Forellentagebuch 2018

Forellentag 1

Forellenangeln ist immer wieder eine Überraschung. Manchmal läuft es gar nicht, wie vor 2 Wochen als ich nach 4 Stunden Schneider nach Hause ging. Und manchmal steht man am Ufer und wird zum Lieblingsobjekt, schaulustiger Spaziergänger.

„Hey!!! Guck mal!!! Ne Frau!“

„Gibt es jetzt schon Fische im Wasser?“

Immerhin schweigen die meisten und blicken mich nur ratlos an.

Als sich eine Traube von 5 Spaziergängern hinter mir versammelt hat, zieht es urplötzlich meine Rutenspitze nach unten! Anhieb!!! Da flog sie, wie eine Condor im Anflug raus aus dem Wasser: Eine Bachforelle mit guten 35 cm geballter Kraft!

Nach links, nach rechts, nach links, rückwärts, vorwärts…..Die Spaziergänger kommen nicht mehr aus dem Staunen heraus. Die Hunde hinter mir bellen. Die Bachforelle kämpft!!! Hammer! Als ich den Kescher ins Wasser halte, rutsche ich ab und lande mit dem Gummistiefel im Wasser das in Kürze meinen Stiefel füllt.

Die Bachforelle springt erneut…veranstaltet eine Performance ähnlich eines Hechtsprunges… und hakt sich dabei selbständig ab.

Lange Gesichter bei den Spaziergängern.

Langes Gesicht bei mir.

Als ich den Spinner einhole, bleibt er an einem Ast hängen, als ich daran ziehe – schnallt er zurück.

Bämm!!Der Haken steckt in meinem Finger! Nach dem Entfernen fließt mir das Blut nur so über die Hand herunter!

So seh´n Verlierer aus!

Forellentag 2

Nachdem die Wetteraussichten gigantisch waren und im Terminplan nichts drinstand, freute ich mich wie ein Schneekönig, als mich Holger fragte, ob ich am Wochenende mit an die Murg zum angeln fahre.

Die einzige Hürde, die es nun noch zu überwinden galt, war mein Mann!

„ Schaaatz….!“, fing ich an.

„ Ich nehme an du willst angeln gehen?“, meinte der vielleicht beste Ehemann von allen.

„Hm….am Sonntag. Wäre es in Ordnung für dich wenn….“, hakte ich vorsichtig nach.

„Mit Holger? Kein Problem! So lange du willst!“, unterbrach er mich.

Ein Satz der runter ging wie Öl.

Eine Premiere! Angeln mit Open End bei über 20 Grad Celcius und wolkenfreiem Himmel!

Die graue Tonne gestern war erst gestern geleert worden: Eigentlich der sicherste Beissindex schlechthin, weil man mit Fischabfällen dann immer so unfreiwillig erfolgreich Maden züchten kann.

Gemeinsam mit Holger, Andreas und dessen Sohn ging es also um 10 Uhr an die Murg!

10 Uhr ist nicht wirklich die Zeit, wo man üblicherweise gut Forellen fängt.

Aber wann hat man schon mal einen Tag angelfrei? Dieses eine Mal war ich die Letzte am Wasser, dachte ich mir!

Einwurf …. der Köder hängt im Baum. Kein Rauben, keine Aktivität. Der Wasserstand an der Murg ist so niedrig wie schon lange nicht mehr!

Nach einer halben Stunde beschließen wir den Spot zu wechseln.

Einwurf….Bämm! Eine Forelle schnappt sich meinen Köder und…..hakt sich elegant noch vor dem Drill wieder selbst ab.

„Immerhin Fisch!“, meint Holger.

Am liebsten hätte ich geheult!

Plötzlich drillt Andreas eine 35er Bachforelle. Während ich gespannt nach drüben blicke, fährt plötzlich ein Ruck durch meine Rute.

„ Kescher!!! Holger!! Ich habe eine …“, schreie ich aufgreregt.

Mein eigener Kescher liegt rechts von mir- doch in der Aufregung dass mir auch diese Forelle möglicherweise vom Schonhaken entwischt, kann ich mich nur noch aufs Drillen konzentrieren.

Holger keschert meine erste Bachforelle 2018.

Nachdem alle etwas entspannter sind, läuft es wie am Schnürchen. Anbiss Andreas, Anbiss Holger. Anbiss Sandra. Diesmal lande ich eine Traumforelle mit 41 cm. Unglaublich!

Noch bevor sich das Adrenalin legen kann keschere ich wieder bei Holger und der in Folge wieder bei Andreas. Ein unbeschreiblicher Wahnsinn, den ich so bis dato nur vom Forellenpuff her kannte. Nachdem ich schließlich meine 3 Forellen gelandet habe, ist um die Mittagszeit ein Zwangsangelstopp angezeigt.

Wahnsinn! Meine Tageshöchstmenge ist erreicht. Und das, wo ich seit langem endlich mal wieder den ganzen Tag „angelfrei“ von meinem Mann bekommen habe!!!

Letztes Jahr, habe ich an der Murg einen einzigen Döbel gefangen.

4 Angler, 10 Fische…. in 2 Stunden an einem gewöhnlichen Fluss.

Was soll ich dazu noch schreiben…außer : Wahnsinn!

Ein Angeltag der in meine persönliche Geschichte eingeht.

 

Forellentag 3

Nachdem ich zuletzt also innerhalb kurzer Zeit so viele maasige Forellen an der Murg fing, dass mein Fangbegrenzung erreicht war, trat mal wieder die ungefähr 2wöchige Fang-Euphorie ein. Ein unbeschreibliches Gefühl der Sicherheit, dass es „so“ die nächsten Monate weitergeht. Also beschloss ich in voller Euphorie Samstagmorgens ein anderes Forellengewässer aufzusuchen. Insgesamt 2 Stunden Zeit hatte ich zu Hause herausgehandelt.

In Sichtweite raubte (mal wieder) eine bekannte und wunderschöne, große Bachforelle.

Alle zwei bis drei Minuten hüpfte eine altbekannte Forelle vor mir aus dem Wasser und präsentierte mir ihren Rücken.

Bereits zwei Tage beobachtete ich den Räuber bei der Jagd auf Insekten. Doch Spinner, Gummifische und Wobbler wurden nicht im Geringsten beachtet.

„Fliege!“, dachte ich mir! Warum war ich nicht gleich draufgekommen!

Trockenfliege, Nymphe, Streamer, Emerger….und wie sie allesamt heißen….in allen erdenklichen Farben und Größen….Ich präsentierte der Forelle mit einer mittlerweile fast vorbildlichen Wurftechnik….doch die Forelle raubte weiter! …ohne jegliches Interesse an meiner Fliege.

Ich beschloss das Vorfach zu ändern! Während ich die Rolle einkurble produzierte ich einen beispielslosen Schnursalat. Danach saß ich geschätzte 30 min. am Ufer und entwirrte meine Hauptschnur.

Plötzlich: Ein feindlicher Angler.

„ Und was geht?“, fragt er beiläufig und donnert seinen 2-erSpinner in die Strömung.

„ Guuuut!“, antworte ich, während mir mein Herz zu den Adern hochpocht und ich nur noch einen Wunsch verspüre: „Bitte!!! Bitte fange jetzt nicht meine Forelle….Nicht während ich hier meine Hauptschnur entwirre!“

„ Schon was gefangen?“, frage ich beiläufig nach.

„ Ja, ne 36er! Komischerweise beißen heute alle auf Spinner!“, bekomme ich zur Antwort.

„Oh Gott!!“ Mein Herz pocht geschwindigkeitstechnisch mittlerweile im Akkord.

Erneut zieht der Angler mehrmals den Spinner durch das Revier (der noch vorher dort springenden Forelle) durch.

Wenigstens hatte sie aufgehört zu springen! Meine Wenigkeit hatte sie wohl erfolgreich vertrieben.

„ Komm bloß nicht wieder in dein Revier zurück, bevor ich wieder einsatzbereit bin!“, dachte ich mir und entknotete unter massivem Stresseinfluss weiter meine Fliegenschnur.

Minuten die einem wie Stunden vorkommen!

Jeder Einwurf des Anglers ein Horror in meinen Ohren und Augen!

Sollte ich ihm vielleicht erzählen dass ich auf der andern Seite gerade eine kapitale Forelle verloren hatte? Oder dass es vorhin am andern Ende des Flusses gerade geraubt hat?

Hm….??? Lügen können andere Angler besser, dachte ich mir. Zudem wäre es schon dreist, wenn ich dann zufällig vor Ort bleiben würde…oder noch schlimmer….Der Angler lässt mir den Vortritt und ich muss auch noch meinen Hot Spot verlassen um meine Glaubwürdigkeit zu bewahren!

„Ob ich ihm vielleicht offen und ehrlich sagen soll, dass ich hier- genau hier- gerne weiterangeln möchte, weil ich seit drei Tagen hinter dieser- und nur dieser einen Forelle her bin?“, ich überlegte still.

„Da ist ne Forelle! Die springt immer und jagt an der Oberfläche! Seit 2 Wochen versuche ich sie schon zu fangen, aber sie nimmt weder Blinker, Spinner, Wurm, noch Wobbler!““, meint der Angler zu mir.

Verdammt! Der Feind hat geheime Informationen!

„ Ahhhja??“, frage ich, „ vielleicht sollte ich mal mein Glück mit der Fliege probierren?“

Der Angler überlässt mir meinen Platz ( yessssss!!) auf dem ich erneut mit einem neuen Vorfach durchstarte.

Erfolglos.

Nach einer Stunde beschließe ich nach Hause zu fahren.

Und wenn die Forelle bis heute keiner gefangen hat, springt sie noch immer.

Und was lernen wir aus diesem Mist?

Dass nicht jede Forelle fangbar ist.[:]

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