seine Dienste beim Fang eines Barsches.

 

Ein Spro-Wobbler im Hechtdesign

*29.09.2015

† 2.10.2015

Im Rhein, zwischen den Steinen wo auch der Gummifischverblieb.

In Erinnerung an seinen ersten (und letzten) kurzen Ausflug aufs Wasser.

 

Von Beileidsbezeugungen bitte ich Abstand zu nehmen 🙁