Panik auf der Luxus-Titanic

Knielinger_See

Acht Tage Urlaub auf dem Bauernhof und keine Angel-Gelegenheit in Sicht!

Als mich mein Bruder, der seit dem 16.5 verzweifelt versucht einen Hecht oder Zander zu landen, fragt ob ich Lust hätte einen Tag vor dem Urlaub mit ihm angeln zu gehen, konnte ich nicht „Nein“ sagen. Und mein Mann konnte es auch nicht. Zumindest wenn er es nicht hätte riskieren wollen, dass ich den kompletten Urlaub mit einer herzzerreisenden Sehnsucht in jeden noch so winzigen Bach starre.

Als nun auch noch Fliegenfischer Tjaark sich anschloss, war klar….ein Boot musste her.

Doch wohin?

„Am Knielinger See wird gerade gut gefangen!“ bekam ich den Tipp. Doch dort ohne Boot mit der Fliege…??? Zwecklos!

Doch das Schicksal wollte es so, dass ich – man glaubt es kaum- innerhalb von zehn Minuten ein Boot zum ausleihen bekam:

„ Also…. Das ist ein Stöpsel und den musst du ins Boot stecken. Das ist nämlich ein Boot das dank einer speziellen Technik nicht volllaufen kann….wenn du aber den Stöpsel nicht reinsteckst, säuft das Boot ab!“

Um 19 Uhr fanden wir uns alle drei am Wasser ein. Nach circa einer Stunde steckte auch der Stöpsel  endlich so drin, wie er eventuell drinstecken sollte. Das Boot war eine riesige Schüssel für bis zu 5 Personen und war so ziemlich das luxuriöseste was ich je als Boot ausgeliehen bekam.

„Vielleicht sollte sich einer von uns zum Stöpsel sitzen….Nur für den Fall dass….“, meinte mein Bruder, der sicherheitshalber schon mal eine aufblasbare Rettungsboje mit aufs Boot nahm.

Ich überlegte.

Vorsichthalber nahm ich  auch mal ein Schwimmbrett mit.

Nur Tjaark- der vertraute voll auf die Fliegenrute…und den Stöpsel!

Erfolgslos fischten wir auf allen Ebenen mit allen Techniken den Uferbereich ab. Gegen 21 Uhr  schwamm das Boot noch immer- und der Stöpsel sitzte bombenfest unter der Obhut meines nicht mehr ganz so ängstlichen Fußzehs.

Wir entschieden uns mutig zu werden und bewegten uns in Richtung Seemitte vor. Man muss schon anmerken, dass der Knielinger See einer der größten Seen in unserer Region ist!

Auf halber Strecke, plötzlich ein Krachen!

Das Ruder, welches wohl an der Bohrung der Ruderhalterung morsch war, war gebrochen. Und das Unterteil schwamm nun im See.

„Verdammt!!! Das Ruder!!!“, rief mein Bruder.

Panik auf dem Luxus-Boot! Erschrocken blickten wir zuerst uns, dann das abtreibende Ruderteil an.

Verzweifelt versuchte mein Bruder mit den Händen das Ruder zu erreichen, doch das war binnen Sekunden schon 3 Meter von uns abgetrieben.

Mit einem einzigen Ruder war dieser Kahn nicht mehr zu steuern. Und dann…wurde es auch noch dunkel!

Ich sah schon, wie uns ein Rettungskommando der Wasserschutzpolizei aufsammelte.

Naja- dachte ich, so oft wie ich Bäume und Äste hake, sollte das auch mit einem Ruder gehen.

Mit einem Topwater-Production-Köder der Drillinge hat, die so scharf sind, dass er nur noch in einer Extra-Box transportiert wird, warf ich die Spinnrute aus.

Den rechten Fußzeh- weiterhin auf dem Stöpsel!

Bingo! Das Ruder hing! Und ich war glücklicher darüber als über einen kapitalen Fang!

Danach ruderten Tjaark und mein Bruder zurück- mit jeweils einem ganzen und einem halben Ruder.

Und ich  packte aus Toleranz meine Rute zusammen und lies mich mit dem Fußzeh auf dem Stöpsel an Land schippern.

Gegen 21.30 Uhr lag das Luxus-Boot wieder im Hafen. Die Männer so erschöpft wie nach dem Drill eines 2 Meter-Welses. Ich, vollgepumpt mit Adrenalin wie nach dem Biss eines Meterhechtes. Und mal wieder gingen wir alle drei nach Hause wie so oft – ohne einen einzigen Fisch.

Was lernen wir aus diesem Mist?

Dass ein Luxusboot nicht automatisch entspannter ist.

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