Angeln mit Mama

silas

Sonntag-Morgen 6 Uhr, der Wecker klingelt!  Wäre ich bei Big Brother, würden sich jetzt wahrscheinlich Millionen von Zuschauern fragen, wie bescheuert ein Mensch sein muss, freiwillig (!) um diese Uhrzeit in Gummistiefeln in die dunkle Kälte zu gehen!
Einem Angler habe ich das relativ schnell in 4 Worten erklärt: „Ich will einen Zande!“.
Und nein, ich habe noch nicht aufgegeben! Heute – 1  Stunde vor Sonnenaufgang – war ich am Rhein bei Daxlanden mit Angelkollege Holger verabredet, denn ich hatte von meinen Mann bis 8 Uhr „angelfrei“ bekommen!

Riesige Nebelschwaden ziehen über das Wasser. Am Rhein selbst ist alles zappenduster. Doch mit der Nebel-Kombi sieht das ganze aus wie ein Hintergrundbild aus „The Fog“ oder einem Alfred Hitchock-Film. So ein inspirierender Sonnenaufgang im Sommer weckt ja regelrechte Glücksgefühle in mir- aber das? Hmmm… Irgendwie  war das Ganze gruselig!
Gebissen hat auch nichts- aber immerhin hat was geraubt! Fische waren also drin im Rhein!

Zu Hause angekommen empfing mich die Familie am Frühstückstisch:

Mein Mann (mit langem Gesicht):
„ Und? Wieder Schneider? Dann gibt es heute keinen Fisch zu essen?“

Meine Tochter:
„Hast du wieder nichts gefangen, Mama?“

Mein Sohn:
„Oh Mama! Mensch! Warum hast du nichts gefangen?“

„Na prima“, denke ich! Wie erklärt man einem 4-Jährigen warum die Zander nicht bei der Mama beißen?
„ Weil sie keinen Hunger hatten !“, antworte ich.

Mein Sohn träppelt mir hinterher: „Du, Mama! Ich weiß wie man ganz einfach Fische fängt! Du muss nur ein Maiskorn an den Haken machen und dann beißt eine Lachsforelle!“

Einen Moment lang überlege ich, ob es vor 3 Monaten wirklich richtig war, den Kleinen mit an den Forellensee zu nehmen, dann werde ich auch schon wieder unterbrochen:

„ …und Mama! Wenn du mich an den Forellensee fährst, dann angle ich dir eine Lachsforelle- dann musst du niiiieee wieder selbst angeln!“

Na prima! Warum eigentlich nicht? Nach dem Frühstück packen wir die Angelsachen ein und fahren zu zweit in den Schwarzwald.

Gegen Mittag steht  mein kleiner „Chef“ mit der Stipprute am Ufer des Forellenparks Kleinenztal.

Nach 45 min. interessiert sich noch keine einzige Lachsforelle für sein Maiskorn. Auch nicht für ein Aromatisiertes in rot!

„ Mama- ich will wieder nach Hause! Angeln ist langweilig“, ertönt es plötzlich von unten hoch. Mittlerweile ist es 13 Uhr und der Forellenpark hat sich sichtlich geleert—- auch an Fischen.

Ich entscheide mich die Spinnrute zu montieren. Einen Spinner drauf und los geht’s! Mein Kleiner  kurbelt fleißig die Rolle, während ich die Rute festhalte.  Der Spinner zieht an ca.10 Forellen in Sichtweite (!) vorbei- die sich nicht die Bohne für den Kunstköder interessieren.
Die folgenden Auswürfe gestalten sich ähnlich.
Na prima! Nicht mal beim Kiloangeln wollen die Fische heute beißen- dachte ich mir.
Stellenwechsel, Köderwechsel, Stellenwechsel…. dann endlich ein ersehnter Ruck in der Rute!
Mein Kleiner kurbelt und keschert den Fisch.
„Siehst du Mama! War doch ganz einfach! Einfach Köder rein- kurbeln-keschern- fertig!“
Stolz klopfe ich meinem Sohn auf die Schulter! „Ganz die Mama!“
„Und Mama….wenn du nächstes Mal wieder nichts fängst, dann zeige ich dir nochmal wie das geht. Soooo oft bis du es kannst!“

Was lernen wir aus diesem Mist?
Dass unsere Tiefkühltruhe bald voller Forellen ist!

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