Gute Zeiten- Schlechte Zeiten

Nach der Schneider-Misere der letzten Wochen sagte mir ein Bekannter kürzlich:“Mich wundert es dass du noch nicht mit dem Angeln aufgehört hast, bei den paar Fischen die du aus dem Wasser holst!“. „Wundert mich auch!“, gab ich zu. Aber glücklicherweise ist angeln ja mehr als nur Fische-Fangen. Nun- immerhin wusste ich nun wo es untermaaßige Zander gibt. Und ich war mir sicher- irgendwann wird sich auch ein großer Zander dorthin verirren. Natürlich wahrscheinlich erst bei Einbruch der Dunkelheit- und dann kann ich in Baden-Württemberg wegen des Nacht-Angel-Verbots ja schon wieder die Sachen einpacken. Grrrr….

Am Freitagabend wagte ich um 19 Uhr erneut den Weg zu Rhein. Bei 35 Grad im Schatten, in Gummistiefeln, fiel mir ein dass ich die Wasserflasche vergessen hatte. Es blieb also spannend wie lange ich das heute durchhalten würde.

Nun ja….dachte ich mir. Probiere ich es doch mal mit einem dicken Wobbler- und montierte ein Stahlvorfach drauf.Nach 3 Würfen ein Schlag in der Rute! Dann ging es rund. Bereits nach 30 min. landete ich einen gut genährten 72-cm-Hecht. Setzte mich erst mal daneben und besinnte mich darauf dass ich gerade einen beachtlichen Fisch geangelt habe! Es war der erste Tag wo ich keine Kühltasche dabei hatte, da ich dachte ich würde eh nichts fangen. Murphy´s Gesetz.

Ich ging also ohne den Versuch auf Zander zu angeln nach Hause mit meinem Esox und trank zu Hause ein alkoholfreies Grape auf mich.

Dienstag-Abends kam schließlich unser Babysitter. “ Du hast die Wahl“, meinte mein Mann, “ entweder wir gehen Salsa tanzen….oder ich gehe mit dir angeln“.

Da war sie! Die Frage aller Fragen die man einem Angler…und auch keiner Anglerin stellen sollte. Die Antwort ist Programm. Mir war klar dass mein Mann lieber tanzen gegangen wäre, anstatt mit dem Laptop am Ufer des Rheins zu sitzen und mir den Kescher hinterherzutragen. Kaum 30 min. am See wurde er schon ungeduldig:

„Schatz, da vorne hat es geplätschert….! Da auch……schau mal….probiers mal da!“

Wo er Recht hatte, hatte er Recht…. so biss auch schon nach kurzer Zeit ein Barsch mit…ähmm… 3 cm?

Ich stellte mich etwas abseits ans Ufer als 2 Meter vor mir etwas größeres zu rauben schien. Rapfen???

Mehrmals warf ich die Stelle an….mit Gummifischen, Blinkern, Stickbaits. Interesse? Null! Nun- dachte ich mir…. die Suchen bestimmt Brutfische zwischen den Steinen! Ein 3 cm Stickbait  drauf und – Ratsch! Ich hatte ihn….!

Entgeistert blickte mein Mann das Ufer runter. Ein Rapfen! —- Nein—- mein (!) Rapfen!! Wo ein Rapfen ist- ist auch ein zweiter dachte mir und warf den Köder postwendend an dieselbe Stelle.

Ratsch! Da war er- Rapfen Nummer 2 !

War wohl wieder nichts mit den Zandern!—- aber stolz und glücklich trug ich meine Beute nach Hause  🙂

Mein Mann hatte  sich wohl erhofft dass ich vom Angeln nun ne Weile genug habe…. ist aber nicht so. Die guten Zeiten soll man schließlich auskosten um die schlechten zu überstehn.

Freitag nach der Arbeit investierte ich also meine letzte freie Stunde zwischen 12 und 13 Uhr in eine Spinnfischrunde am Rhein….

Sicherlich die ungünstigste Zeit zu angeln- und außer mir tümmelte sich auch weit und breit kein Angler an der Rheinmündung von Leopoldshafen.

Ich gab alles….Blinker, Gummifisch, Wobbler, Stickbaits….in allen Formen und Farben…und überall raubte es. Rechts, links, vor mir……als ich das cirka 390. Mal meine Rute auswarf- hing der Wobbler im Baum. Einen Wobbler verlieren und ohne Fisch heimkommen- das geht gar nicht! Ich rüttle und schüttle…ziehe und….Ratsch! löst sich der Wobbler, schleudert zurück und  reist mir ein beachtliches Loch in meinen linken Daumen. Und der blutet jetzt…. beachtlich. Ein Druckverband aus dem Erste-Hilfe-Kasten des Autos  verhindert erst mal das Schlimmste. Um 13 Uhr schwemmt ein Flutwelle plötzlich einen großen vom Kormoran (?) verletzten Barsch von 30 cm vor meine Füße- der war dummerweise schon tot. „Als Köderfisch?“ war mein erster Gedanke. Ich entschloß mich den Fisch mit dem Kescher zu landen bevor ihn die Strömung wegtrug. War das jetzt eigentlich ein fang?  Ratsch! Da lag ich….mit Gummistiefeln und Kleid zwischen den Steinen des Rheins. Klitschnass wegen eines toten Fisches. Jetzt erst Recht- dachte ich mir….. und angelte barfuss weiter….in nassen Klamotten….mit einem Druckverband am Daumen.

Einen Barsch mit cirka 500 g mittels einer Rute mit 30 g Wurfgewicht  zu werfen ist gar nicht so einfach….gebissen hat trotzdem nichts.  Beim abhaken des Barsches positionierte ich den Haken erneut in einem meinen Finger. Dafür habe ich im Gras ein 60 g Birnenblei gefunden. Keine Ahnung ob ich das jemals brauche….aber wie sooft im Leben hat alles seinen Sinn…… irgendwann.

Vielleicht fange ich dank dem Blei irgendwann einen Fisch….und das nur deshalb weil ich barfuss, verletzt und nass an der Rheinmündung geangelt habe?

Am Sonntag geht es mit dem Boot raus……dann entscheidet sich ob die guten Zeiten schon wieder vorbei sind.

 

Was lernen wir aus diesem Mist?

Lass den toten Fisch da wo er ist.

 

 

 

 

 

 

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