Monthly Archives: Juni 2017

Mein erster Döbel

 

murg1

Wer zur Zeit meint, er müsste 1 Stunde vor Sonnenaufgang am Wasser stehen, sollte am besten gar nicht erst ins Bett gehen.

Auf jeden Fall, bin ich im Bett gewesen, als mich Tjaark Sonntagmorgens um 4:30 Uhr im Pfinztal abholte.

Zielfisch Zander. Dummerweise war es um die Uhrzeit schon so gut wie hell!

Ich: „ Sag mal Tjaark! Kann es sein, dass wir zu spät sind um auf Zander angeln zu gehen?“

Tjaark: „ Sieht so aus! Vielleicht sollten wir es gleich auf Forellen probieren!“

Eigentlich hätte ein Zander der Trost dafür sein sollen, dass ich mich um diese unchristliche Uhrzeit aus dem Bett gequält habe.  Doch nun war es Tjaarks 12er-Pack Schokocroissants im Auto.

Mit der Fliegenrute versuchten wir unser Glück am Wasser. Kein Rauben, keine Aktivität am Wasser. Der Wasserstand : enorm tief- aber ideal zum Fliegenfischen. Zumindest wenn man eine Wathose anhat. Und die hatte ich selbstverständlich wieder vergessen.

In meiner geistigen Übernachtung übersah ich zu allem Übel auch, dass ich die 9er-Rolle mit einer 9er-Schnur für die 5er-Fliegenrute mitgenommen habe! Auswerfen?? Ein einziges Desaster!

Ich beschloss kurzerhand auf die Spinnrute umzusteigen.

Nach 3 Stunden hatte jeder cirka 5-6 untermaßige Forellen wieder abgehakt.

„Da vorne!“,meinte Tjaark, „da stehen drei!“ Doch beißen wollten die Forellen selbstverständlich nicht.

Naja, dachte ich…..bevor ich mit meinem Spinner die drei verscheuche, werfe ich doch einfach mal in die andere Richtung. Ich war mir sicher- irgendwo zwischen den Steinen, lauerte eine maßige  Forelle. Bämm!!!Da zappelte sie endlich. Als ich die Flanke des Fisches sah, war ich mir sicher: Hier hat gerade mein Abendessen angebissen.

Als ich meine Forelle landete, stellte ich fest, dass ich gerade meinen ersten Döbel gefangen hatte.

Da hat man längst veressen was Döbel waren oder sind und wenn man auf einen ganz andern Fisch aus ist… schupps da ist er!

Döbel? War das nicht der Fisch mit dem tollen Fleisch und den vielen Gräten? Oder waren es nur viele Gräten? Oder nur das tolle Fleisch? Während ich überlegte, dankte ich der Murg für meine Entschneiderung und beschloss, dass der Döbel schmecken muss! Mein erster Rapfen schmeckte schließlich auch hervorragend.

Unser „Hot Spot“ wurde zwischenzeitlich immer hotter und so langsam kochte auch der Frust des Forellen-Schneiderns in uns hoch. Der berühmte „letzte Auswurf“ von Tjaark uferte langsam aber sicher in eine „letzte Stunde“ des Auswerfens aus. Mit Ausnahme der Schokocroissants, bekamen die Fische so ziemlich jeden erdenklichen Köder zu Gesicht.

Doch noch nicht einmal eine Gruppe Döbel in Sichtweite konnte sich zu einem weiteren Anbiss bewegen lassen. Weder per Fliege noch per Spinner.

Frustriert ging es nach 7 Stunden Angeln wieder nach Hause! Als ich den Fisch filetierte, war mir sonnenklar: Egal wie gut der Döbel schmeckt, er hat Gräten….viele Gräten…..er ist voller Gräten!

Habe ich eigentlich schon einmal erwähnt, dass mein Mann keine Gräten im Fisch mag?

Nein? Dann möchte ich die Menschheit da draußen jetzt feierlich darüber informieren dass ich von den geschätzten 165 Zwischenmuskelgräten cirka 161 mit der Grätenzange entfernt habe.

Übrig blieb ein zartes Döbelfleisch, das schmeckte wie eine Forelle die (leicht) im Schlamm gebadet hat. Oder um es etwas gehobener auszudrücken „eine leicht erdige Geschmacksnote“ hatte.

Meinem Mann  schmeckte der Döbel!

„…und so viele Gräten waren ja gar nicht drin wie du vermutet hast!“, meinte er, „den kannst du mal wieder angeln!“

Klar! Ich frage mich nur was mehr Zeit kostet. Einen Döbel zum Anbiss zu bewegen oder einer der grätenreichsten Fische dieser Welt zu entgräten? Auf jeden Fall kostet das Döbel-Entgräten die Hälfte der Erholung die man beim Angeln am Wasser erfährt. Dann lieber Schokocroissants 😉

 

Was lernen wir aus diesem Mist?

Dass ein Schokocroissant besser wie ein Döbel ist.

Das Gedicht von der schlauen Forelle

 

„Du willst doch wohl nicht angeln geh´n, bei dieser großen Hitze?“

Mein Ehemann- voll Unverständnis, sieht dar wie ich schwitze.

Gummistiefel und lange Hosen, bei 40 Grad im Schatten,

sind zwar pure Quälerei, doch Angeln kann nicht warten!

 

Eine Stunde krieg´ich Zeit, danach soll ich zu Hause sein,

„na klar“ sag ich, und war mir sicher, ich bring den größten Fisch dann Heim.

Das Wasser still, kein rauben hier, kein rauben dort,

ich wechsle an nen andern Ort.

 

„Oh Gott! Ne Frau! Die angelt ja!“, erklang es in den Ohren,

„Gibt es hier Fische?“, ne andere Dame, da hatt´ ich den Köder verloren.

Die Uhr, die tickte, die Zeit lief davon,

da war es auch schon die Stunde herum!

Ein letzter Wurf, und plötzlich dann,

mein Herz es gar nicht fassen kann!

Die Schnur ist stramm, die Rute ruckt,

am Spinner ne Forelle zuckt!

 

Der Fisch der kämpfte, und siehe dann,

war sie da! Oh Mann oh Mann!!!

Die gute 50 Zentimeter Bachforelle,

schlug eine nach der andern Welle!

 

„Himmel!“ rief ich, voller Freude,

Was war das für ein Monstrum, Leute!

Den Kescher schnellstens in der Hand,

ziehe ich den Fisch an Land.

 

Forelle in den Kescher rein,

das fand der Fisch, doch gar nicht fein.

Ich sah sie schon auf dem Tisch zu Haus,

da schüttelt sie den Spinner raus.

 

Selbst abgehakt? Na dann,

im Kescher ja nichts passieren kann,

Mein Anglerherz schon lachte,

die Forelle weitere Sprünge machte.

 

Gedanklich schon mit Salbeibutter gefüllt.

Doch die Forelle war hierzu gar nicht gewillt.

Mit einem Riesensprung dem Kescher entkommt,

hat sich der Kampf dann doch (für sie) gelohnt.

 

Hüpft einfach vom Kescher ins Wasser raus,

und ich….ich muss wieder Schneider nach Haus.

Weg??? Frage ich mich. Wie kann das sein?

Und trete vor Schreck bis zum Knie ins Wasser rein.

Ich hatte meine Chance,

und nun ne nasse Hose.

 

Nach einer Stunde, zurück im Heim,

fehlt nur noch der allerwichtigste Reim:

 

 

Was lernen wir aus diesem Mist?

Dass im Wasser so manche gerissene Forelle ist.

 

 

 

 

 

 

 

 

Panik auf der Luxus-Titanic

Knielinger_See

Acht Tage Urlaub auf dem Bauernhof und keine Angel-Gelegenheit in Sicht!

Als mich mein Bruder, der seit dem 16.5 verzweifelt versucht einen Hecht oder Zander zu landen, fragt ob ich Lust hätte einen Tag vor dem Urlaub mit ihm angeln zu gehen, konnte ich nicht „Nein“ sagen. Und mein Mann konnte es auch nicht. Zumindest wenn er es nicht hätte riskieren wollen, dass ich den kompletten Urlaub mit einer herzzerreisenden Sehnsucht in jeden noch so winzigen Bach starre.

Als nun auch noch Fliegenfischer Tjaark sich anschloss, war klar….ein Boot musste her.

Doch wohin?

„Am Knielinger See wird gerade gut gefangen!“ bekam ich den Tipp. Doch dort ohne Boot mit der Fliege…??? Zwecklos!

Doch das Schicksal wollte es so, dass ich – man glaubt es kaum- innerhalb von zehn Minuten ein Boot zum ausleihen bekam:

„ Also…. Das ist ein Stöpsel und den musst du ins Boot stecken. Das ist nämlich ein Boot das dank einer speziellen Technik nicht volllaufen kann….wenn du aber den Stöpsel nicht reinsteckst, säuft das Boot ab!“

Um 19 Uhr fanden wir uns alle drei am Wasser ein. Nach circa einer Stunde steckte auch der Stöpsel  endlich so drin, wie er eventuell drinstecken sollte. Das Boot war eine riesige Schüssel für bis zu 5 Personen und war so ziemlich das luxuriöseste was ich je als Boot ausgeliehen bekam.

„Vielleicht sollte sich einer von uns zum Stöpsel sitzen….Nur für den Fall dass….“, meinte mein Bruder, der sicherheitshalber schon mal eine aufblasbare Rettungsboje mit aufs Boot nahm.

Ich überlegte.

Vorsichthalber nahm ich  auch mal ein Schwimmbrett mit.

Nur Tjaark- der vertraute voll auf die Fliegenrute…und den Stöpsel!

Erfolgslos fischten wir auf allen Ebenen mit allen Techniken den Uferbereich ab. Gegen 21 Uhr  schwamm das Boot noch immer- und der Stöpsel sitzte bombenfest unter der Obhut meines nicht mehr ganz so ängstlichen Fußzehs.

Wir entschieden uns mutig zu werden und bewegten uns in Richtung Seemitte vor. Man muss schon anmerken, dass der Knielinger See einer der größten Seen in unserer Region ist!

Auf halber Strecke, plötzlich ein Krachen!

Das Ruder, welches wohl an der Bohrung der Ruderhalterung morsch war, war gebrochen. Und das Unterteil schwamm nun im See.

„Verdammt!!! Das Ruder!!!“, rief mein Bruder.

Panik auf dem Luxus-Boot! Erschrocken blickten wir zuerst uns, dann das abtreibende Ruderteil an.

Verzweifelt versuchte mein Bruder mit den Händen das Ruder zu erreichen, doch das war binnen Sekunden schon 3 Meter von uns abgetrieben.

Mit einem einzigen Ruder war dieser Kahn nicht mehr zu steuern. Und dann…wurde es auch noch dunkel!

Ich sah schon, wie uns ein Rettungskommando der Wasserschutzpolizei aufsammelte.

Naja- dachte ich, so oft wie ich Bäume und Äste hake, sollte das auch mit einem Ruder gehen.

Mit einem Topwater-Production-Köder der Drillinge hat, die so scharf sind, dass er nur noch in einer Extra-Box transportiert wird, warf ich die Spinnrute aus.

Den rechten Fußzeh- weiterhin auf dem Stöpsel!

Bingo! Das Ruder hing! Und ich war glücklicher darüber als über einen kapitalen Fang!

Danach ruderten Tjaark und mein Bruder zurück- mit jeweils einem ganzen und einem halben Ruder.

Und ich  packte aus Toleranz meine Rute zusammen und lies mich mit dem Fußzeh auf dem Stöpsel an Land schippern.

Gegen 21.30 Uhr lag das Luxus-Boot wieder im Hafen. Die Männer so erschöpft wie nach dem Drill eines 2 Meter-Welses. Ich, vollgepumpt mit Adrenalin wie nach dem Biss eines Meterhechtes. Und mal wieder gingen wir alle drei nach Hause wie so oft – ohne einen einzigen Fisch.

Was lernen wir aus diesem Mist?

Dass ein Luxusboot nicht automatisch entspannter ist.

Hecht im Doppelpack

hecht_achim_17Es ist schon komisch, immer wenn gerade der 2-Wochentonus der Leerung der grauen Restmülltonne herum ist, fange ich einen Fisch! Zumindest dann wenn es mindestens 30 Grad hat!

Letzten Donnerstag war es wieder soweit. Die Tonne auf die Straße gestellt, um 10 Uhr wurde sie geleert und ich stehe am Alten Hafen und lasse mich von einem raubenden Hecht in Mitte des Sees begrüßen.

Viel Zeit hatte ich zwar nicht, aber dafür mit Achim einen fleißigen Ruderer, der mit mir als Hobby-Gallerenantreiber, in Höchstform den See mit mir durchquerte.

„Heute fangen wir was!“, wiederholte ich mich alle 100 Meter.

„Hmmmmm….klar, so wie letztes Mal, und vorletztes Mal, und….“, meinte dieser.

Nein! Diesmal war ich mir sicher.

„Wenn ein Fisch beim eintreffen am Wasser raubt, ist das ein Zeichen! Und dann sind auch noch Brutfische sichtbar!“, kommentierte ich jeden Zweifel.

„Da!!“ schrie ich auf halber Strecke, „ein Hecht!“

„Nein, Sandra! Das war ein Karpfen!“, meinte Achim.

„Aber…“,weiter sprach ich nicht….einem Achim Seiter auch noch etwas über Karpfen zu erzählen wäre vielleicht doch etwas zu vermessen.

Trotzdem! Verzweifelt zog ich jegliche Hechtköder durch das Wasser…und stellte fest…. Es war wirklich ein Karpfen!

Achim ruderte weiter und ich navigierte:

„Bitte zu der Weide! Ich hänge am linken Baum!“

„Bitte nach rechts, ich hänge im Schilf!“

„Bitte wieder zurück! Ich hänge am Boden!“

Ich entschloss mich auf einen größeren Wobbler zu wechseln!

„Damit fange ich was! Pass auf! Ich bin mir ganz sicher!“

Achim nickte und lächelte mit einem „Hmmmmm“

„Fisch!!!Ich hab´ein Fisch!!!“, schrie ich.

Achim nickte: „Hmmmm….“

„Kescher! Das ist ein Hecht!“ rief ich aufgeregt.

„ Hmmm….“, ertönte es von gegenüber, als sich meine Rutenspitze durchbog.

„ Im Ernst?“ fragte Achim nach!

„Jaaaaa! Ein Hecht!“, schrie ich.

Danach folgte Panik pur an Bord der „MS Sandra“.

Der Hecht hing an einem einzelnen Haken als Achim ihn kescherte.

Plötzlich hüpfte ein Aal im Kescher herum!

„Ein Aal????“, blickte ich Achim an.

„Ein Wels? Der hat ein Saugmaul!“, blickte mich Achim ebenso fragend an.

Als ich den ca. 20 cm langen und ca. 5 cm dicken Wurm schnappte, traute ich meinen Augen nicht:

Da hatte sich doch tatsächlich ein Neunauge an meinem Hecht festgesaugt und ihm eine runde, riesige Wunde am Bauch zugefügt!

Sofort lies ich den kleinen Vampir wieder frei und vergaß in der Aufregung um das Neunauge, dass der Hecht scharfe Zähne hat.

Das Endergebnis waren ein blutiger Daumen und zwei blutige Finger.

„Siehst du, was habe ich dir gesagt?“, prahlte ich stolz.

Achim schüttelte nur den Kopf, bis er plötzlich ebenfalls den Kescher verlangte.

In dem lag am Ende Hecht Nummer zwei – diesmal ohne Neunauge.

 

Und was lernen wir aus diesem Mist?

Dass, wenn der erste Fisch schon am Ufer raubt, ein guter Fangtag ist 😉