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Udo

Es gibt Angler die fahren nach Holland oder Norwegen für den Fang ihres
Lebens: einem kapitalen Meterhecht! Andere fangen ihn vor der Haustüre-
doch das sind die Wenigsten.
Nichts desto Trotz habe ich eines in meinem Leben gelernt : Lerne von
den Menschen die etwas besser machen als du!
In der Anglerszene ist so eine Weisheit allerdings nicht sehr einfach
umzusetzen. Unter den Anglern meint nämlich so ziemlich jeder dass er
besser bist als du. Alleine über den Neid unter Anglern könnte ich ein
Buch schreiben.
Im Dezember machte ich mich auf Hechtjagd mit dem Angler der die Fische
fängt von denen andere nur träumen....und der hat noch nicht einmal eine
Facebook-Account.
Meterhechte, Welse über 2 m Länge, riesige Karpfen und Zander. Es
gibt vermutlich kein "Traumfisch" den er noch nicht aus dem heimischen
Wasser gezogen hat.  Seine Garage ist voll  mit einer Auswahl  an Ruten
und Rollen dass man sich beim ersten Anblick fühlt 
wie im Angelladen. Auf seiner Angelkiste ist eine Strichliste für die
gefangenen Fische. Mit seinem Kescher könnte er problemlos mich selbst
aus dem Wasser ziehen. Gelegentlich hat man das Gefühl er hätte die
göttliche Intuition zu wissen wann ein Fisch beißen würde.
Manchmal treibt ihn die spontane Eingebung, ein Gefühl dass es heute
beißen würde zu den unüblichsten Uhr-/und Tageszeiten ans Wasser:  Udo.
Manchmal sollte man sollte man ein Mythos einfach ein Mythos sein
lassen, während sich die Gerüchte drumherum gegenseitig übertreffen. Die
Gewässer am mittleren Oberrhein sind schließlich schwer zu beangeln und
von manchem selbsternannten Angelgott dem ich über die 
Schulter schauen durfte, blieb nicht mehr viel übrig als weit in die
Kamera gehaltene Fische, Lebendköder, Besatzfische, Holland, von andern
weitergereichte Fische oder einfach nur eine geschickte
Bildverarbeitung.
Dank Holger weiß ich aber dass die Raubfischjagd auch ehrlich
erfolgreich sein kann. Und zu dieser raren Spezies zählt auch Udo. Ich
habe ehrlich gesagt keine Ahnung wie das funktioniert, aber es klappt:
"10 cm Gummifisch, gelblich....nein eher ins grünlich gehende...
Jigkopf 10 g, auf keinen Fall mehr.... da wo die Kehrströmung ist cirka
2 Meter östlich.... nein etwas schneller!", so unsere Unterhaltungen am
Wasser.
Wehe du vergisst das Stahlvorfach oder hast einen Drilling am Köder!
Und dann, urplötzlich ist sie da: Die göttliche Eingebung wo genau jetzt
ein Zander, ein Wels oder ein Hecht schwimmen könnte und wir wechseln
das Wasser.
Und ich laufe ihm hinterher wie Piggeldy einst Frederick. Am Ende gibt
es immer Fisch oder wenigstens Fischkontakt.  Und so begann im Winter
unsere Jagd nach einem Hecht.
Nach einer seiner Eingebungen wechselten wir mal wieder das
ursprüngliche Gewässer. "Der Köder, 10 g....Stahlvorfach
dran?.....genau da...nein 30 cm weiter links.....langsam kurbeln....",
kam die Anweisung.
Doch nichts biss! " Ein bisschen weiter links!", versuchte Udo mich zu
motivieren. Dann nahm er meine Angel und warf sie an die Stelle wo er
einen Hecht vermutete.
"Und dann ungefähr in der Schnelligkeit einkurbeln...", hörte ich noch
als er die Schnur in zwei Umdrehungen einholte. Bämm!!!
"Dein Hecht!", rief Udo und drückte mir die Rute in die Hand. " Nein,
der hat bei dir gebissen!", rief ich und gab ihm meine Rute wieder
zurück. " Das ist aber deine Rute!", rief Udo. "Und ich will keinen
geschenkten Fisch drillen der bei dir gebissen hat!", sage ich
noch....Doch unsere Uneinigkeit wem der Drill nun zusteht endet damit
dass der Hecht sich vom Haken abschüttelt. Mit langen Gesichtern blicken
wir uns an. Mist! Das hat man also davon wenn man zu nett ist.
Im Januar starteten wir also einen neuen Versuch. Und ich hatte meine
Angel zu Hause vergessen. Und so kam ich unverhofft in den Luxus mit
einer seiner Lieblingsangeln angeln zu dürfen. Gleicher Köder, gleiche
Angel- so ging es los ans Wasser. Mit  2 Meter Covid Abstand liefen wir
das Ufer eines Gewässers ab, weil Udo der Meinung war, hier würde ein
Hecht beißen.
Bereits nach kurzer Zeit hatte Udo den ersten, dann den zweiten
Fischkontakt, dummerweise blieb keiner hängen. Dafür hing mein Köder
erst einmal an einem Ast. Beim überqueren diverser "Hürden" machte sich
dann mal wieder mein fehlendes Talent im Weitsprung bemerkbar.
Der Gummistiefel steckte im Matsch und ich stand in Socken im nassen,
kalten Schlamm. Statt eines Hechtes musste der arme Kerl jetzt meinen
Stiefel aus dem Wasser ziehen. Danach Einwurf und ...nichts passierte.
Stoisch warf ich den Köder ins Wasser gespannt wann es bei Udo wieder
einschlagen würde.
Bämm!! Plötzlich bog sich meine....nein korrigiere....die Angeln von
Udo mit der ich angelte im 90° Bogen nach unten. "Fiiiisch!!" rief ich
aufgeregt. Zu mehr Worten war ich nicht mehr in der Lage, denn das was
da am Gummifisch zog war vermutlich der Fisch meines Lebens.
Mach jetzt bloß kein Fehler!, dachte ich mir. Doch der Fisch zog binnen
Sekunden 1/4 der kompletten Schnur ab. Vielleicht hätte ich mich mit der
Frage wie die Bremse einer fremden Angel funktioniert vor dem Angeln
befassen sollen.  Und plötzlich wusste ich warum mein "größter" Kescher 
von Udo belächelt worden war.
Vor mir schwamm der kapitalste Hecht meiner Fangkarriere und passte
nicht in meinen Kescher. Doch zum Glück hatte Udo ja noch seinen
dabei....
"Da hast als Mann schon schwer dran zu schlucken!", sagte Udo, "wenn
die Frau was fängt und du nicht". Verdient hatte ich ihn wirklich
nicht...mit fremder Angel, fremdem Köder, fremden Kescher und dann auch
noch nachdem Udo heldenreich mich und meinen Stiefel aus dem Schlamm
gezogen hatte. Er hat nur gebissen bei mir!


Und was lernen wir aus diesem Mist?
Dass nur der Fisch der bei dir beißt gefühlt dein eigener ist.

Schneiderurlaub in Dänemark

Oh Mann! Wie lange hatte ich den Moment herbeigesehnt, dass meine Familie einmal Urlaub an einem Angelgewässer machen möchte.

Die Hoffnung hatte ich zwischenzeitlich schon fast aufgegeben und gleichzeitig darauf gehofft, irgendwann einmal allein Richtung Skandinavien zu fahren, wenn ich für meine Kinder mal uncool werden würde.

Doch die beste Familie der Welt, kam dieses Jahr auf die geniale Idee nach Dänemark an die Flensburger Fjörde zu fahren! Genau! Ostsee, Ferienhaus in Wassernähe, eine Jahreskarte für schlappe 30 Euro und glückliche Kinder die im Sand spielen, während ich vermutlich meinen ersten Dorsch angle!

An der Grenze kurz vor Flensburg lief ich voll motiviert im Angelladen ein. Freudestrahlend bat ich den ersten Verkäufer um Hilfe bei der Köderauswahl für Fische, die ich bisher nur von der Fischtheke her kannte.

Grummelig drückt mir der für badische Verhältnisse unterkühlte Kerl eine Tüte quietschorangener Gummifische in die Hand. „Möhrchen! Ist gut für Dorsch“….dann läuft er weiter….“Meerforellenblinker. Hier ist die Karte, 42,60 Euro!“

Das Verkaufsgespräch war damit beendet- Dabei hatte ich mich extra bemüht hochdeutsch zu sprechen, was mir schwerer fällt als mich in englisch zu unterhalten.

Die Fische in der Karte sind mit den Schonzeiten und Mindestmaßen auf dänisch hinterlegt! Nach einer Stunde habe ich dank Google alle Arten übersetzt…. !

Am nächsten Tag wage ich den ersten Schritt in mein neues Jagdrevier! Mit meinen Wathosen wate ich circa vier Meter ins Wasser. Weiter komme ich nicht. Das Wasser steht mir bei 1,60 m Körpergröße bis zur Oberkante meiner Wathose!

Der Angler neben mir ist gute 1,90 m groß und steht mit seinen Wathosen gute 20 Meter weit im Wasser und fischt derweil die tiefsten Stellen ab! Beim 2. Auswurf ist der erste meiner drei Meerforellenblinker weg! Flasches Wasser= Viel Kraut!

In diesem Moment wird mir klar, warum es im Norden so viele große Menschen gibt. Die Kleinen sind damals evolutionsbedingt vermutlich alle verhungert!

Was lerne ich aus diesem Mist?

Dass Angeln in den  Flensburger Fjörden nur was für große Angler ist!

Die folgenden Tage gestalten sich als genauso frustrierend. Am vorletzten Tag, habe ich nur noch ein „Möhrchen“ und überlege mir gut ob ich auch dieses im Kraut der Flensburger Fjörde hängen lassen möchte! Der Familienrat entschließt sich nach Sonderburg zu fahren! Die Angel im Gepäck.

Die eine Seite des Hafens ist mit Angelverbotsschildern bestückt. Auf der andern Seite sind die besten Plätze belegt. Während meine Kinder auf einem Spielplatz toben entdecke ich plötzlich eine freiwerdende Steinbuhne! Innerhalb von Sekunden springe ich wie eine Gazelle über die Böschung an die Spitze! Türkisblaues Wasser, Sonne und das Rauschen des Meeres bescheren mir einen wunderschönen Moment. Mein letztes „Möhrchen“ kommt auf dem Wasser auf und sinkt auf einen krautfreien (!) Untergrund. Da war ich! Angekommen im El Dorado der Angler! Sonderburg!

Circa zwei Minuten lang bin ich der vielleicht glücklichste Mensch der Welt dem nichts, aber auch gar nichts zu fehlen scheint! In der dritten Minute steht plötzlich ein Däne neben mir und stellt sich mit seiner Spinnrute direkt vor meine Nase.

Auswerfen ist fast unmöglich. Nach dem er merkt dass ich deutsch bin, bekomme ich ein „ Nur fünf Auswürfe, dann bin wieder weg!“ zu hören. Während ich gerade realisiere dass ich mein letztes „Möhrchen“ verloren habe, beißt doch tatsächlich ein Fisch auf den rostigen Blinker meines dänischen Angelnachbars. „Fisch!!Sie haben einen Fisch!!“, rufe ich aufgeregt als wäre es mein eigener. Ein silberner Rücken kommt zum Vorschein! „Dorsch?“, frage ich. „Nein! Köhler!“, antwortet der Däne als sich der circa 70 cm lange Fisch vor seinen Füßen abhakt. Weg ist er…Weg wie mein letzter Köder.

Immerhin habe ich nun die Gewissheit dass es in Dänemark tatsächlich Fische gibt! Auf dem Heimweg kaufe ich bei einem Fischhändler ein Dorschfilet…..damit ich wenigstens weiß wie frischer Fisch aus Dänemark schmeckt!

Was lernen wir aus diesem Mist?

Dass auch in Dänemark angeln nicht immer mit Fische fangen gleichzusetzen ist.

Der Karpfen-Hecht der ein Rapfen war

Was gibt es besseres auf der Welt, als Sonnenschein, die Kinder sind mit Oma und Opa unterwegs und mein Mann möchte einen Kaffee am Rhein bei Neuburgweiher trinken, während ich dort angeln gehen darf? Nein es gibt wirklich fast nichts Schöneres!

Und für circa 25 Motorradfahrer, 50 Radfahrer und annähernd 100 Sparziergänger gab es heute auch nichts schöneres als am Rhein in Neuburgweiher die Sonne zu genießen.

„Schatz?!“, fragte mein Mann, „ kannst du mir vielleicht wieder die Angel geben?“

Mittlerweile ist es schon Programm, dass mein Mann die Angel trägt damit uns beiden der Spruch erspart bleibt: „Schau mal, die Arme muss mit ihm angeln gehen und dann auch noch seine Sachen tragen..!“

Im Restaurant angekommen, bestellt mein Mann einen Kaffee, und ich verziehe mich ans Wasser. Stille! Die Sonne glitzert funkelnd auf der Wasseroberfläche. Massige Brutfische schwimmen vor meinen Füßen umher. Komischerweise kann ich fast ungestört angeln. Fast….!

„ Hi, ich bin Kevin! Wer bist du?“, fragt mich eine kindliche Stimme von hinten.

Ein cirka 8jähriger Knirps steht plötzlich direkt hinter mir.

„ Sandra!“, antworte ich, als drei Meter weiter eine ältere Frau zu dem Jungen rüberbrüllt.

„ Keeeeviiiin! Komm sofort her! Beim angeln muss man leise sein!!!Kevvviiiin!“

Eine Minute später steht sie ebenfalls hinter mir. „ Kevin, komm!. Sofort. Du störst hier! Kevin auf!“

Seelenruhig bleibt Kevin stehen.

„ Ich bleibe doch da hinten, Oma! Ich will nur sehen wie die Frau gleich einen Fisch fängt!“

Hm…Das würde ich auch gerne sehen!

Die Oma schimpft wie ein Rohrspatz, weil der Junge wie ein Pfeiler am Ufer steht.

„ Kääääääävin!! Wir gehen jetzt!!! Sofort!“

„Gleich, Oma!“, sagt Kevin, „ Ich habe noch nie geangelt! Angelst du auch zum ersten Mal?“

“Nö!“, meine ich,“ ich habe es schon einige Male getan!“

„Boahhh! Coool! Hammerhart!!! Und ist jetzt schon ein Fisch dran?“, fragt der Junge, während die Oma vom Schimpfen bereits einen sichtbar roten Kopf hat.

„Wenn ein Fisch dranhängt siehst du das!“,versuche ich ihm die Angelegenheit knapp zu erklären,“es ist aber gut möglich dass ich heute gar nichts fange!“

„Noch zwei Minuten, Oma!!!“, ruft Kevin zu seiner Großmutter.

Plötzlich ein Ruck in der Rute!!! Fisch??

Irgendwas zerrt schlagartig bestialisch an der Angelrute.

„Fisch! Oma, die Frau hat einen Fisch gefangen!!!“, schreit Kevin.

Ein großer Rapfen kommt zum Vorschein, für den ich zufällig auch noch einen Abnehmer habe!

„Wenn ich groß bin, werde ich auch Angler!“, meint Kevin und rennt zu seiner Oma zurück.

Und nun? Mein Mann hatte ja den Autoschlüssel und saß im Restaurant!

Augen zu und durch, dachte ich!

Mit dem Rapfen im Kescher schlappte ich zum Biergarten, vorbei an 10 Radfahrern, 15 Fußgängern und ca. 50 Biergartengästen.

„ Boooooah, ein Hecht!!“

„ Eeeeh….die hat einen Fisch geangelt!

„ Wahnsinn, da hat es ja echt Fische im Rhein!“

„ Petri! Was ist denn das für ein Fisch?“

„ Boahh ist der riesig!!“

Als ich mich den gefühlt 500 Fragen gestellt habe, hat mein Mann gerade seinen Kaffee bekommen und bittet mich den Fisch alleine zum Auto zu bringen.

Na dann…. Vorbei an weiteren 50 Spaziergängern und einer 10köpfigen Motorradfahrergang trage ich den Rapfen zum Parkplatz.

„ UUUUUUUUUUUUUhhhhh…..die Fischerin vom Bodensee!“

„ Ehhhhhy Alter! Guck mal!!! Die Alte hat n Hecht geangelt!“

„ Was für ein riesiger Karpfen!“

„ Sie sagten ein Krapfen? Sie meinen einen Karpfen! Ja die Fische kenne ich!“

„Schmeckt der gut?“

„ Falls Sie den nicht essen wollen, ich esse gerne Fisch!“

Als ich mich endlich zum Auto durchgekämpft habe, schaut mich ein Autofahrer nebenan mitleidig an.

„Ein Rapfen, gell?“

Nach der Flut an Kommentaren, freue ich mich schon fast darüber dass ich niemandem mehr erklären muss was ein Rapfen ist.

„Ein anderer Fisch wäre dir bestimmt lieber gewesen, oder?“, fragt der Mann im Auto. Vermutlich ein Angler?!

Kurze Zeit später taucht auch schon mein Gatte auf. Nachdem er mir den Schlüssel brachte, musste er den umliegenden Gästen erklären um was für einen riesigen Fisch es hier handelte. Wie er lebt. Ob es davon viele gibt im Rhein…. und konnte auch noch alle Fragen richtig beantworten.

Bevor die Frage kam, warum er eigentlich nicht angeln würde, packte er schließlich seine Sachen.

Als er ins Auto steigt, schaut ein Fußgänger zu dessen Ehefrau:

„Schau mal! Das ist der Mann von der Frau die den Hecht gefangen hat!“

Wenn das kein Titel ist 😉

Was lernen wir aus diesem Mist?

Dass in Neuburgweiher seit heute viele wissen was ein Rapfen und wer mein Mann ist.

Surströmming

J
Jedes Individuum hat seine Stärken und seine Schwächen. Der Wels ist ja fast blind, aber dafür riecht und spürt er gut. „Vielleicht sollten wir dann mal mit Surströmming auf Wels angeln gehen?“, meinte mein Bruder auf einer Familienfeier kürzlich zu mir. „Surströmming“ ist eine Fischspezialität aus Schweden. Der Geruch soll so widerlich sein, dass so mancher Tester beim öffnen der Dose erbrochen hat oder Mietern mit richterlicher Unterstützung fristlos der Mietvertrag gekündigt wurden nachdem sie eine Dose im Hausflur ausleerten. Nachdem die längst verfallene Dose die mein Bruder organisiert hatte, fast am platzen war, stellte ich drei Tage vor dem besagten Termin meine über Jahre (!) gesammelten Fischfetzen in die Sonne – die schon einmal zuvor drei Tage in der Sonne lagen! Ich war mir sicher: Sollte hier irgendein Wels sein….dem würden wir ein Festmahl bereiten dass er aus 10 km Entfernung noch riechen würde! So kam es also…. Mein Bruder, seine Frau Maren und ich machten uns Samstagabends zum Ansitzangeln auf Wels an den Pionierhafen beim Rhein auf: Vorsichtig begutachten wir die Fischdose mit dem Verfallsdatum 2016! Aufgeregt und mit Gummihandschuhen öffnet mein Bruder die Dose unter Wasser. Maren und ich beobachten das Geschehen aus sicherer Enternung. „ Es geht….ich habe es mir schlimmer vorgestellt!“ , ruft mein Bruder und hält die geöffnete Dose in den Händen. Erleichterung! Langsam nähern wir uns ihm. Plötzlich: „ Uahh….ihhhh….ähhhh“, kreidebleich hält er die Luft an und winkt uns weg. Dann erreicht sie auch uns … eine Brise aus fauligem, verwestem, gammeligem Fisch mit einer starken Unternote an Tierfäkalien und Bahnhofstoilette. Ein Polizist hat mir mal gesagt, Leichengeruch vergisst man nicht. Heute weiß ich – den Geruch von Surströmming vergisst man auch nicht! Mit Gummihandschuhen befestigen wir das Ekelzeug zusammen mit einem toten Rotauge am Haken. Beim Auswurf des 300 g Bleis haut es mich kräftetechnisch fast um. Danach geruchstechnisch. Das Sürström ist im Wasser. Doch jeder Partikel aufs Festland fiel verbreitet nun einen widerlichen Gestank im Umkreis von 100 Meter! Maren schlägt derweil erfolglos einige Schnaken in der Dämmerung tot. Die Stechmücken haben ihren Spaß mit uns! Wir haben Surströmming. Ruhig blicken wir aufs Wasser hinüber zur andern Uferseite, wo Leute vom THW gerade in einem selbstgebauten Swimmingpool am Ufer planschen. Der THW hat Spaß! Wir sitzen zwischen angeschwemmten Müll am Ufer und haben Surströmming. Nachdem beim THW Ruhe einkehrt, fährt ein riesiges Touristenschiff mit lauter südamerikanischer Musik am Rhein vorbei. Die Gäste haben einen Riesenspaß! Wir haben Surströmming. Während wir noch überlegen ob der Müll, das warme Wetter, das Wasser und die Salsamusik nicht doch ein wenig Urlaubsfeeling rüberbringt, erreicht uns eine neue Brise an vergammelten Fisch. Kreidebleich geht ein „Uähhhh- riecht ihr das auch?“ durch die Reihen. „ Buähhh- die kam aber jetzt von hinten!“ meint mein Bruder. Stimmt! Ich hatte ja auch noch selbstgemachten Gammelfisch dabei. Vorsichtig öffnete ich den Eimer und stellte fest, mein hausgemachtes Surströmming roch fast genauso schlimm. „ Will jemand ein Wurstbrötchen oder einen Kaffee?“, fragte Maren, die als Einzige einen Ansitzstuhl hatte. Mein Bruder setzte sich kreidebleich links von ihr auf den Boden. Ich setzte mich nach rechts! Gespannt blickten wir auf den THW- Pool. „ Da würde ich jetzt auch gerne reinspringen!“, meint Maren. „So eine Fahrt auf dem Salsa-Schiff ist bestimmt auch toll!“, kommentiert mein Bruder. Nö! Wir sitzen hier…am Wasser beim schönsten Hobby der Welt! Plötzlich erreicht uns ein Windstoß mit einer besonders starken Brise an Surströmming! Maren legt das Wurstbrötchen zur Seite. Das Wasser ist wie tot. Selbst um 23 Uhr raubt kein einziger Fisch im Hafen. Um 24 Uhr ziehen wir die Ruten aus dem Wasser. Das komplette Surströmming hängt noch dran! Mit Gummihandschuhen lege ich die Unterwasserpose auf den Boden, das Sürströming daneben. Die Kopflampe anzuschalten führt zu Permanentattacken an unzähligen Rheinschnaken. Wir sind alle drei froh keinen Wels haben landen zu müssen. Noch mehr Fischgeruch wäre zu viel des Guten gewesen! Auf der Rückfahrt zieht plötzlich eine unsäglich starke Prise an Gammelfisch von meinen Stiefeln hoch. Beim Einladen des Autos muss ich in der Dunkelheit mit den Gummistiefeln versehentlich in das Surströmming reingetreten sein. Es riecht so als bräuchte ich nun neue Gummistiefel und ein neues Auto.

Was lernen wir aus diesem Mist? Dass mit Surströmming kein Fisch zu fangen ist.

Meine erste Anglermesse (Teil 1/4) – Das erste Mal in Fürstenfeldbruck

Wenn man anfängt Fliegen zu binden, merkt man sehr schnell, dass einem eine ganze Menge Bindematerial fehlt. Da es die ein oder andern Feder angeblich laut meinem Fliegenbinde-Instructor Dieter nirgends anderswo so günstig zu kaufen gibt, wie auf der Fliegenfischermesse Fürstenfeldbruck, entschied ich mich im April mich Dieter und zwei
weiteren erfahrenen Fliegenfischern auf dem Weg nach Bayern anzuschließen.
Um 10.30 Uhr war es also soweit! An dem idyllisch gelegenen Kloster
angekommen, betrat ich die erste internationale Angelmesse meines
Lebens!
Gleich am Eingang erhielt ich eine Baumwolltasche mit einem goldenen
„Hardy“-Schriftzug. Also quasi etwas vergleichbar mit einer
„Ferrari“-Tasche auf einer Automesse.
Links demonstrierten ein paar Profi-Fliegenfischer ihre Würfe an einer
Art Swimmingpool. Es gab Vortragssäle, zwei Messehallen und einen mit
Biertischgarnituren bestückten Innenhof mit Brezelständen. Völlig
geplättet schaue ich mich um. Vor mir laufen ca. 2000 Fliegenfischer
in alle erdenklichen Richtungen.
„Wenn wir uns verlieren, 17:30 Uhr Treffpunkt beim Auto“, ruft mir
Dieter noch zu, „ und kauf nicht zu viel!“ höre ich noch einen Ausruf
der von einem süffisanten Lächeln untermalt ist, dass ich von Dieter nur
kenne wenn er sich einer Sache völlig sicher ist.
Danach sind alle verschwunden und ich begebe mich auf den weg in die
erste Messehalle.
Der erste Stand gehört der österreichischen Fliegenfischergesellschaft.
Hinter einem der vielen Stände lese ich etwas von „Frauenprogramm“.
Eine sympathische Frau lächelt mich an und möchte mich am liebsten
sofort in die Frauengruppe der österreichischen Fliegenfischerinnen
aufnehmen. „Wir sind aussterbend… und Frauen kriegen in Österreich
deshalb 50 % Rabatt auf Tageskarten…nachmittags gibt es ein
Wurfguiding für Fortgeschrittene hinten im Park- exclusiv für Frauen“,
schwärmt sie mir voller Begeisterung vor.
Ach war das schön! Ich kam mir vor wie ein bunter Hund der nun endlich
wusste wo sich die andern bunten Hunde auf der Welt versammelten….in
Österreich!
Danach betrat ich die erste Verkaufshalle: Hardy, Grays, Sage….alles
was Rang und Name hatte, war vertreten. Dann traf es mich wie ein
Schlag! Es war Liebe auf den ersten Blick! Da stand er- hinten im Eck!
Der perfekte Kescher! Leicht, stabil, vollgummiert, Teleskopstiel,
großräumig!
Unsere Blicke trafen sich….und plötzlich…ich weiß nicht wie es
passiert ist, gehörte er mir. So stand ich nun da. Um 11 Uhr am Anfang
der ersten Halle mit einem Kescher in der Hand den ich nun bis 17.30 Uhr
mitschleppen musste.

Was lernen wir aus diesem Mist?
Dass am Anfang etwas sperriges zu kaufen, auf einer Angelmesse ungünstig
ist.

Meine erste Anglermesse (Teil 2/4) – Im Shoppingrausch trotz PETA

Nach dem Kauf meines Keschers auf der Fliegenfischermesse ging es weiter zu den Angelreisenausstellern. Wie wäre es denn mit Fliegenfischen in Alaska, Slowenien, Irland, Grönland, Norwegen, Schweden oder Russland? Als ich in der Halle durch bin, habe ich eine Prospektsammlung dabei die die Kapazität meiner Hardy-Tasche sprengt und bin ich einen kurzen Moment auf alle reichen und berenteten Fliegenfischer neidisch.
Die Suche nach den Spezialfedern die ich brauche bleibt erfolglos.
In der zweiten Halle kaufe ich Glitzerdubbing bei Marios Fliegendose ein. Als ich dem Inhaber das Foto meiner Federn zeige, weiß der immerhin auf Anhieb dass ich „Coque de Leon“-Federn suche.
Die finde ich dann auch zum Preis von ca. 2 Euro je Minifeder!
Daneben erschließt sich mir eine riesige Oase an Fliegen….Fliegen in allen Farben und Formen, auftreibend und sinkend in allen erdenklichen Größen! Selbstverständlich alles reduziert…zum Messepreis! Ein Glück gibt es EC-Karten. Bei einem Blick auf die Uhr, stelle ich fest, dass ich den ersten Vortrag gerade verpasst habe.
Endlich treffe ich Dieter wieder und helfe ihm bei der Suche nach dem Angelguide der einen Vortrag hielt über das Fliegenfischen in Thüringen.
Am Eck der zweiten Halle werden wir fündig.  Am Stand stehen ein paar jüngere Angelguides:
„Und warum seid ihr hier auf der Messe?“, fragt der Erste.
Erstaunt blicke ich ihn an:
„Aus dem selben Grund warum wohl alle hier da sind?“, frage ich
zurück.
„ Ahh“, meint er,“ihr fischst etwa nicht mit der Fliege?“
„ Nö“, antworte ich, „ nur er, ich bin von der PETA!“
Immerhin verstehen die Jungs meinen schwarzen Humor.
Danach finde ich mich in einem Vortrag über das Fischen auf atlantische
Lachse wieder. Zumindest theoretisch weiß ich jetzt (fast) alles
darüber. Auf der Bühne bindet ein Fliegenbinder Fliegen die aussehen
wie Ohnezahn von Dragons. Gespannt schaue ich bei der Entstehung der
Kunstwerke zu und vergesse dabei den Termin mein Frauenguiding zu dem
ich viel zu spät eintrudle. In der Masse verstecken klappt auch nicht.
Es sind nur 8 Frauen auf der ganzen Messe die daran teilnehmen.
„ Let´s have fun together in 30 minutes ! You don´t have to be
professional!Just have Fun with me at the Casting only for woman “,
verabschiedett sich die Instructorin noch von allen.
Als ich auf dem Rückweg erneut bei den Angelguides aus Berlin
vorbeikommen, werde ich diesmal persönlich begrüßt:
„ Heeey!!!! Du warst schon mal hier!!! Die Frau von der PETA!“
Damit blieb mir nur noch eines…die direkte Flucht zum
Fliegenfischercasting für Frauen. Mit meinem Kescher.

Was lernen wir aus diesem Mist?
Dass man auf Anglermessen besser nicht von der PETA ist.

Meine erste Anglermesse ( Teil 3/4) – das Castingdesaster

Eigentlich wollte ich gar nicht beim Castingwettbewerb der Frauen auf der Fliegenfischermesse teilnehmen. Zuschauen hätte mir ausgereicht.
Doch nachdem nur 6 Teilnehmerinnen vor Ort waren und ich der Überzeugung
bin man sollte alles einmal ausprobieren bevor man es bewertet, fand ich mich also in 5 Meter Entfernung von drei Hulla-Hupp-Reifen mit einer Fliegenrute in der Hand wieder.
Kein Stopp beim Werfen, kein Schnurgeben…irgendwie sollte man laut
der Instructorin mit der Fliegenrute werfen wie mit einer Peitsche.
Während die andern Teilnehmerinnen sich teilweise minutenlang einwarfen, war das Thema einwerfen nach 3 Sekunden erledigt bei mir.
Wurf-Treffer- Wurf-Treffer- Wurf-Treffer.
Die Zeit wurde gestoppt. Und plötzlich wurde aus „Fun“ Stress. Die Instructorin gab Tipps auf englisch. Während ich im Kopf versuchte alles in deutsch zu übersetzen konzentrierte ich mich nicht mehr auf die Hullahuppreifen. In der Nervosität zubelte ich an der Leine, und musste die Weite im Flug neu einstellen. Da war die Zeit auch schon herum!
Immerhin 6 mal hatte ich die Reifen getroffen. Die Siegerin 19! Vermutlich hätte ich mit verschlossenen Augen ein ähnlich gutes Ergebnis erzielt. Die ersten vier gewannen einen Preis. Und ich (mal wieder) die Erfahrung, dass ich unter Stress nichts treffe. Irgendwie erinnerte mich die Situation daran wie ich vor vielen, vielen Jahren in einer
Frauenfussballmanschaft spielte und wir auf einem Turnier in Hamburg fünfter wurden. Von fünf Mannschaften wohlgemerkt.

Was lernen wir aus diesem Mist?
Dass Casting nichts für jede(n) ist.

 

 

Meine erste Anglermesse (Teil 4/4) – Pleite!

Nach dem misslungenen Casting-Wettbewerb trat ich meinen letzten Gang durch die Hallen der Fliegenfischermesse fort. In einer Vitrine, sehe ich einen magnetischen Anhänger für Trockenfliegen! Ich erzähle von meinem Leid, dass ich mit meiner Rundum-Fliegenfischertasche nicht zurecht komme und ich Ideen brauche für weniger Gepäck beim Angeln.
Zumindest die Fliegendose könnte ich mit dem Teil im Auto lassen!
Gekauft!
Selbstverständlich zum Messepreis- wie immer!
„ Jetzt brauche ich nur noch eine wasserdichte Lösung für Handy,
Angelpapiere und Autoschlüssel!“, erwähne ich,als ich auf einer Vitrine
eine schwarze wasserdichte Tasche erblicke.
„ Die ist absolut wasserdicht, klein und wird an der Hüfte getragen!
Und kostet nur halb soviel wie…“, höre ich im Hintergrund.

Nachdenklich krame ich in meinem Geldbeutel herum…Soll ich, soll ich
nicht? Das ist vielleicht die Tasche die mich irgendwann in die
Luxusunterkunft des vorherigen Standes nach Alaska begleiten wird,
sollte ich im Lotto gewinnen….
Genau so eine Tasche hatte ich immer gesucht! Jetzt hatte ich sie! Und
war pleite…. Naja fast- 25 Euro hatte ich noch im Geldbeutel! Wo ich
allerdings den Clipper und das Maßband hinhängen sollte ohne
Brusttasche, wusste ich (noch) nicht. Aber wie sagte Dieter „hier gibt
es alles“.
Und ich wurde fündig: Eine Holzperlenkette mit vielen Karabinern!
„Das ist super“, meinte Dieter. Und wenn Dieter das als erfahrener
Fliegenfischer sagte, musste etwas dran sein. Das einzige Problem war,
dass die Kette einfach nur hässlich war! Fürchterlich hässlich.
Am vorletzten Stand, der letzten Halle im obersten Stockwerk im
hintersten Eck, kurz vor Ende der Veranstaltung erblickte ich plötzlich
ein schönes Exemplar einer Fliegenfischerkette.
Alles aus Leder, vollständig perlenfrei, stabil und einfach nur
perfekt! Glücklich hielt ich das letzte Exemplar in den Händen. „Fifteen
Euro!“, sagte der Herr am Stand. Perfekt! Damit hatte ich noch 10 Euro
fürs Essen übrig. EC-Karte ging an dem Stand nicht!
Als ich an die Kasse komme und 15 Euro hinlege blickt mich der
Verkäufer erwartungsvoll an.
„ Fifty Euro, please!“ Upps… da hatte ich wohl etwas falsch verstanden!
Frustriert legte ich die Kette zurück und entschuldigte mich dafür. Ok-
der Intenetrecherche zufolge kosten die Ketten regulär 1000 Kronen,
sprich 99 Euro! Und ich war nun pleite wegen der Tasche und dem
Kescher!
„How much money do you have?“, fragt mich der isländische Verkäufer.
„Not enough…..25“, antwortete ich.
Der gute Mann nimmt meine letzten 10 Euro in die Hand und schiebt mir
die Kette in einem kleinen Jutesäckchen über den Tresen!
„ Take it! It´s ok!“, sagt er und macht mich mit diesem Satz vermutlich
zum glücklichsten Menschen auf der kompletten Messe.
Als ich zu Dieter und den andern beiden zurückkehre präsentiere ich
stolz und pleite meine isländische Fliegenfischerkette.
Das Mittagessen fiel mangels Geld aus. Nicht einmal eine Brezel wäre
noch leistbar gewesen!

Was lernen wir aus diesem Mist?
Dass eine Anglermesse teuer und der Isländer großzügig ist.

Kaviar und Schwarzwälder Kirschtorte

     

Im Oktober kündigte sich Heinz zum angeln an. Heinz ist der Vater einer Freundin und kommt nur selten in den Süden Deutschlands runter. Er wohnt nämlich ganz weit oben im Norden.

Dieses Mal wollte Heinz zum ersten Mal in Karlsruhe angeln und besorgte sich also eine Tageskarte für den Rhein. Zielfisch Rapfen! Meine Wenigkeit hatte nun also den Auftrag ein Guiding durchzuführen und auch noch einen aktuellen Beweis dass die Rapfen auch noch im Oktober beißen!

Heinz´s Tochter übernahm die Kinder….und ich dafür deren Papa. Ausgerechnet jetzt hatte der Rhein Rekordtiefstand, der Herbst begann und ich musste jetzt am schwer beangelbaren Oberrhein mit einem erfahrenen Fliegenfischer aus dem Norden den Rhein absuchen nach einem Rapfen! Einen Rapfen den wir geplant natürlich nie fangen würden!

Das war mir klar! Das Wasser zwischen den Buhnen war ruhig wie nie. Kein Rauben, kein Platschen! Nichts! Kilometer für Kilometer fischen wir die Buhnen ab…..doch der Rhein gab sich wie fischleer! Am alten Hafen wechselte ich auf einen Spinner. Widerstand an der Rute!! Ein Barsch? Nö…..ein 20 cm großer Rapfen! Immerhin entschneidert. Heinz zieht die Augenbraue hoch. Ansonsten fällt auch so langsam jede Bewegung schwer. Immerhin waren wir zu dem Zeitpunkt schon sechs Stunden spinnfischen!

„Weisst du was, Heinz!“, schlage ich vor“ morgen hole ich dich ab und wir fahren ins Kleinenztal im Schwarzwald zum Fliegenfischen! Kiloangeln!Da fangen wir was, garantiert!“

Heinz nickte ab.

Um 9 Uhr Morgens holte ich Heinz mit dem Auto ab.

Danach ging es ans Wasser…mit Fliegenrute und selbstgebundener Fliege.

„Mal sehen ob die auf meine selbstgebudnenen Fliegen beissen…!“ fragte Heinz und donnerte einen braunen Wooly Bugger ins Wasser. Bämm! Einschlag. Der erste Auswurf ein Erfolg! Eine schöne 600 g Forelle lag schon mal im Eimer. Nächster Einwurf ich: nichts passiert. Zweiter Einwurf und…Bämmmm! Meine Forelle war ebenfalls gesichert.

Schlag auf Schag haben wir binnen 30 min. alle Fische! Heinz schaut mich mit langem Gesicht an!

„Weißt du was?“, schlage ich vor,“ jetzt gehen wir nach Höfen in den Ochsen, da gibt es die beste und größte Schwarzwälder Kirschtorte die du je gegessen hast!“

Heinz nickt. Was hätte er auch sonst machen sollen? Obwohl……“ Eine Forelle noch…..eine Einzige!“, hörte ich ihn.

Bämmm!!! da hing sie auch schon…… Doch diesmal zog es kräftig!!!

Herrjee……!

„ Ich glaube jetzt hast du ne 20 Euro-Forelle dran!“, rief ich.

Heinz verzog das Gesicht! Als ich den Apparat im Kescher hatte, traute ich meinen Augen nicht. Eine 60 cm Forelle mit über 3 kg räkelte sich nun auf dem Holzsteg!

„Hast du jetzt trotzdem noch Geld für ein Stück Schwarzwälder Kirschtorte ?“, fragte ich vorsichtig.

Irgendwas gutes musste doch die Riesenforelle haben!

„Was machen wir denn jetzt mit dem Apparat? Den Oschi kann man ja nicht mal räuchern so groß ist der!“

Mit dunkler Miene gaben wir die Megaforelle zum Ausnehmen im Verkauf ab.

Doch plötzlich!!!

„ Oooooohhh…….Schauen Sie mal!“, die ältere Dame zeigt mir einen 2 Fäuste-großen orange-leuchtenden Forellenrogen!“ Wollen Sie den mitnehmen und Kaviar machen?“

Heinz schüttelte den Kopf! „Nimm du ihn mit!“

Ich freute mich wie ein Schneekönig! Forellenkaviar! Meine erster frischer, selbstgemachter Forellenkaviar! Kaviar – für mich allein, bis er mir zu den Ohren rauskommt!

Was für ein Fest!

„Die Fliege kannst behalten!“, meinte Heinz und drückte mir die braune, vom Meister selbstgebundene Superfliege in die Hand.

Und was lernen wir aus diesem Mist?

Dass mancher Angeltag ein kulinarischer Genuss ist!

War nicht so geplant…

Es geschah im August. Im Hauptstrom des Rheins zog ich meinen Oberflächenköder durch.

Ich hatte jedenfalls einen Sonderauftrag und der hieß einen Rapfen – zum essen für die ukrainische Frau eines Freundes:

 

Als ich den Oberflächenwobbler durch das Wasser ziehe, wird dieser plötzlich brachial in die Tiefe gerissen.

Rapfen!!!

Aufgeregt beginne ich den Drill. Doch stattdessen hängt  irgendetwas wie ein nasser Sack an meiner Rute.

Irgendetwas stimmt doch hier nicht?!

Einen Meter vom Ufer erblicke ich einen 80er Hecht!

Ein Hecht!!! Mein erster Hecht dieses Jahr!! Im Vollstrom!!

Urplötzlich erwacht der Esox zum Leben! Springt aus dem Wasser, dreht sich um die eigene Achse, blickt mir kurz tief in meine ca. 1 Meter entfernten Augen am Ufer und ……wirft mir meinen Wobbler zurück der mit dem Haken in meinem Angelrucksack landet.

So war das nicht geplant!

Dienstags ging ich an meinem Urlaubstag mit meinem Bruder an den Goldkanal. Zielfisch: Barsch

Irgendetwas raubte in Wurfweite. Ein Rapfen? Ein Hecht?

Ok, beschließe ich: „Du nimmst einen Oberflächenköder und ich suche den Grund ab!“

Eine Stunde lang tut sich nichts. Dafür schwimmen ca. 8-10 cm große Grundeln vor uns!

Am Ende angeln wir Grundeln, die mein Bruder ohnehin einmal fritieren wollte zum Versuch.

So war das nicht geplant!

Als ich den Gummifisch noch einmal auswerfe, fährt plötzlich ein Ruck durch meine Rute!

Fisch? Kraut?

Plötzlich zieht es meine Schnur ab! Wieder habe ich das Gefühl eines nassen Sackes in der Rute.

Zwei Meter vom Ufer, ragt plötzlich ein Entenschnabel aus dem Wasser! Ein Hecht!!!

„Hecht!“ rufe ich meinem Bruder zu, der blitzartig alles fallen lässt.

Völlig aufgeregt springt er mit seinem Kescher am Ufer umher.

„ Wow!! Ein Hecht!! Und was für ein großer Hecht du hast!“, ruft er voller Begeisterung.

„ Ich habe den Hecht noch nicht!“, antworte ich. Konzentriert halte ich die Schnur auf Spannung, wohlwissend dass der Hecht jeden Moment zu einem Sprung ansetzen könnte!

Der Hecht ist am Ufer! Als der Esox den Kescher sieht wird er wild!

„ Boah!! Ein Hecht!!! So ein schöner Hecht!!!“, höre ich meinen Bruder erneut, während er den Hecht vom Schwanz her keschert.

„ Vom Kopf!! Zuerst den Kopf!“ rufe ich noch. Doch der Schwanz liegt schon im Kescher!

Was danach passiert, war für das menschliche Auge nicht mehr wahrnehmbar. Der Hecht springt aus dem Kescher zurück in sein Element, der Jigkopf hängt im Kescher und mein Bruder blickt mich schockiert an. „Hä??Wo ist der Hecht?“

So war das nicht geplant!

Der vorletzte Tag abends am Rhein! Gemeinsam mit Peter stehe ich am Rhein Zielfisch: Rapfen.

Der Rhein ist derzeit so flach, dass man an manchen Stellen fast bis zur Pfalz rüberwaten kann.

Wo die Rapfen zur Zeit sind, keine Ahnung. Auf unsere Köder spricht keiner auch nur mit einer einzigen Attacke an. Mein Mann trinkt derweil mit einem Freund ein Bierchen in der Kneipe nebenan. Als es dämmert werde ich von den Stechmücken attackiert. Nach insgesamt 30 Stichen, beschließe ich zu gehen und rufe meinen Mann an, dass er bezahlen soll.

„ Alles klar! Wir holen euch in 15 Minuten ab…und…“

Bämmm!!!!

Plötzlich attackiert ein Rapfen meinen Köder der im Wasser baumelt!

Mit dem Handy am Ohr reisse ich dem Rapfen reflexartig den Köder vor dem Maul weg.

Geschockt blicke ich ins Wasser. Versemmelt! Auch danach ist der Rapfen zu keinem Anbiss mehr zu bewegen.

So war das nicht geplant

Es ist Samstag und mein Mann und ich haben kinderfrei. Das Wetter ist ein Traum! Wir beschließen an die Murg und im Anschluss bei Rastatt ins Schwimmbad zu gehen.

Nach einer Stunde habe ich vier Barsche gefangen. Mehr brauche ich nicht! Doch als ich frühzeitig aufbrechen will, winkt mir mein Mann wie wild von der Brücke aus zu.

„Sooolche Forellen!!! Soooo groß!“ zeigt er.

Als ich unter der Brücke stehe, sind es Döbel! Die Hälfte flüchtet schon als ich ans Ufer komme, die andere Hälfte interessiert sich nicht die Bohne für meinen Köder.

„ Die beissen nicht auf Spinner! Da musst du mit Käse angeln!“, ruft ein Mann vom Ufer aus runter.

„ Käse???“, frage ich. Er nickt, dann geht er weg.

Mit Käse angelt man doch Barben….? Egal.

Ich bleibe bei den Kunstködern! Mein Mann schaut derweil von der Brücke und zeigt mir wo die Fische stehen. „Daa! Noch eineer! Weiter rechts! Drei Meter weiter!…“

Nach zwei Stunden gebe ich erfolglos auf.

„Wir gehen jetzt ins Bad!“ beschließe ich. Mein Mann nickt.

Als wir zum Auto laufen haben wir einen Platten!

So war das nicht geplant!

Als der Abschleppdienst da ist und der Reifen gewechselt sind, fahren wir gegen Abend ins Schwimmbad! Immerhin hatte ich beim warten beim Reifendienst Zeit in die Tankstelle zu gehen und ne Portion gecrushtes Eis zu kaufen.

„Weißt du was? Ich nehme noch kurz die 4 Barsche aus und lege sie auf Eis!“ meine ich und fange an mit meinem Angelmesser die Fische aufzuschneiden.

In einem unachtsamen Moment rutscht der Barsch zur Seite. Autschh!!

„ Was ist los???“ ruft mein Mann und springt aus dem Auto in Richtung Kofferraum.

Langsam ziehe ich die Messerspitze aus meinem Daumen.

Das Blut spritzt in alle Richtungen und tropft auf meine Hose, mein Shirt…mein Knie.

Binnen Sekunden sieht alles aus wie ein Schlachtfeld.

Mein Mann wird kreidebleich und sucht nach einem Taschentuch, dann nach dem Erste-Hilfekoffer.

„Das war es dann wohl mit dem Schwimmbad!“ meint er.

So war das nicht geplant.

Als mein Daumen wieder einigermaßen zugeheilt ist, wage ich mit Peter erneut den Weg ans Wasser! Zielfisch: Zander

Um 5 Uhr hole ich ihn ab. Doch statt raubenden Zandern sehe ich mehr erfolglose Angler dier erfolglos die Buhnen beangeln. Rapfen!!! Irgendetwas in mir sagt mir, dass die Rapfen beißen! Beide fischen wir gemeinsam die Oberfläche ab. Es wird hell!

Das Wasser zwischen den Buhnen ist flach, die Buhnen ragen majestätisch aus dem Wasser. Alles ist ruhig. Langsam fahren die ersten Containerschiffe an uns vorbei. Dann peitschen die Wellen ans Ufer. Für einen Moment, danach ist das Wasser wieder ruhig. Nur mein Oberflächenköder macht Raudau. „ Wo die Fische momentan alle sind, bei dem Niedrigwasser?“ frage ich Peter.

Bämm!!! Plötzlich springt ein Rapfen aus dem Wasser und attackiert mit voller Wucht meinen Köder !!! Als das Energiebündel endlich im Kescher ist, schüttelt der Fisch den Köder ab und springt mit einem Satz einen halben Meter nach oben aus dem Kescher heraus. Geschockt blicke ich auf den Köder, den leeren Kescher und den fliegenden Rapfen. Völlig ruhig und zielgerichtet schnappt Peter den fliegenden Fisch und bringt ihn mir zurück. Habe ich ihn jetzt eigentlich gefangen oder Peter?

Eigentlich war ein Zander geplant.

 

Und was lernen wir aus diesem Mist?

dass nicht alles im Leben planbar ist.

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