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Die nackte Kanone 21g

Seit 3 Wochen habe ich nun schon den Schlüssel für ein Boot am Goldkanal hier liegen. Seit 2 Wochen ist Hochwasser….Endlich ist zumindest der Zufahrtsweg frei. Nächste Woche fahren wir in Urlaub. Die Hechtsaison hat begonnen. Es ist der 16.05.2015 und ich….nein ich stehe nicht wie geplant um kurz vor 5 Uhr am See! Nein zum Beginn der Raubfischsaison sitze ich im ICE von Berlin nach Karlsruhe und bin auf dem Heimweg von einer Tagung. 14  Uhr Ankunft in Karlsruhe.

In Karlsruhe steht der Rhein noch bei knapp 7 Metern. Es gilt zu warten. Und warten- hasse ich! Ich bin schließlich kein Feeder-Angler.

Der Bootsschlüssel liegt noch immer parat. Unter 7 Metern sind die Zufahrtswege frei. Die Zeit rennt! Sonntag 7 Meter- Montags liege ich mit ner Blasenentzündung im Bett. Mittwoch und Donnerstag sind verplant. Freitag feiere ich meinen Geburtstag. Verflixt.

Bleibt nur noch der Dienstag. Eigentlich habe ich meinem Mann versprochen mit ihm in den Tanzkurs zu gehen. Doch nachdem er mich tagelang wie ein Häufchen Elend vor mich hinvegetieren sieht hat er die zündende Idee:

 

„Schatz ich rudere….und du angelst“.

Sehr gute Idee: Die Sonne scheint, es ist leicht windig. Der Wasserpegel liegt bei 6 Meter ungerade.

The last Chance!

Ich kaufe mir den teuersten Wobbler den ich im Angelladen finden kann. Für den Preis hätte ich in der Metro bestimmt 2 ganze Zander bekommen. Verlieren werde ich ihn nicht- aufm Boot gibt es ja keine Bäume hinter dir in denen sie dann festhängen könnten.

Alles läuft perfekt: 18.30 Uhr am See. Ich in meiner Wathose die riecht wie ein Chemieunfall.

Mein Mann räumt Ruder und Bootssitze aus….. und dann……

laufe ich ins Wasser. Erstes Schloss losgemacht…. Upps- da ist ja noch n Schloss an der Boje! Schritt für Schritt gehe ich vor. Auf halber Strecke läuft mir dann beinahe das Wasser in die Wathose.Fazit: 1,60 m  Wassertiefe bei der Boje ist verdammt mies wenn man nur 1,60 m groß ist.

Mein Mann hat keine Wathose- warum auch als Nichtangler? Schuhgröße 35 passt ihm auch nicht. Aber wem passt das schon?

Wie ein Rohrspatz stehe ich am Ufer und fluche, stampfe wie Rumpelstilzchen auf den Boden und bin stocksauer mal wieder kurz vorm Ziel zu scheitern.

„Schatz- ich regle das!“ höre ich plötzlich.

Mein Mann- der geheime Held! Gespannt blicke ich zu ihm. Wortlos entkleidet er sich komplett….springt splitternackt in die Fluten des Goldkanals und schwimmt zur Boje. Noch einmal keimt Hoffnung auf.

30 cm vor der Boje höre ich nur noch “ ich muss raus- essssss isssssst zuuuuu kalllllltttttt“.

Da sitzt er nun kurz vor dem Erfrierungstod. Für die durchgeknallte Frau die angeln will -nackst ins kalte Wasser gesprungen.

Ok- ich sehe ein wir lassen es. Sonst liegt morgen mein Gatte daheim mit ner Blasenentzündung.

Mein Mann packt zusammen. Und ich….. ich packe die Angel und beschließe noch 5 Mal die Angel auszuwerfen! Gummi, Blinker…..ach komm! Einmal werfe ich meinen Luxus-Wobbler ins Wasser. Einmal!

Ein Auswurf. Ein Windstoß….. und die Schnur landet auf dem Gipfel eines Baumes- mitsamt dem Wobbler!

30 min. versuche ich verzweifelt den Wobbler vom Baum zu kriegen. Wäre es keine Weide gewesen wäre ich hochgeklettert.

Als mein Mann kommt findet er nur noch ein Häufchen Elend vor sich.

„Mein Wobbler….Mein Wobbler…. Es war der neue….Der teure…“

Voller Mitgefühl hilft er mir beim packen. Gemeinsam gehen wir zurück zum Auto. Dann eine letzte Angelstelle!

„Einmal…. ich nehme auch nur n billigen Gummifisch!“

Ich werfe aus……Ein Windstoß und der Gummifisch hängt mit Jigkopf an der nächsten Weide!

Selbst ist die Frau! Diesmal ist die Weide vom Wasser zugänglich. Langsam bewege ich meine Wathose Richtung Gummifisch.

Cool!!!! Da hängen ja noch 5 andere Blinker im Baum…. Leider unerreichbar.

Ich ziehe und zubble…. mein Mann steht schon wie David Hasselhoff in Baywatch bereit am Strand mich zu retten wenn ich jeden Moment mit meiner Wathose in die Fluten des Goldkanals stürze. Verdammt die Tasche mit dem Angelausweis hängt im Wasser.

Ratsch!

Plötzlich halte ich das Unterteil meiner Angel in der Hand….das Oberteil hängt zersplittert am  Baum.

Meinem Mann stürzt das Gesicht ab.

NEIN! Ich jammere jetzt nicht mehr – jetzt heule ich gleich.

Ok- das macht jetzt 80 Euro für ne neue Angel, 3 Euro für Jigkopf und Gummifisch, 5 Euro geflochtene Schnur, 6 Euro für die Stahlvorfächer, den Babysitter…..und nochmal 20 Euro für mein Superwobbler.

Da sag einer Golf wär n teurer Sport. Leute ihr ward noch nicht angeln!

“ Komm lass uns Sushi essen gehen! Dann siehst wenigstens nochmal Fisch heute Abend!“ meint mein Mann als ich lethargisch neben ihm im Auto sitze.

“ Nein!“ – und soeben wird mir bewusst dass ich damit gerade das Geld für meinen Wobbler gespart habe.

 

Was lernen wir aus diesem Mist?

Dass Hochwasser  nichts für kleine Frauen in Wathosen ist…..

Angeln unter Bäumen viel  Geld auffrisst ….

und

schneid die Schnur ab wenn das Gummi im Baume ist.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Vor mir die Sintflut…

1 Woche lang beobachte ich nun schon den Wetterbericht. Unsere Babysitterin ist startklar.Die Kinder shclafen. Das Wetter perfekt. Mein Mann (!!!!!) hat sich bereit erklärt das Rudern auf dem Boot (!!!!!) das mir leihweise zur Verfügung gestellt wurde zu übernehmen.

Mit andern Worten: Besser geht´s nicht!

Ein Boot, perfektes Wetter, einen privaten Ruderer…..und meine neue Angelrute!

Nachdem wir uns verfahren hatten kamen wir nach 1 Stunde schließlich am Wasser an.

Nein- nicht am Goldkanal! In Elchesheim…. am Ortsausgang. Weiter ging es nämlich nicht. Der Rhein hat mit einer Rekordmarke von 8 Metern alles überflutet. Die Wege, den See, vermutlich auch das Boot….

Mit einem langen Gesicht stehen wir vor dem Desaster!

„Rappenwörth“- entgegne ich kurz. Die Zeit rennt….in 2 Stunden ist der Abend vorbei.

Angekommen am Rheinstrandbad empfängt uns eine überflutete Liegewiese.

Ich bin am Tiefpunkt! Fluche wie ein Rohspatz.

Mein Mann- setzt sich auf die Mauer hinter der Absperrung hin. “ Wow- tolle Aussicht!“

“ Beeindruckend!“…. dann packt er seine Portion Ravioli mit Ziegenkäsefüllung aus und dinniert genüßlich sein Abendessen welche die Belohnung für seine Ruderleistungen hätte sein sollen.

Nach 15 min. Flutwatching geht es Richtung Heimat.

Vielleicht hätte ich besser den Rheinpegel statt den Wetterbericht  beobachten sollen…?

 

Was lernen wir aus diesem Mist?

Dass der Rheinpegel beim Angeln wichtig ist.