Monthly Archives: April 2019

Meine erste Anglermesse (Teil 1/4) – Das erste Mal in Fürstenfeldbruck

Wenn man anfängt Fliegen zu binden, merkt man sehr schnell, dass einem eine ganze Menge Bindematerial fehlt. Da es die ein oder andern Feder angeblich laut meinem Fliegenbinde-Instructor Dieter nirgends anderswo so günstig zu kaufen gibt, wie auf der Fliegenfischermesse Fürstenfeldbruck, entschied ich mich im April mich Dieter und zwei
weiteren erfahrenen Fliegenfischern auf dem Weg nach Bayern anzuschließen.
Um 10.30 Uhr war es also soweit! An dem idyllisch gelegenen Kloster
angekommen, betrat ich die erste internationale Angelmesse meines
Lebens!
Gleich am Eingang erhielt ich eine Baumwolltasche mit einem goldenen
„Hardy“-Schriftzug. Also quasi etwas vergleichbar mit einer
„Ferrari“-Tasche auf einer Automesse.
Links demonstrierten ein paar Profi-Fliegenfischer ihre Würfe an einer
Art Swimmingpool. Es gab Vortragssäle, zwei Messehallen und einen mit
Biertischgarnituren bestückten Innenhof mit Brezelständen. Völlig
geplättet schaue ich mich um. Vor mir laufen ca. 2000 Fliegenfischer
in alle erdenklichen Richtungen.
„Wenn wir uns verlieren, 17:30 Uhr Treffpunkt beim Auto“, ruft mir
Dieter noch zu, „ und kauf nicht zu viel!“ höre ich noch einen Ausruf
der von einem süffisanten Lächeln untermalt ist, dass ich von Dieter nur
kenne wenn er sich einer Sache völlig sicher ist.
Danach sind alle verschwunden und ich begebe mich auf den weg in die
erste Messehalle.
Der erste Stand gehört der österreichischen Fliegenfischergesellschaft.
Hinter einem der vielen Stände lese ich etwas von „Frauenprogramm“.
Eine sympathische Frau lächelt mich an und möchte mich am liebsten
sofort in die Frauengruppe der österreichischen Fliegenfischerinnen
aufnehmen. „Wir sind aussterbend… und Frauen kriegen in Österreich
deshalb 50 % Rabatt auf Tageskarten…nachmittags gibt es ein
Wurfguiding für Fortgeschrittene hinten im Park- exclusiv für Frauen“,
schwärmt sie mir voller Begeisterung vor.
Ach war das schön! Ich kam mir vor wie ein bunter Hund der nun endlich
wusste wo sich die andern bunten Hunde auf der Welt versammelten….in
Österreich!
Danach betrat ich die erste Verkaufshalle: Hardy, Grays, Sage….alles
was Rang und Name hatte, war vertreten. Dann traf es mich wie ein
Schlag! Es war Liebe auf den ersten Blick! Da stand er- hinten im Eck!
Der perfekte Kescher! Leicht, stabil, vollgummiert, Teleskopstiel,
großräumig!
Unsere Blicke trafen sich….und plötzlich…ich weiß nicht wie es
passiert ist, gehörte er mir. So stand ich nun da. Um 11 Uhr am Anfang
der ersten Halle mit einem Kescher in der Hand den ich nun bis 17.30 Uhr
mitschleppen musste.

Was lernen wir aus diesem Mist?
Dass am Anfang etwas sperriges zu kaufen, auf einer Angelmesse ungünstig
ist.

Meine erste Anglermesse (Teil 2/4) – Im Shoppingrausch trotz PETA

Nach dem Kauf meines Keschers auf der Fliegenfischermesse ging es weiter zu den Angelreisenausstellern. Wie wäre es denn mit Fliegenfischen in Alaska, Slowenien, Irland, Grönland, Norwegen, Schweden oder Russland? Als ich in der Halle durch bin, habe ich eine Prospektsammlung dabei die die Kapazität meiner Hardy-Tasche sprengt und bin ich einen kurzen Moment auf alle reichen und berenteten Fliegenfischer neidisch.
Die Suche nach den Spezialfedern die ich brauche bleibt erfolglos.
In der zweiten Halle kaufe ich Glitzerdubbing bei Marios Fliegendose ein. Als ich dem Inhaber das Foto meiner Federn zeige, weiß der immerhin auf Anhieb dass ich „Coque de Leon“-Federn suche.
Die finde ich dann auch zum Preis von ca. 2 Euro je Minifeder!
Daneben erschließt sich mir eine riesige Oase an Fliegen….Fliegen in allen Farben und Formen, auftreibend und sinkend in allen erdenklichen Größen! Selbstverständlich alles reduziert…zum Messepreis! Ein Glück gibt es EC-Karten. Bei einem Blick auf die Uhr, stelle ich fest, dass ich den ersten Vortrag gerade verpasst habe.
Endlich treffe ich Dieter wieder und helfe ihm bei der Suche nach dem Angelguide der einen Vortrag hielt über das Fliegenfischen in Thüringen.
Am Eck der zweiten Halle werden wir fündig.  Am Stand stehen ein paar jüngere Angelguides:
„Und warum seid ihr hier auf der Messe?“, fragt der Erste.
Erstaunt blicke ich ihn an:
„Aus dem selben Grund warum wohl alle hier da sind?“, frage ich
zurück.
„ Ahh“, meint er,“ihr fischst etwa nicht mit der Fliege?“
„ Nö“, antworte ich, „ nur er, ich bin von der PETA!“
Immerhin verstehen die Jungs meinen schwarzen Humor.
Danach finde ich mich in einem Vortrag über das Fischen auf atlantische
Lachse wieder. Zumindest theoretisch weiß ich jetzt (fast) alles
darüber. Auf der Bühne bindet ein Fliegenbinder Fliegen die aussehen
wie Ohnezahn von Dragons. Gespannt schaue ich bei der Entstehung der
Kunstwerke zu und vergesse dabei den Termin mein Frauenguiding zu dem
ich viel zu spät eintrudle. In der Masse verstecken klappt auch nicht.
Es sind nur 8 Frauen auf der ganzen Messe die daran teilnehmen.
„ Let´s have fun together in 30 minutes ! You don´t have to be
professional!Just have Fun with me at the Casting only for woman “,
verabschiedett sich die Instructorin noch von allen.
Als ich auf dem Rückweg erneut bei den Angelguides aus Berlin
vorbeikommen, werde ich diesmal persönlich begrüßt:
„ Heeey!!!! Du warst schon mal hier!!! Die Frau von der PETA!“
Damit blieb mir nur noch eines…die direkte Flucht zum
Fliegenfischercasting für Frauen. Mit meinem Kescher.

Was lernen wir aus diesem Mist?
Dass man auf Anglermessen besser nicht von der PETA ist.

Meine erste Anglermesse ( Teil 3/4) – das Castingdesaster

Eigentlich wollte ich gar nicht beim Castingwettbewerb der Frauen auf der Fliegenfischermesse teilnehmen. Zuschauen hätte mir ausgereicht.
Doch nachdem nur 6 Teilnehmerinnen vor Ort waren und ich der Überzeugung
bin man sollte alles einmal ausprobieren bevor man es bewertet, fand ich mich also in 5 Meter Entfernung von drei Hulla-Hupp-Reifen mit einer Fliegenrute in der Hand wieder.
Kein Stopp beim Werfen, kein Schnurgeben…irgendwie sollte man laut
der Instructorin mit der Fliegenrute werfen wie mit einer Peitsche.
Während die andern Teilnehmerinnen sich teilweise minutenlang einwarfen, war das Thema einwerfen nach 3 Sekunden erledigt bei mir.
Wurf-Treffer- Wurf-Treffer- Wurf-Treffer.
Die Zeit wurde gestoppt. Und plötzlich wurde aus „Fun“ Stress. Die Instructorin gab Tipps auf englisch. Während ich im Kopf versuchte alles in deutsch zu übersetzen konzentrierte ich mich nicht mehr auf die Hullahuppreifen. In der Nervosität zubelte ich an der Leine, und musste die Weite im Flug neu einstellen. Da war die Zeit auch schon herum!
Immerhin 6 mal hatte ich die Reifen getroffen. Die Siegerin 19! Vermutlich hätte ich mit verschlossenen Augen ein ähnlich gutes Ergebnis erzielt. Die ersten vier gewannen einen Preis. Und ich (mal wieder) die Erfahrung, dass ich unter Stress nichts treffe. Irgendwie erinnerte mich die Situation daran wie ich vor vielen, vielen Jahren in einer
Frauenfussballmanschaft spielte und wir auf einem Turnier in Hamburg fünfter wurden. Von fünf Mannschaften wohlgemerkt.

Was lernen wir aus diesem Mist?
Dass Casting nichts für jede(n) ist.

 

 

Meine erste Anglermesse (Teil 4/4) – Pleite!

Nach dem misslungenen Casting-Wettbewerb trat ich meinen letzten Gang durch die Hallen der Fliegenfischermesse fort. In einer Vitrine, sehe ich einen magnetischen Anhänger für Trockenfliegen! Ich erzähle von meinem Leid, dass ich mit meiner Rundum-Fliegenfischertasche nicht zurecht komme und ich Ideen brauche für weniger Gepäck beim Angeln.
Zumindest die Fliegendose könnte ich mit dem Teil im Auto lassen!
Gekauft!
Selbstverständlich zum Messepreis- wie immer!
„ Jetzt brauche ich nur noch eine wasserdichte Lösung für Handy,
Angelpapiere und Autoschlüssel!“, erwähne ich,als ich auf einer Vitrine
eine schwarze wasserdichte Tasche erblicke.
„ Die ist absolut wasserdicht, klein und wird an der Hüfte getragen!
Und kostet nur halb soviel wie…“, höre ich im Hintergrund.

Nachdenklich krame ich in meinem Geldbeutel herum…Soll ich, soll ich
nicht? Das ist vielleicht die Tasche die mich irgendwann in die
Luxusunterkunft des vorherigen Standes nach Alaska begleiten wird,
sollte ich im Lotto gewinnen….
Genau so eine Tasche hatte ich immer gesucht! Jetzt hatte ich sie! Und
war pleite…. Naja fast- 25 Euro hatte ich noch im Geldbeutel! Wo ich
allerdings den Clipper und das Maßband hinhängen sollte ohne
Brusttasche, wusste ich (noch) nicht. Aber wie sagte Dieter „hier gibt
es alles“.
Und ich wurde fündig: Eine Holzperlenkette mit vielen Karabinern!
„Das ist super“, meinte Dieter. Und wenn Dieter das als erfahrener
Fliegenfischer sagte, musste etwas dran sein. Das einzige Problem war,
dass die Kette einfach nur hässlich war! Fürchterlich hässlich.
Am vorletzten Stand, der letzten Halle im obersten Stockwerk im
hintersten Eck, kurz vor Ende der Veranstaltung erblickte ich plötzlich
ein schönes Exemplar einer Fliegenfischerkette.
Alles aus Leder, vollständig perlenfrei, stabil und einfach nur
perfekt! Glücklich hielt ich das letzte Exemplar in den Händen. „Fifteen
Euro!“, sagte der Herr am Stand. Perfekt! Damit hatte ich noch 10 Euro
fürs Essen übrig. EC-Karte ging an dem Stand nicht!
Als ich an die Kasse komme und 15 Euro hinlege blickt mich der
Verkäufer erwartungsvoll an.
„ Fifty Euro, please!“ Upps… da hatte ich wohl etwas falsch verstanden!
Frustriert legte ich die Kette zurück und entschuldigte mich dafür. Ok-
der Intenetrecherche zufolge kosten die Ketten regulär 1000 Kronen,
sprich 99 Euro! Und ich war nun pleite wegen der Tasche und dem
Kescher!
„How much money do you have?“, fragt mich der isländische Verkäufer.
„Not enough…..25“, antwortete ich.
Der gute Mann nimmt meine letzten 10 Euro in die Hand und schiebt mir
die Kette in einem kleinen Jutesäckchen über den Tresen!
„ Take it! It´s ok!“, sagt er und macht mich mit diesem Satz vermutlich
zum glücklichsten Menschen auf der kompletten Messe.
Als ich zu Dieter und den andern beiden zurückkehre präsentiere ich
stolz und pleite meine isländische Fliegenfischerkette.
Das Mittagessen fiel mangels Geld aus. Nicht einmal eine Brezel wäre
noch leistbar gewesen!

Was lernen wir aus diesem Mist?
Dass eine Anglermesse teuer und der Isländer großzügig ist.