Angeln vorm Kamin

Nein! Minus 14 Grad Celcius waren nicht wirklich Temperaturen bei denen man die Tage hätte angeln wollen!

 

Stattdessen feuerte ich zu Hause den Holzofen an. Sehnsüchtig schaute ich aus dem Fenster. Immerhin waren jetzt die Forellen offen!

 

Mein Sohn schaute mich mitleidig an: „ Aber Mama! Du kannst doch auch in Minecraft angeln!“

Zur Info: „Minecraft“ ist irgendein Computerspiel, dass momentan jedes zweite Kind zwischen 7 und 15 Jahren spielt und dass ich auf 30 min. täglich begrenzt habe ohne zu wissen warum es da genau geht.

 

Ich : „ Angeln? Ich dachte das ist ein Spiel wo man mit virtuellen Steinen Häuschen baut?!“

Plötzlich widerfährt mir ein Tsunami an Infos:

 

Meine Tochter: „ Da kann man bauen und Tiere züchten und „spawnen“ ….und angeln….und….“

 

Mein Sohn: „ Und der Lukas hat schon nen Kugelfisch gefangen! Und außerdem……und sowieso….“

 

Irgendwann komme ich nicht mehr mit. Irgendetwas wird „gespawnt“ und dann sucht man ein „Enderauge“ und einen „Enderdrache“ und sperrt Dorfbewohner ein, weil sonst „Endermen“ kommen und ….Langsam wird mir alles zuviel!!

 

Innerhalb von wenigen Minuten sitzen die Kinder mit dem Tablet auf dem Sofa und rufen mich zu sich her. Mama kriegt das Tablet in die Hand gedrückt und darf sich in einer virtuellen „Minecraft-Welt“ fortbewegen.

Bereits nach wenigen Sekunden entdecke ich einen See.

 

Meine Tochter: „ Jetzt musst du >Angel auswerfen< klicken….und wenn es blubbert und an der Schnur zieht drückst du „angeln“…..und wenn…“

 

Weiter kommt sie nicht. Ich habe bereits den Anhieb gesetzt und meinen ersten virtuellen Fisch geangelt. Die Kinder jubeln.

Nächster Auswurf. Es blubbert. Anhieb! Diesmal habe ich einen Kugelfisch gefangen! Alles gröhlt und freut sich wie ein Schneekönig.

Mein Sohn läuft schreiend durch die Wohnung: „Papaaaaa, Mama hat in Minecraft nen Kugelfisch geangelt!“

Mein Mann schüttelt den Kopf.

Nie hätte ich gedacht dass ich einmal bei Minusgraden auf dem Sofa mit meiner Tochter, (die keinen toten Fisch sehen kann), einmal angeln werde.

 

Meine Tochter ist begeistert: „ Weisst du Mama, wir könnten dir ein riesiges Angelhaus bauen und dir verzauberte Angeln reinstellen!“

 

Mein Sohn: „Und dann….dann bauen wir dir eine Insel und einen Steg aus Glas!“

 

Die virtuelle Welt gefällt mir!

 

Plötzlich springt ein virtueller Hund ins Wasser!

 

„Der will einen Fisch!“, meint meine Tochter,“ wenn du ihm keinen Fisch gibst, verscheucht er dir die Fische!“

 

Auf einmal wird es Nacht auf der virtuellen Mecklenburger Seenplatte!

 

Meine Tochter reist mir das Tablet aus der Hand! Schnell- du musst schlafen. Sofort!!!

 

Während meine Tochter irgendetwas herumtippt, hole ich mir einen Kaffee.

 

Aufgeregt diskutieren meine zwei Kinder über mein geplantes virtuelles Angelhaus:

 

„Wir werden dir einen Graben aus Lava um dein Angelhaus errichten! Dann kommen die „Creeper“ (Zombis) nicht rein. Und bewirf auf keinen Fall einen Endermen (irgend ein anderes Männchen) mit deiner Angel! Sonst telepathiert er sich hinter dich und tötet dich!“

 

Irgendwie gefällt mir die virtuelle Welt jetzt doch nicht mehr so sehr.

 

„Du könntest dich mit dem Internet verbinden, Mama! Dann könnte der Papa von Johanna dich im Angelhaus besuchen, der angelt doch auch! Und wenn ein Creeper kommt und euch töten will, dann könnt ihr den zusammen mit der Angel bewerfen…Johanna hat das auch schon gemacht. Damit kann man die töten. Nur in die Lava dürft ihr dann nicht reintreten, sonst seid ihr beide tot. Aber wenn der Enderdrache kommt dann macht er das Angelhaus kaputt!“

Draußen hat es mittlerweile 14,5 ° C!

Auch wenn nicht alle 2 Minuten das Wasser blubbert und ein Fisch beißt. Auch wenn sich keiner mit mir freut am Wasser. Und auch wenn ich keine eigene Insel mit Glassteg und Angelhaus habe….als ich die Vögeln zwitschern höre und spüre wie der Frühling kommt, weiß ich dass die reale Welt vielleicht nicht besser ist, aber ehrlicher und schöner.

 

Was lernen wir aus diesem Mist?

Dass reales Angeln schöner ist.

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